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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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um besser sehen zu können. Ja, es war exakt derselbe Typ, den sie sich geliehen hatten, als sie zu dieser verfluchten Fahrt nach Pollensa aufgebrochen waren. Vielleicht gab es Tausende solcher roter Seats, sicher …
    Vielleicht aber auch …?
    Das Herz setzte ihr aus.
    Mein Gott! Wenn Tim …
    »Dein Mann mag ein guter Arzt sein«, kam es aus dem Rollstuhl. »Ist er sogar. Ich weiß das. Ich habe einen Ermittler gebeten, mir über den Doktor Tim Tannert zu berichten. Was er mir schrieb, war durchaus positiv. Der Doktor Tim Tannert mag auch ein guter Ehemann sein … Na und?«
    Wieder das Bellen, diesmal nur vereinzelt.
    Tim? – Wenn es nur nicht so weit wäre. Es war unmöglich zu erkennen, wer dort im Wagen saß.
    »Ein guter Ehemann ist nun wirklich nicht gerade das, was mich beeindruckt. Ungemein praktisch vielleicht und sicher auch herzerwärmend. Manchmal … Aber das Leben hat wichtigere Dinge zu bieten. Und was unser Leben angeht, mein Herz, wir beide haben ein gemeinsames Schicksal und noch immer eine gemeinsame Rechnung, die irgendwann zu begleichen ist …«
    Worte! Lächle. Nicke. Sag irgend etwas. Halte dich an das Letzte, wiederhole es, so ist es am einfachsten.
    »Eine gemeinsame Rechnung?« wiederholte sie.
    »Keine Sorge, ich meine das nicht negativ. Wie könnte ich auch? Ich muß wohl dankbar sein, daß es mich noch gibt, nicht wahr? Vor ein paar Jahren hatte mir keiner eine Chance gegeben. Und nun …«
    Sie wollte sich umdrehen, damit er nicht Verdacht schöpfte. Sie konnte es nicht, sie war wie gelähmt. Die Worte kamen jetzt rasch, begleitet von stoßweisem Atem. So hatte sie ihn noch nie gehört.
    »Sechs bis sieben Monate Lebenserwartung, das war die Prognose. Und nicht einmal, daß ich eines Tages meinen eigenen Rollstuhl kommandieren kann, war dabei vorgesehen. Gar nichts. Wenn ich damals gesagt hätte, ich würde wieder mit meiner Arbeit beginnen, erfolgreicher denn je, sie hätten mich für verrückt erklärt.«
    »Mit deiner Arbeit? Hast du denn wirklich hier …«
    »Ja, was glaubst du denn? Meinen Betrieb hat der Staatsanwalt stillgelegt. Keinen Pfennig bekam ich heraus. Das hast du doch sicher gehört? Ich mußte von vorne anfangen. Und was meinst du, wie ich mir dieses Gut hier leisten kann? Oder meine Yacht drüben in Cala Ratjada? Meine Konten …«
    Die Stimme verschwamm. – Tim? Es war dasselbe Rot, doch die Entfernung war zu groß. Hätte sie nur ein Fernglas! Nichts zu sehen, als ein bißchen Rot und Chromgefunkel. Und trotzdem … Vielleicht war er ausgestiegen?
    »Bitte, Fred …« Sie drehte sich um. Sie brauchte alle Kraft, um ihn anzusehen. Sein Gesicht schien verändert. Die Lippen zitterten. Sie sah, daß die Adern an seinen Schläfen geschwollen waren, und die Pupillen schienen riesig.
    »Ich sage dir, ich habe Geld. Ich könnte dir die Welt zu Füßen legen … Ich will dein Glück.«
    »Und wie soll es denn aussehen, mein Glück?«
    »Du wirst sehen …« Er sagte weitere Worte, die sie nicht verstand. Sie hatte solche Mühe, sich zu konzentrieren. TIM – der Name war wie ein großes Echo, das alles andere überdeckte. Es gab eine Stelle, an der die Mauer sich ziemlich flach über einen Felsen schob. Dort vielleicht? überlegte sie. Nachts war das Gelände von Neufundländern bewacht. Außerdem, Fenster und Türen blieben verriegelt. Aber jetzt? Wenn es Tim war …
    Sie hatte ihre Ruhe wieder. Und ihr Lächeln: »Gehen wir doch in den Park. Den ganzen Tag sitze ich schon im Haus. Zeig mir deine Pflanzen, diese … Wie heißen sie nur?«
    »Sukkulenten.« Nun strahlte er, zufrieden wie ein Kind.
    »Ich hole meinen Bikini, Fred.«
    »Den brauchst du doch gar nicht. Weißt du, daß ich dich einmal sehen möchte mit deinen rotblonden Haaren wie auf dem Bild …«
    »Komm, Fred!« Sie versuchte etwas auf ihr Gesicht zu zaubern, das wie ein kokettes Lächeln aussehen könnte. Und dann ließ sie ihn einfach sitzen und lief zum Hauseingang. Es mußte schnell gehen. Er sollte glauben, daß sie das Badezeug holte – jedenfalls, bis er im Park von Son Vent war, würde Zeit vergehen. Zwar bestand das ganze Haus aus sanft geneigten Rollstuhlrampen, über die er mit beachtlicher Geschwindigkeit und fast artistischem Geschick die drei Räder steuerte, trotzdem, fünf, sechs Minuten konnte sie so herausholen.
    Sie nahm den Weg über die Frühstücksterrasse, als sie das Haus verließ. Auch von hier sah sie den roten Seat, zwar nur das Dach, aber er stand dort.
    Auf der Westseite

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