Toedliches Verlangen
wen? Nicht für sie. Bastian war zu groß, zu stark … und jetzt definitiv zu nah. Sie schwebte am Rande einer ausgewachsenen Panikattacke. Myst konnte fühlen, wie die Angst sich in ihren Lungen ausbreitete, durch ihre Adern pulsierte, ihren Blick unscharf werden ließ. Ihre Zähne begannen zu klappern. Sie konnte nicht atmen. Es war nicht genug Sauerstoff im Raum – in der Höhle … was auch immer! – und sie … o Gott …
»Myst … Bellmia .« Bastians Hand strich über ihren Nacken. Ganz vorsichtig kam sie auf ihrer allzu feinfühligen Haut zu liegen. Sie erzitterte, als ein kribbelndes Gefühl in sinnlichen Kreisen ihr Rückgrat hinunterglitt.
»Ich k-kann nicht atmen.« Ihre Muskeln bebten, sie konnte das Baby nicht mehr festhalten. »Ich lasse ihn f-fallen. Ich …«
»Nein, das wirst du nicht. Er ist in Sicherheit bei dir … ganz in Sicherheit … so wie du bei mir.«
Bastians tiefe Stimme drang von fern zu ihr hin, wie ein verrauschtes Radiosignal. Sie richtete sich danach aus, hielt sich an der zerbrechlichen Verbindung fest. Es war verrückt, aber sie brauchte seine beruhigende Berührung. Klammerte sich an jedes seiner gemurmelten Worte wie an einen Rettungsring, trieb in seinen Armen, während er ihren Ellbogen umfasste. Seine Handfläche war schwielig, genau an den richtigen Stellen rau … wie die eines Mannes sein sollte. Irgendwie machte dieser Makel ihn ungefährlich, brachte ihn auf eine Ebene mit menschlichen Männern.
Gar nicht gut. In ihrer Wohlfühlzone hatte er nichts verloren. Noch nicht einmal in der Nähe davon. Doch wenn sie ihn mit den Männern verglich, die sie kannte, landete er natürlich unmittelbar über normal, genau in der Mitte ihres Ich-will-dich-kennenlernen-Radars.
»Festhalten, Süße.« Behutsam zog er ihr Handgelenk an einem scharfkantigen Stück Metall vorbei. »Wir haben es gleich. Dreh deinen Arm ein bisschen … ja, genau so.«
Sie nickte und befolgte seine Anweisungen. Als ihre Hand aus dem Loch auftauchte, legte er seine Handfläche auf die ihre, seine linke auf ihre rechte. Seine Finger strichen über ihre, verschränkten sich mit ihnen, schlossen sich und schützten ihre Haut auf dem Weg nach draußen. Sanft drehte er ihren Unterarm Richtung Decke, um sich die Wunde anzusehen.
»Du hast dich geschnitten.«
Sie ballte die Hand zur Faust und zog. »Lass los.«
Er löste den Blick vom schmalen Rinnsal aus Blut auf ihrem Unterarm. Als ihre Blicke sich trafen, verstärkte sich sein Griff um ihre Hand. Nicht sehr, aber genug, um Mysts Panikparade erneut in einen Trommelwirbel ausbrechen zu lassen. Bumm, bummm, bumm. Wieder raste ihr Herz.
»Bitte.«
»Versprichst du, nicht wegzulaufen?«
»Ja«, sagte sie ein wenig zu schnell. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er ihre Lüge erkannte, und sie stammelte drauflos: »Ich verspreche es … Hand aufs Herz und bei meinem eigenen Grab …« Ihre Stimme erstarb, als er beide Augenbrauen hob. Sie versuchte, sich wieder zu fassen. »Okay … nicht mein Grab , aber du verstehst, was ich meine, also …«
»Hör zu, ich weiß, dass du gerade eine Menge zu verarbeiten hast. Ich verstehe das. Wirklich.« Eine Hand lag noch immer auf ihrem Nacken, die andere hielt die ihre fest. Es war, als tanzten sie, ohne sich zu bewegen. Und ohne ihr Einverständnis. Er seufzte, als sei er müde. »Aber die Sache ist die. Du rennst weg. Ich laufe dir hinterher, und dann sind wir wieder genau da, wo wir angefangen haben … ich halte dich fest. Also sparen wir uns das. Du kannst die Sache hier nicht gewinnen, Myst. Du bist hier. Ich bin es auch. Akzeptiere das, damit wir weitermachen können.«
»Ich will nach Hause.« Mist. Nicht gerade ein überzeugendes Argument. Sie klang wie eine verwöhnte Sechsjährige. Sie holte tief Luft und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Ich werde niemandem etwas sagen, Bastian. Ich halte den Mund. Ich kann Geheimnisse ganz hervorragend für mich behalten … nichts kann ich besser. Es wäre so, als wäre das hier alles nicht geschehen. Ich gehe nach Hause. Du gehst …«
»Vielleicht glaube ich dir …« Er hielt inne. Sie schöpfte Hoffnung. Mit einem schnellen Schlag machte er sie wieder zunichte. »Vielleicht aber auch nicht. Aber das ist nicht das eigentliche Problem.«
Nicht das eigentliche Problem? Problematischer als die Tatsache, dass er sie gekidnappt hatte? »So schlimm kann es nicht sein. Nicht schlimm genug, um mich hier festzuhalten.«
Seine Hand schloss sich noch
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