Toedliches Verlangen
… und einen Plan der Notausgänge. Ein rotes X, das ihren Jackpot markierte, oder irgendetwas in der Art. Während sie darüber nachdachte, ob sie unhöflich sein und davonlaufen oder mitspielen und sich hinsetzen sollte, warf sie einen Blick durch den breiten Durchgang am anderen Ende der Küche. Ein Esszimmer lag dahinter. Und an der rechten Wand eine große Doppeltür aus Glas.
Mit einem gemurmelten »Danke« an Venom ließ Myst sich nieder.
»Also … Myst.« Venom stand im bogenförmigen Durchgang, mit einer Schulter an den Stützbalken aus Holz gelehnt. »Du bist aus Seattle?«
»Lass sie in Ruhe, Mann«, knurrte Sloan durch einen Mundvoll Waffel. Er warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. »Sorry. Er ist manchmal echt ein Ar-äh, Idiot.«
Venom schnitt eine Grimasse. »Was denn? Ich bin eben neugierig. Daran ist doch nichts auszusetzen.«
Mit dem Gefühl, plötzlich bei Twilight Zone mitzuspielen, sprang ihr Blick von einem Mann zum anderen. »Ich bin in LA geboren. Meine Mutter ist mit mir hier hochgezogen, als ich vier war.«
»Oh, ein Cali-Girl.« Ohne Warnung verfiel Venom in seine ganz eigene Interpretation von Katy Perrys »California Girls« und schnipste im Takt mit den Fingern.
»O Gott«, sagte Rikar genervt, auch wenn der Anflug eines Lächelns in seiner Stimme mitschwang.
Sloan hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu und stöhnte. »Bitte, Herr im Himmel. Mach, dass es aufhört.«
Der Kommentar kostete Mysts Selbstbeherrschung, und sie konnte sich nicht länger zurückhalten. Als sie anfing zu lachen, unterbrach Venom seinen Vortrag und grinste sie an. Mann, die waren ja fast schon entzückend. Bis auf Wick, der sie einfach nur anstarrte, als nehme er Maß für die Grillpfanne.
»Hier.«
Warm und mit einem Hauch Ahornsirup strich Bastians Atem über die Seite ihres Halses. Seine Hitze folgte, rann ihr über die Schultern, als seine Arme sich von hinten um sie legten. Von seinem Duft umgeben, atmete Myst tief ein und starrte auf den Teller voller Waffeln und Obst, den er vor ihr abgestellt hatte.
Als Nächstes tauchte Besteck auf, klirrte leise auf dem Marmor. Mit langsamer Präzision richtete er das Silber neben ihrem Teller gerade, kostete den Körperkontakt mit ihr aus, solange er konnte. Myst wollte sich wehren, ihn von sich stoßen, aber … wow. Der Kerl war Wahnsinn, nichts als harte Muskeln und verführerische Wärme.
Er summte leise neben ihrem Ohr, als wüsste er, was das für einen Effekt auf sie hatte. Diese miese Ratte. »Genieß dein Frühstück, Süße.«
Ihr Mund war trocken. Myst schluckte, zwang sich, an eine Zitrone zu denken, und unterdrückte ein Schaudern. Bei Gott, er war gefährlich. Und sie spielte mit dem Feuer. Ganz gleich, wie attraktiv sie ihn fand, sie durfte nicht zulassen, dass er sie derart schachmatt setzte. Es war ein Spiel voller Fallstricke, und ein einziger falscher Zug konnte sie das Leben kosten.
Sie ließ die Schultern kreisen und stieß gegen seine Brust. Die stille Botschaft war deutlich: Lass mich in Ruhe. Bastian war nicht schwer von Begriff, er trat zurück und gewährte ihr den Raum, den sie brauchte, um den Säugling auf ihrem Arm neu zu fassen. Als er richtig lag, griff sie nach der Gabel und bemerkte …
Dass Bastian ihre Waffel in saubere, mundgerechte Stücke zerteilt hatte. Während sie Sirup über ihr Frühstück träufelte, biss Myst sich auf die Zunge und unterdrückte den Impuls, sich bei ihm zu bedanken. Aber der Drang war so groß, dass ihr die Zähne wehtaten. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie nicht gezögert. Schließlich gab er ihr zu essen, kümmerte sich um ihr Wohlbefinden, dass es fast zu gut war, um wahr zu sein. Aber diese ganze Dr. Wohlfühl-Nummer war ein Problem. Ein potenzieller Fallstrick.
Es waren die kleinen Dinge, die den Unterschied machten, und aus einer Kleinigkeit wie, sagen wir, Dankbarkeit (Fallstrick Nummer eins) könnte bald schon Vertrauen werden (Fallstrick Nummer zwei). Vertrauen würde sich schnell in Nähe verwandeln und sich dann kopfüber in Neugier stürzen (Fallstricke Nummer drei und vier). Und Neugier sollte die Beziehung zwischen ihr und Bastian sicher nicht bestimmen. Das würde zu gar nichts führen, außer zu noch mehr nackter Haut. Und das wiederum …
Nicht darüber nachdenken. Heißer, wilder Sex war ab sofort aus ihren Gedanken gestrichen.
Mit einem wissenden Leuchten in den Augen stieß Bastian ihren Teller an. »Iss, Bellmia .«
Myst nickte und spießte ein
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