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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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sich groß, böse und furchterregend zu verhalten. Sie wollte sich vor ihm fürchten, aber seine Reglosigkeit hatte genau den gegenteiligen Effekt. Aus irgendeinem Grund beruhigte er sie, ließ ihr Herz mit jedem Moment einen Takt langsamer schlagen. Was machte er da? Gab er ihr Zeit, sich an seine Verwandlung zu gewöhnen? In der Hoffnung, sie würde vergessen, was sie gesehen hatte?
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Keine Chance. Das Bild dieser schwarzblauen Schuppen, des Stachelschwanzes, der rasiermesserscharfen Reißzähne wurde sie nicht wieder los.
    Er war ihr gehender, sprechender Albtraum. Ein gut aussehender Albtraum, aber …
    Sexy hin oder her, Bastian machte ihr immer noch Angst. Seine Intensität verlieh dem Ganzen nur noch einen besonderen Geschmack – ungefähr wie die Spezialsoße auf dem Big Mac.
    Noch während sie mit der Panik kämpfte, fiel ihr plötzlich der alte Burger-Werbesong ein. Er riss sie mit, sie hielt sich am Vertrauten fest und versuchte mit aller Kraft, sich an den Text zu erinnern.
    Sie konnte die Musik hören: die fröhliche Melodie im Hintergrund, während der Friseur dem Jungen einen Ronald McDonald-Haarschnitt verpasste.
    Stell dir mal vor …
    Ja, und irgendwas mit einem Ort. Und lächelnden Menschen.
    Okay. In Ordnung. Gleich hätte sie es, die Melodie und der Text verschmolzen, halfen, ihren Herzschlag zu beruhigen.
    Stell dir mal vor, da ist ein Platz, du weißt schon, wo. Da schenkt man dir ein Lächeln und sagt: Einfach gut!
    Ha! Da war es plötzlich, genauso wie ihre Fähigkeit zu atmen.
    Noch immer gefesselt von Bastians Blick, rutschte sie in der Hoffnung, eine Bewegung würde den Bann brechen, auf dem Sitz hin und her. Sie musste ihn nicht ansehen. Augenkontakt war schließlich eine freiwillige Angelegenheit, oder nicht? Sie musste einfach nur etwas anderes finden, auf das sie ihren Blick richten konnte, etwas, das nicht dafür sorgte, dass ihr das Herz den Brustkorb sprengen wollte.
    Der kleine Engel regte sich in ihrem Arm und gab einen dieser herzerweichenden Babylaute von sich. Myst blinzelte, sah nach unten – und brach den Zauber, den Bastian über sie gelegt hatte. Ohne aufzuwachen streckte sich der Säugling, dann runzelte er die Stirn, zog die zarten, sanft g eschwungenen Brauen zusammen, bis sich eine winzige Falte bildete. Der Anblick wirkte auf Myst wie ein Katalysator, erinnerte sie an Caroline. Sie hatte ihrer Patientin versprochen, ihren wunderbaren kleinen Jungen zu beschützen.
    Ganz gleich, was Bastian tat, das konnte er nicht ausstechen.
    Ein knirschendes Geräusch durchbrach die Stille. Schwarzes Leder blitzte am Rand ihres Sichtfelds auf. Bastian hatte sich in Bewegung gesetzt, kam mit seinen langen Beinen um die Kühlerhaube ihres Wagens. Myst spannte die Muskeln an, maß die Breite seiner Schultern, seine muskelbepackten Arme, die Art und Weise, wie seine muskulösen Beine sich an- und wieder entspannten. Das Wort UNBESIEGBAR fiel ihr ein – und hallte in Großbuchstaben in ihrem Geist wider –, aber als er herankam, erkannte sie noch etwas. Er näherte sich vorsichtig, fast schon sanft … als versuche er, sie nicht zu überfordern.
    Zu jeder anderen Zeit hätte sie ihm das hoch angerechnet. Wäre dankbar gewesen für die Großzügigkeit. Aber nicht heute Nacht. Vertrauen stand nicht zur Debatte. Damit hatte sie es bereits versucht – vorhin, vor Carolines Haus – und eine hässliche Überraschung aus dem Hut gezogen. Sie weigerte sich, eine zweite Runde einzuläuten, in der er sie in helle Panik versetzen könnte.
    Bastian blieb neben der Fahrertür stehen. In Zeitlupe löste sie ihren verkrampften Griff vom Lenkrad. Sie wollte ihren Entführer nicht durch eine unvorsichtige Bewegung dazu bringen loszuspringen … oder ihr nachzusetzen, bevor sie so weit war. Sie legte beide Arme um das Baby und hielt es fest. Der Kleine zog die Nase kraus, die winzigen Fäustchen unter das Kinn gezogen, tolerierte die Bewegung aber. Gott sei Dank. Ihn hin und her schaukeln zu müssen, während sie über die Mittelkonsole auf den Beifahrersitz krabbelte, konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Aber wenn Bast ian versuchen sollte, sie zu berühren, wäre Flucht ihre ei nzige Option. Die Muskeln in Bastians Unterarm spannten sich an, als seine Hand den Türgriff umschloss. Myst schlug mit der geballten Faust auf den kleinen schwarzen Knopf. Die Schlösser rasteten ein, das Klack hallte laut durch die Stille.
    In seinen Augenwinkeln zeigten sich kleine Falten.

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