Toedliches Verlangen
weitere Befehle zubellte.
Rikar schaffte es nicht, länger dagegen anzukämpfen. Er ergab sich ihrem Zauber, noch während er darüber nachdachte, wie ungerecht es war. Sicher, ihre köstliche Energie würde ihm wahrscheinlich das Leben retten, aber es würde keine Rolle mehr spielen. Das Ende des Spiels sähe genau gleich aus, denn in dem Moment, in dem er aus dem Heilschlaf erwachte, würde Bastian ihm die Eier abschneiden.
12
Eins, einundzwanzig. Zwei, einundzwanzig. Drei, einundzwanzig. Vier …
»Atme«, knurrte Bastian sich selbst an, denn der Himmel wusste, all die bescheuerte Zählerei brachte ihm rein gar keine Beruhigung.
Scheiße. Scheiße. Scheiße.
Myst. O Gott, sie fasste Rikar an. Seine Frau berührte einen anderen Mann … nährte ihn …
Wieder drang ein Knurren aus seiner Kehle. Er konnte es nicht unterdrücken. Seine besitzergreifende Seite – diejenige, die von seinem Drachen beherrscht wurde – übernahm die Kontrolle und verstärkte seinen Territorialinstinkt, bis Bastian nicht mehr wusste, welcher Teil von ihm als Erstes explodieren würde: sein Kopf, sein Herz oder seine verfluchten Lungen.
Es war pure, animalische Wut. Eine Wut, die einen Mann zur Weißglut trieb, wenn ein anderer zwischen ihn und seine Frau kam.
Himmel. Er verlor den Verstand … mit einem Säugling auf dem Arm.
Er konnte ihn ohnehin nicht mehr fühlen. Das warme Bündel in seinem Arm existierte kaum auf seiner Gefühlsskala. Er war viel zu fixiert auf Myst, was keine gute Nachricht war … weder für ihn noch für den Kleinen. Wenn er die Kontrolle verlor und Rikar angriff, würde das Baby Schaden nehmen … und das wollte er auf keinen Fall.
Keuchend wie ein verwundetes Rennpferd zwang er sich, einen Fuß zu heben und rückwärts zu gehen. Schwankend krachte er mit den Schultern gegen die Wand neben der Kliniktür. Der Beton gab nach, feine Risse zogen sich wie ein Spinnennetz über das Mauerwerk. Er stemmte die Füße in den Boden, versuchte verzweifelt, sich von der Edelstahlwanne fernzuhalten.
Jesus, er war wirklich in Schwierigkeiten.
Rikar war sein bester Freund … sein Bruder. Und doch, in der Hitze seiner Wut spielte das keine Rolle. Er wollte dem Krieger den Kopf von den Schultern reißen … ihm den Schädel einschlagen dafür, dass er von der Frau trank, die er für sich beanspruchte.
Und verdammt, es ängstigte ihn, denn das Band, das Rikar und ihn einte, saß tief, führte direkt in sein Herz. Die Tatsache, dass Myst diese Verbindung einfach ausradierte, nur Stunden nachdem er sie kennengelernt hatte, erschütterte ihn schwer.
Er brauchte einen Notfallplan. Schnell. Jemanden, der ihn bewusstlos schlug, bevor die Sache schiefging, er sich nicht mehr kontrollieren konnte. Aber Sloan war voll und ganz damit beschäftigt, Mysts Befehle zu befolgen, und suchte hektisch alles zusammen, was sie brauchte.
Und verdammt – war sie nicht großartig? Gab klare Anweisungen, hatte die Situation im Griff, half seinem Freund, beruhigte ihn mit ihren Worten. Himmel, er liebte ihre Stimme, diese zarte Melodie, mit der sie Rikar besänftigte, während sie Sloan sagte, was er tun sollte.
»Myst … Baby …« Seine Stimme verwandelte sich in ein Stöhnen, als sie Rikar die Handfläche auf die Stirn legte. »Nicht …«
Sie strich seinem Freund das Haar zurück, fuhr mit ihren zarten Fingern über seine Haut. Rikar stöhnte auf, drängte sich gegen ihre Berührung. Bastian stand kurz vor der Kernschmelze, sein ganzer Körper zuckte, Schweißperlen rannen ihm den Rücken hinunter. Knurrend biss er die Zähne zusammen, presste die Knie aneinander, rief sich in Erinnerung, was er da im Arm hielt. Er musste hier raus, aber … sein Drache weigerte sich zu gehen. Totale Blockade. Ganz gleich, wie sehr er fliehen wollte – zum Schutz des Babys und zum Schutz Rikars –, Bastian konnte sich nicht bewegen.
War er nicht fantastisch, dieser ganze Territoriumsbullshit?
Nachdem er Myst einen Infusionsbeutel gereicht hatte, warf Sloan einen Blick zu ihm herüber. Er sah noch mal hin. »Oh, scheiße.«
Ganz richtig, Columbo. Sie steckten knietief in der Scheiße, und der Kerl bemerkte es jetzt erst? Klasse Detektivarbeit, Kumpel.
»Äh, Myst«, sagte Sloan mit leiser Stimme und versuchte, locker zu klingen. »Wir haben ein Problem.«
»Ich weiß.« Konzentriert riss Myst die Plastikverpackung der Infusionsnadel auf und bereitete sich darauf vor, Rikar ein Loch in den Arm zu bohren und ihm das Gebräu in die Adern zu
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