Toedliches Verlangen
beständig daran, wie gut sie schmeckte. Wie perfekt ihr Körper sich dem seinen angepasst hatte. Wie sehr er sich danach verzehrte, ihre zarte Haut noch einmal zu berühren. Der Sex mit ihr wäre überwältigend. Lebensverändernd. Eine heiße, schweißtreibende, herrlich intensive Vereinigung.
Himmel. Er war echt in Schwierigkeiten.
Er fantasierte von Bettgeschichten, und Myst befand sich noch nicht mal im selben Universum. Wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Wie hatte sie ihn genannt? Ach ja, einen Wahnsinnigen. Und erst die Beschreibung seiner Art: Ding . Sie passten wirklich hervorragend zueinander!
Bastian mahlte mit den Kiefern und begrüßte das Stechen der Fangzähne in der Unterlippe, während er versuchte, ihre Stimme auszublenden. Es klappte nicht. Die Angst, mit der sie sich am Haus an ihm festgeklammert hatte, drang deutlich zu ihm durch.
Verdammter Mist. Seine Reaktion auf sie war egal, ihre Reaktion auf ihn machte ihn noch viel wütender! Auch wenn es ungerecht war.
Sie musste ihn fürchten.
Jeder Mensch mit einem Funken Verstand hätte Angst vor ihm. Schließlich war er für ihre Spezies die fleischgewordene Kreatur des Bösen. Spielte es denn eine Rolle, dass er hier gar nicht der Bösewicht war? Dass er die Razorback bekämpfte, um sowohl sein eigenes Blut als auch die Menschen zu schützen? Sie vor dem Wahnsinn zu bewahren, den Ivar so gerne sähe? Nein, natürlich nicht. Wie bei allem in der menschlichen Gesellschaft wog auch hier der äußere Schein schwerer als die Wahrheit. Eitelkeit war der uneingeschränkte Herrscher. Und Bestie blieb Bestie, edle Motive hin oder her.
Bastian glitt geräuschlos über eine baumbewachsene Anhöhe. Ein erdiger Geruch stieg zusammen mit dem Duft des Wassers vom Fluss unter ihm auf. Mit angespannten Muskeln hielt er die Flügel ruhig, folgte dem wilden Lauf des blauen Bands und versuchte, Myst so wenig wie möglich durchzuschütteln.
War er nicht rücksichtsvoll?
Während sie ihn beschimpfte, zog er sich in dem Versuch, sie zu beschützen, eine Rückenzerrung zu und kümmerte sich mehr um ihr Wohlbefinden als um sein eigenes. Seine Reaktion war so vollkommen bescheuert, dass Bastian sie sich selbst nicht erklären konnte. Verdammt, er wusste ja noch nicht einmal, ob er überhaupt versuchen wollte, dieses Gefühlschaos zu durchschauen, vermutete aber, es müsste an seinem Verlangen nach Myst und seinem Schuldgefühl liegen, sie einfach mitgenommen zu haben.
Okay, der Wunsch, mit ihr zu schlafen, war recht einfach zu verstehen. Das Schuldgefühl jedoch kriegte ihn dran – es traf ihn viel zu hart und zwar an Stellen, an denen es wehtat. Die Heftigkeit des Gefühls brachte ihn ziemlich in Bedrängnis, aber nicht genug, um sie gehen zu lassen. So wenig er es sich eingestehen wollte, auf eine Frau wie Myst hatte er sein ganzes Leben gewartet. Ganz gleich, wie sehr er sie ängstigte, ihre Furcht war nicht unüberwindbar. Er konnte sie besiegen, sie dazu bringen, ihn ebenso zu wollen wie er sie – vielleicht sogar, ihn zu mögen –, wenn er sich nur genug anstrengte.
Bastians Lippen zuckten. Okay, das klang vielleicht ein bisschen arrogant. Aber er glaubte nun einmal fest an die Wirksamkeit seiner Verführungskunst. Wenn er sich ins Zeug legte, und das würde er, nicht nur für sich selbst, sondern auch für sein Volk, hätte Myst keine Chance.
Ach, und war es nicht eine edle Tat? Sich auf dem Altar des Verlangens nach dieser Frau für das Wohl des Drachenbluts zu opfern?
Was für ein Bockmist.
Er wollte sie für sich, um seine eigene Begierde zu stillen. Das Mindeste, was er tun konnte, war, es ehrlich zuzugeben. Myst verdiente mehr als eine Lügengeschichte, und als er durch das Fenster ihres Wagens spähte – und sah, wie sie zusammengekauert auf dem Fahrersitz saß und unter Tränen ein Schlaflied summte, um das Baby zu trösten und sich selbst zu beruhigen –, konnte er die Wahrheit nicht leugnen.
Er würde sich eine blutige Nase holen.
Seine Auserwählte war mehr als einfach nur attraktiv, sie war eine Kämpferin. Auch wenn sie es nicht wusste. Wahrscheinlich saß sie gerade jetzt da, haderte mit sich, ging die Ereignisse, jedes »was wenn«, wieder und wieder durch und fragte sich, was sie falsch gemacht hatte.
Dafür brauchte es Mut, jemanden, der beim nächsten Mal alles besser machen wollte. Er sollte es wissen. Er hatte den ganzen »Was-wäre-wenn«-Mist schon so oft durchgespielt, dass er den Überblick verloren hatte. Wusste, wie es
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