Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
mit seinen Ketten. »Alcest und sein Zirkel werden zur Hölle fahren, sofern sie es nicht schon getan haben. Unser braver Coroner hier wird dafür sorgen, daß das Kanzleiamt hart zuschlägt und dieses Schlupfloch zustopft. Auch wird es noch interessant werden, wenn der Kanzler die Buchprüfer anweist, die alten Akten zu durchforsten. Mir wäre es jedenfalls äußerst unlieb, wenn sich herumspricht, daß ich derjenige war, der Alcest verraten hat. Ich mag mit dem Leben davonkommen, aber Sir John hat dafür höchst wertvolle Erkenntnisse erhalten.«
    »Aye, da hast du recht.« Cranston seufzte. »Und es wäre immer so weitergegangen. Man hätte Alcests Nachfolger angesprochen, und es ist schwer zu widerstehen, wenn einer Gold für einen einfachen Brief bietet.« Er hockte sich vor dem Vikar nieder. »Wußte Lesures über die Sache Bescheid?«
    »Kommt, kommt, Sir John! Lesures ist dafür bekannt, daß er eine Vorliebe für einen hübschen Knabenarsch hat. Das dürfte Alcest ebenfalls gewußt haben.« Er zuckte die Achseln. »Lesures hatte nichts zu fürchten. Es gab kein gefälschtes Siegel, und er brauchte nur beide Augen zuzudrücken.«
    Athelstan verschränkte die Arme und fragte sich, ob Lesures wirklich der weinerliche alte Mann war, als der er auftrat. Oder hatte er bei den Morden die Hand im Spiel? Hatte er es satt gehabt, sich von Alcest erpressen zu lassen oder hatte er das Unternehmen selbst an sich reißen wollen?
    »Und das ist alles, was du uns erzählen kannst?« fragte Cranston.
    »Bekomme ich die Freiheit, Sir John?«
    »Ich gebe dem Kerkermeister entsprechende Anweisungen. Du kommst noch heute abend frei.«
    »Und Ihr werdet nicht verraten, was ich Euch über Alcest erzählt habe?«
    »Nein, ich werde es für mich behalten, als hätte Athelstan es unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses erfahren. Aber ich will dein hübsches Gesicht die nächsten paar Sommer nicht in London sehen.«
    »Oh, keine Sorge, Sir John.« Der Vikar der Hölle fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich denke, es wird Zeit, daß ich einmal auf Reisen gehe. Vielleicht kann Clarice ja mitkommen. Aber ich habe Euer Wort, daß ich nicht hängen werde?«
    Cranston nickte.
    »Das meine ebenfalls«, sagte Athelstan und wandte sich ab, um nach dem Wärter zu rufen.
    »Ihr seid gute Männer.«
    Cranston lachte.
    »Ihr seid gute Männer«, wiederholte der Vikar der Hölle, und sein Gesicht war ernst.
    Und zum ersten Mal konnte Athelstan sich diesen jungen Mann als Priester vorstellen, wie er die Messe las oder von einer Kanzel predigte.
    »Ich bin ein Gauner«, fuhr der Vikar fort, »und die Welt ist voller Schurkerei, aber keiner von Euch beiden ist korrupt. Was Alcest und die anderen getan haben — nun, es gibt keinen Beamten der Krone, der nicht unter der Hand einmal Geld annimmt. Aber Ihr seid anders. Ihr seid so ehrlich, wie der Tag lang ist. Deshalb will ich Euch noch zwei Dinge sagen, und zwar unentgeltlich. Erstens: Dieser eine Schreiber, der aus der Themse gefischt wurde...«
    »Chapler?«
    »Ganz recht, den meine ich. Der war wie Ihr, Sir John. Er ließ sich nicht bestechen. Er trieb sich nicht mit den Huren herum. Alle meine Schurken gingen ihm aus dem Weg und machten ihre Geschäfte mit Alcest.«
    »Das ist interessant«, sagte Athelstan leise.
    »Aye, Bruder, das ist es. Und für dich habe ich auch noch etwas. Ich habe von deinem wunderbaren Kruzifix gehört. Sogar die Straßendiebe und Schurken von Whitefriars überlegen sich schon, ihm einen Besuch abzustatten.«
    »Aber du hältst es nicht für ein Wunder, wie?«
    »Nein, Bruder, ich nicht. Der liebe Gott ist zu beschäftigt, um Southwark zu besuchen. Du bist nach Christus das Beste, was die Bande dort bekommen wird.«
    Athelstand verneigte sich andeutungsweise für dieses Kompliment.
    »Wenn unser guter Coroner mich vor dem Abendläuten gehen läßt, so wüßte ich jemanden, der helfen kann — vorausgesetzt, er kann Southwark betreten und wieder verlassen, ohne verhaftet zu werden.«
    »Wer ist das?« fragte Athelstan.
    »Der Sanctus-Mann. Es gibt keine falsche Reliquie, die er nicht schon verkauft, keine Gaukelei, die er nicht schon vollbracht hätte. Cranston soll mich freilassen, und du sei zum Vesperläuten an deiner Kirche. Wenn dein Kruzifix wundertätig ist, so wird der Sanctus-Mann es dir sagen.«
    Cranston klatschte in die Hände. »Oh, was für ein Tag! Was für ein Tag!« krähte er. »Der Vikar der Hölle in Newgate, und jetzt soll auch noch der

Weitere Kostenlose Bücher