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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fraser.«
    Tim stieg aus. Die Sonne brannte im Nacken, und als er über den Platz ging, beschlich ihn das Gefühl, beobachtet zu werden. Vielleicht bildest du dir das auch nur ein? Von hier jedenfalls war weder ein Fenster noch sonst irgendeine Öffnung in der Mauer zu entdecken. Von hier aus gab es nichts als den Blick auf Stein und ein paar Vögel, große Vögel, die aus den Feigenbäumen dort drüben aufstiegen und flach über die Mauer strichen.
    Er war stehengeblieben.
    Über der halbrunden Steinumfassung des Eingangs wölbte sich ein Dach aus tongebrannten Ziegeln. Nun ja, da wären wir … Was nun? Keine Klinke. Nichts als ein eingelassenes Sicherheitsschloß. Rechts aber, ein helles Rechteck, sandsteinfarben, aber aus Metall. Beim ersten Blick hatte er es übersehen. Im Schutzblech der Anlage war eine kleine, quadratische Platte aus braunem Kunststoff eingelassen. Darüber das Gitter der Gegensprechanlage.
    Mit allem Komfort, was sonst? Er würde läuten. Und oben gab es wieder so eine Taste, die drückt dann Herr Fischer oder Herr Fraser oder wie immer er sich nannte, die Tür schwingt auf, du marschierst rein und stellst deine bewährte Erfolgs-Frage: »Haben Sie vielleicht meine Frau gesehen?«
    Nur nicht zögern! Handeln zählt.
    Tim drückte. Von der Klingel kam nicht der Hauch einer Resonanz. Aber dann, nach einer winzigen Pause ein geiferndes, sich überschlagendes, zorntobendes Bellen, das Geräusch schien das ganze Tal auszufüllen. – Reizend! Tim war Landarzt, und als Landarzt machte man Erfahrungen. Er hatte sie gemacht: Die Biester, die sich da vor Hysterie überschlugen, mußten auf den Mann dressierte Wachhunde sein!
    Das Bellen war wieder verstummt.
    Noch immer stand er vor der Tür, legte einmal die Hand darauf, um sie sofort zurückzuziehen: Glühendheiß. Der Schweiß lief ihm über die Stirn. Und als er sich nun umdrehte, um zu dem Seat zurückzugehen, war es ihm, als sei sein Körper doppelt so schwer als zuvor.
    Er ließ sich hinter das Steuerrad fallen. Die Türe schloß er nicht. Er hatte den linken Fuß noch draußen auf dem heißen Asphalt, so, als wolle er jeden Moment zurücklaufen. Er sagte nichts, und auch Helene Brandeis warf ihm nur einen kurzen Blick zu, um dann wieder die Mauer zu betrachten.
    »Helene«, sagte er schließlich, »gib mir einen von deinen verdammten Zigarillos.«
    »Nichts lieber als das.« Sie gab ihm auch Feuer, und so saßen sie, rauchten schweigend, bis es der alten Dame zuviel wurde: »Schluß! Das bringt nichts. Da meldet sich niemand.«
    Tim gab ihr keine Antwort. Er hatte den Kopf zur Seite gedreht und gegen die Nackenstütze gelehnt. Sie wußte nicht, ob er die Augen geschlossen hatte oder die Mauer begutachtete. Dann zuckte er zusammen. Ein Ton. Ein Knacken, so, als wäre ein Gerät eingeschaltet worden. Und da kam es schon: Eine Stimme.
    Helene Brandeis hatte sich aufgerichtet. Zum ersten Mal wirkte ihr Gesicht fassungslos. Die Stimme sprach Spanisch. Tim verstand nicht, was da aus dem Lautsprecher über den Platz herandröhnte. Nun war die Sprache Französisch …
    »Was soll denn das?«
    »Gleich kommt's auf deutsch, wirst du sehen.«
    Und sie hatte recht.
    »Guten Tag«, hörte Tim. »Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie sich auf einer Privatstraße befinden, die durch privaten Grund führt und bitten deshalb höflich, daß Sie diesen Besitz wieder verlassen und Ihre Fahrt fortsetzen, wozu wir Ihnen schönen Aufenthalt auf Mallorca wünschen …«
    Tim atmete tief durch. Er spuckte den Zigarillo auf den Asphalt, ließ den Motor an und gab Gas.
    »Das gibt's doch alles nicht!«
    »Anscheinend doch. Mit ein bißchen Fantasie kann man's sogar glauben. Und jetzt, Tim, jetzt machen wir bei anderen Leuten noch einen Besuch. Und die werden uns reinlassen.«
    »Besuch? Wo? – Ich habe langsam die Schnauze voll.«
    »Ich auch. Bei der Guardia Civil melden wir uns trotzdem. Wie hieß dein Freund noch?«
    »Rigo«, sagte Tim. »Brigada Pablo Rigo.«
    15 Uhr 35
    »Wie ich erfuhr, daß du auf der Insel bist? Interessante Frage, nicht wahr, Melissa? Aber es gibt noch eine viel wichtigere. Ich frage dich …«
    Der Rollstuhl rückte näher, langsam, lautlos, näher und näher, Zentimeter um Zentimeter: »Ich frage dich, wie willst du eine solche Wiederbegegnung nennen? Nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit war unser Wiedersehen unmöglich, statistisch gesehen ein Witz. Ein Sandkorn unter Milliarden … Und trotzdem …«
    Sie fühlte, roch

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