Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Glücklicher. Sie haben Joe Torre.«
»Das ist aber nicht der Grund, warum ich auf die Dodgers stehe. Sondern Los Angeles. Ich habe Familie in Los Angeles.«
»Wie nett«, sagte ich und blickte beim Vorbeifahren in die Schaufenster von Bloomingdale’s.
»Haben Sie auch Familie, Miss?«
Ich konnte nicht gewinnen. Wenn ich dem Fahrer sagte, dass ich nicht mit ihm plaudern wollte, konnte ich von Glück reden, wenn er mich nicht als unverschämt bezeichnete.
»Haben Sie gehört?«
»Ja.«
»Wo ist sie? Ihre Familie.«
Dieses Mal fiel mein Lächeln schwächer aus. »Überall verstreut.«
»Geschwister?«
»Zwei Brüder.«
»Hier in New York?«
»Nein.«
Wir sausten an den unscheinbaren Gebäuden der Lexington Avenue vorbei, bis wir beim Hintereingang des Waldorf-Astoria-Hotels an einer roten Ampel halten mussten. Es war nicht mehr weit.
»Ich habe gefragt, wo sie leben.«
Seine Stimme klang jetzt gereizt. Ich fasste nach dem Türgriff und zog einen Zehndollarschein aus der Handtasche. Erst dann tat ich das, was ich jedem nervösen Touristen empfohlen hätte, und suchte unterhalb der Trennwand nach dem Führerschein und dem Foto des Fahrers. Die Plastikhülle, in der seine Ausweispapiere hätten sein sollen, war leer.
»Texas«, log ich. »Texas und Minnesota. Machen Sie bitte die Tür auf.« Ich zog am Griff, aber der Fahrer hatte die Türen verriegelt.
Die Ampel schaltete auf Grün, und er drückte so fest aufs Gas, dass ich nach hinten fiel.
»Gut zu wissen, Miss. Falls ich auch eine Verwandtschaftsanalyse machen will«, sagte er und lachte über meine wachsende Panik. »Und Sie lassen Wesley besser dort, wo er ist, in Los Angeles. Das wäre gesünder für Sie.«
Wie viele Tage und Nächte hatte dieser Taxifahrer vor meinem Haus auf diese Gelegenheit gewartet?
»Ich heiße Griggs, Frau Staatsanwältin. Anton Griggs.«
»Machen Sie die Tür auf!«, schrie ich und tastete nach meinem Handy.
Er bremste an der Ecke zur 47. Straße, und ich hörte das Klicken der Zentralverriegelung. Ich fiel förmlich auf den Gehsteig, als ich mich gegen die Tür stemmte
und aus dem Taxi sprang, wobei ich mir den Arm an der Türkante aufschürfte. Als ich die Tür hinter mir zuschlug, klemmte sich meine Stola ein.
»Lassen Sie Wesley in Ruhe«, rief er mir hinterher. »Gegen mich und meine Brüder haben Sie keine Chance.«
Ich atmete schwer, als Anton Griggs davonsauste, und mein Kaschmirschal wie ein schlaffer Leichnam über die Straße geschleift wurde.
32
»Du klingst völlig außer Atem«, sagte Mercer. »Mach langsam, Alex.«
Ich war die eineinhalb Straßenzüge zum Restaurant praktisch gerannt und hatte dann Mercer angerufen.
»Es geht gleich wieder. Ist Mike bei dir?«
»Er telefoniert gerade in Dr. Assifs Büro. Warum?«
»Ich muss dir erzählen, was passiert ist.« Ich schilderte ihm meine alptraumhafte Taxifahrt und dass ich dem geduldigen Anton Griggs geradewegs in die Falle gegangen war. »Du musst es natürlich dem Lieutenant sagen, und ich werde Battaglia anrufen, aber sag Mike heute Abend noch nichts. Er würde wahrscheinlich durchdrehen und sich Anton und Tyrone Griggs vorknöpfen. Wir brauchen nicht noch mehr Ärger.«
»Was ist mit dem Richter?«
»Ich geh am Montag zu ihm und erzähl es ihm selbst. Es ist besser, wenn sich die Polizei der Staatsanwaltschaft darum kümmert. Ich brauche Mike als Zeugen in dem ursprünglichen Mordfall.«
»Ich lasse Anton Griggs überprüfen. Hast du das Kennzeichen?«
»Nein, nicht mal teilweise. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich wollte nur raus.«
»Verstehe. Soll ich heute bei dir übernachten?«
»Nein, danke. Ich, äh, Luc ist in der Stadt. Wir sind mit Joan und Jim zum Essen verabredet. Es ist alles in Ordnung.«
»Klingt so, als wäre Antons Plan, dir eine Heidenangst einzujagen, aufgegangen.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Bist du auf der Straße? Ich habe ein Auto hupen gehört.«
»Ich gehe gerade ins Restaurant. Versprochen.«
»Ich ruf dich morgen früh an. Hast du wieder deine samstägliche Ballettstunde?«
»Ich habe gerade meinen besten Sprung hingelegt. Morgen wird geschwänzt.«
»Du weißt, dass Battaglia dir Personenschutz gibt, sobald du ihn anrufst«, sagte Mercer. »Mir wär’s am liebsten, dass ich es mache.«
»Mir auch. Aber ich möchte warten, bis Luc morgen früh zum Flughafen fährt. Heute Abend würde ich gerne noch so tun, als hätte ich ein ganz normales Privatleben.«
»Das steht dir zu. Wir
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