Toedliches Verlangen
Bastard hatte echt einen verdammt miesen Humor.
Bastian sah hinüber zur metallgefassten Wanduhr am gegenüberliegenden Ende der Küche. Noch etwas mehr als sechsunddreißig Stunden. So wenig Zeit, sie dazu zu bringen, ihn zu wollen … ihn zu akzeptieren.
Sloan räusperte sich. Offensichtlich sollte Bastian etwas sagen.
Venom, der bis jetzt im Durchgang gelehnt hatte, trat hinter ihn. Das Geräusch seiner Stiefel auf dem Steinboden durchbrach die Stille. »Bas, vielleicht könnten wir …«
»Wie wär’s mit einem Deal, Myst?«, fragte er und unterbrach die Kapitulation seines Kriegers. Es war ihm egal, dass Venom ein Problem damit hatte, einer Frau irgendetwas abzuschlagen. Der große Kerl würde warten müssen … sollte er sich doch dabei ein Loch in die Zunge beißen. Bastian musste seinen Vorteil aus der Situation ziehen. »Du kriegst deinen Willen, wenn ich im Gegenzug auch etwas bekomme.«
Misstrauen lag in ihren Augen. »Was?«
»Sein voller Name … der in den Annalen verzeichnet wird … wird Gregor Mayhem lauten. Und …«
Ein anerkennendes – und erleichtertes – Seufzen lief durch die Küche.
»Und?«
»Du versprichst mir, dass du während der nächsten drei Tage jede Stunde, die du wach bist …« Um des Effekts willen hielt er inne, er wollte, dass sie seine ganze Entschlossenheit spürte. »… mit mir verbringst. Kein Fluchtversuch.«
Ihr fiel der Kiefer herunter. Eine Sekunde darauf klappte sie ihn erschrocken wieder zu. »Das ist nicht fair.«
»Willst du den Namen? Dann geh auf den Deal ein. Aber sei vorsichtig, Bellmia. Denk gut darüber nach. Denn wenn du mir dein Wort erst gegeben hast …« Er sah sie mit gesenktem, warnenden Blick an. »Sorge ich dafür, dass du es hältst.«
Hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch und seinen unmöglichen Bedingungen, unterbrach Myst den Blickkontakt und sah hinab auf den Säugling. Sie spielte auf Zeit, tat so, als müsse sie die Babydecke richten, und strich dann, als könne sie nicht anders, über den Irokesenflaum, der über den Kopf des Kleinen lief.
Der Moment schien kein Ende zu nehmen, während Bastian den Atem anhielt. Sie zu etwas zu zwingen lief allem zuwider, was er glaubte, aber er musste sie in seiner Nähe haben, ohne darum kämpfen zu müssen. Es war unumgänglich … so lebenswichtig für ihn wie Nahrung und Wasser für einen gesunden Körper. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es all die selbst gezogenen Grenzen sprengte, nach denen er lebte. Er konnte sie genauso wenig verlassen, wie er aufhören konnte zu atmen.
Aber wenn sie auf den Handel einging … das absolut Beste daran? Bastian wusste, dass Myst, hätte sie ihr Wort erst gegeben, es niemals brechen würde. Selbst wenn sie es wollte.
Eine Minute lang kaute Myst auf ihrer Unterlippe herum. Dann hob sie den Kopf. Der Augenblick wurde zur Ewigkeit, als er in ihre Augen blickte … und sie seinen Blick erwiderte.
»Drei Tage.« Ihre Stimme war nichts als ein Flüstern, hinter ihren Augen maß sie ihn mit jedem Gedanken, entblößte ihn Schicht um Schicht, während sie nach dem Haken suchte . Die Falle, in die er sie locken wollte. Bastian fühlte sich beinahe schlecht bei der Vorstellung, dass sie es nie herausfinden würde. Nicht, bevor es zu spät war. »Danach ist alles wieder offen?«
Bastian nickte, sah ihr beim Denken zu, schmeckte fast schon den Sieg auf der Zunge.
»Okay, aber …« Ihre Stimme klang unglücklich, aber entschlossen, als auch sie ihm eine Warnung zukommen ließ. » Sei vorsichtig , was du dir wünschst, Bastian. Vielleicht gefällt dir nicht, was du bekommst.«
»Nicht möglich«, murmelte er und ließ zu, dass sein Blick ihr alles offenbarte, was er für sie empfand: all das Feuer, die Sehnsucht und die Begierde, die er so lange versteckt gehalten hatte.
Als ihre Wangen sich rot färbten und sie den Blick abwandte, unterdrückte Bastian den Drang, zufrieden zu knurren. Er hatte gewonnen. Die nächsten drei Tage gehörten ihm. Und ob sie es wusste oder nicht, Myst gehörte jetzt ihm. In alle Ewigkeit.
Mit vorsichtigen, präzisen Bewegungen umfasste Ivar einen der langen Reihe rostfreier Stahlgriffe und zog an der Kühlschranktür. Das Ding wehrte sich kurz und klammerte sich am Metallrahmen fest, bevor es sich mit einem schmatzenden Geräusch öffnete. Mit ruhigen Händen und rasendem Herzen ließ er den Reagenzglasständer auf die oberste Ablage gleiten. Sieben Phiolen erzitterten und schlugen klirrend gegeneinander, als Glasrand
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