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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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der Dunkelheit hinter vorgezogenen Gardinen in der Küche und starrte auf den Yppenplatz, auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem. Wovor hatte sie eigentlich Angst? Davor, wie Brigitte Hauser sterben zu müssen, aus dem Fenster zu stürzen? Stand er vielleicht jetzt irgendwo da unten, verborgen hinter einem der Marktstände, beobachtete das Haus, wartete auf den idealen Augenblick? Hatte sie die Haustür abgeschlossen?
    Eine Art Schwindelgefühl ließ sie einen halben Schritt zurücktreten.
    Wovor hatte man eigentlich mehr Angst? Vor dem Tod oder vor dem Sterben? Wie war es, wenn man getötet wurde? Hörte das Leben bereits dort auf, wo der Kampf ums Überleben begann, oder erst dort, wo das Leben den Körper verließ? Hatten ihre Eltern realisiert, dass sie sterben würden, oder war alles so schnell gegangen, dass sie erst dort, wo sie jetzt waren, bemerkt hatten, nicht mehr in ihren Körpern zu sein? Realisierte man Sterben, realisierte man den Tod? War es nicht vielmehr so, dass man Angst davor hatte, Schmerzen ertragen zu müssen? Davor, danach einfach nicht mehr da zu sein?
    Aus.
    Vorbei.
    Schwarzblende.
    Keine Erinnerung, keine Gefühle, keine Gedanken mehr. Alles weg.
    Angst war so gesehen der natürliche Schutz vor dem Unerklärlichen. Wieder ein Teil des Lebens, den man nicht rational erklären konnte. Die Zersetzung des Körpers, der Verwesungsgrad, die Verflüssigung des Gewebes. Das alles konnte logisch begründet werden. Aber nicht der Übergang vom Hier ins Dort. Genau davor hatten die Menschen wohl Angst, war sich Sarah sicher. » Wenn man den Kopf in den Sand steckt, bleibt doch der Hintern zu sehen. Also was soll’s«, sagte sie laut und beschloss, sich nicht verrückt machen zu lassen.
    Sie schaltete das Licht an, ging ins Wohnzimmer und legte eine CD ein. Lateinamerikanische Rhythmen machten sich in der Wohnung breit. » Mi Buenaventura.« Mit der Musik verschwand auch die Angst, und das Leben kam zurück. Sarah tanzte in ihr Schlafzimmer, zog sich einen grauen Jogginganzug an, tanzte über den Flur zurück in die Küche, holte den Pastatopf aus dem Küchenschrank, füllte Wasser ein und stellte ihn auf den Herd, behielt den Takt in den Beinen. Augenblicklich gesellte sich Marie zu ihr und setzte sich neben sie. » Okay«, sagte sie zu der Katze. » Ich, Spaghetti mit Pesto und ein Glas Weißwein.« Sie beugte sich zu ihr hinunter. » Ich weiß, Marie, Alkohol ist keine Lösung, aber manchmal einfach notwendig. Aber davon verstehst du nichts. Du bist eine Katze, mein Schatz. Für dich gibt’s Rind mit Herz aus der Dose und frisches Wasser.«

Freitag, 16. April

20
    Der Freitagmorgen präsentierte sich grau und regnerisch.
    Um halb acht verließ Sarah die Wohnung. Sicherheitshalber zog sie ihren Sommermantel über und nahm einen Schirm mit. Chris war nicht nach Hause gekommen. Dem Kalender in der Küche konnte sie entnehmen, dass er heute Abend nicht arbeiten musste. Sie würde später versuchen, ihn zu erreichen.
    Sie selbst hatte schlecht geschlafen. Drei Mal war sie aufgestanden und hatte sich vergewissert, dass die Wohnungstür fest verschlossen war. Nach dem letzten Mal konnte sie nicht wieder einschlafen. Die Angst war zurückgekommen. Schließlich war sie ganz aufgestanden, hatte überall in der Wohnung Licht gemacht und begonnen aufzuräumen, Maries Katzenklo gesäubert, lange geduscht und Haare gewaschen. Dabei war ihr Shampoo ins Auge gekommen und sie hatte minutenlang einfach nur unter dem warmen Wasserstrahl gestanden und gewartet, bis der brennende Schmerz nachließ. Dabei war ihr die Filmszene aus Hitchcocks » Psycho« eingefallen, wie der Psychopath die attraktive Sekretärin mit dem Messer unter der Dusche ersticht. Es war wie mit Flugzeugkatastrophenfilmen, an die erinnerte man sich auch immer genau dann, wenn man in einem Flugzeug saß.
    Sie hatte das Wasser abgedreht und sich angezogen.
    Kurz vor acht betrat sie das Eiles auf der Josefstädter Straße. Das Café war ein traditionelles Wiener Kaffeehaus.
    Lackners Kanzlei lag ums Eck, er wollte noch frühstücken, bevor er sich auf den Weg zum Gericht machte. Sarah sah sich um, konnte den Anwalt jedoch nirgends entdecken. Eine Kellnerin in weißer Bluse und schwarzem Rock kam auf sie zu.
    » Kann ich Ihnen helfen?«
    » Einen Tisch für zwei Personen.«
    » Raucher- oder Nichtraucherbereich?«
    Sie überlegte kurz, ob Lackner Raucher war. » Nichtraucher«, sagte sie dann. Es war ihr nämlich egal, ob er rauchte oder nicht,

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