Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
und erklärte den Bibliothekaren, was wir von ihnen erwarteten. »Wie schnell können Sie eine Liste der Bücher zusammenstellen, die der Bibliothek von Jasper Hunt II. gestiftet wurden?«, fragte er.
Jill Gibson kam den Kuratoren zuvor. »Wenn Sie mir gestatten, in mein Büro zu gehen, kann ich sie Ihnen sofort ausdrucken.«
Mike bat einen der jungen Cops an der Tür, sie zu begleiten. Jill schien schockiert zu sein, selbst hier in ihrem beruflichen Zuhause unter Bewachung zu stehen.
Noch bevor sie gehen konnte, meldete sich ein Kurator zu Wort. »So einfach ist das nicht, Detective. Viele der Hunt-Schenkungen sind im Laufe der Zeit hier im Haus gewesen und dann wieder nicht. Ich glaube, dass wir Ihnen mit unseren Einzelsammlungen da nützlicher sein können als ein Gesamtverzeichnis.«
Jill presste die Lippen zusammen.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Mike.
»Nehmen wir zum Beispiel den Zweiten Weltkrieg. Wie Sie wissen, waren die Fenster im Lesesaal komplett verdunkelt«, sagte der Mann. »Es gab berechtigte Befürchtungen eines Luftangriffs, sodass Entscheidungen zum Schutz der wertvollsten Bücher getroffen werden mussten.«
»Verstehe.«
»Die Gutenberg-Bibel, George Washingtons Abschiedsrede, die Aesop-Fabeln aus der Sammlung der Medici. Solche Stücke wurden zu ihrem eigenen Schutz aus der Bibliothek geschafft.«
»Und manche dieser ausgelagerten Bücher hatten einmal Jasper Hunt gehört?«, fragte Mike. »Heißt das, es ist unklar, wo sie nach ihrer Rückkehr untergebracht wurden?«
»Das zum einen, Mr Chapman. Und zum anderen ist ein Teil der wertvollsten Bücher nie wieder zu uns zurückgekehrt.«
»Weil die Hunts sie behalten haben?«
Der Mann sah zu Jill Gibson, bevor er antwortete. Er war sich bewusst, dass er eine Grenze überschritten hatte. »Soweit ich weiß. Jasper Hunt junior und einige andere Kuratoriumsmitglieder beschlossen, in aller Stille, dass es ein guter Zeitpunkt sei, sich einen Teil ihrer Schenkungen wieder zurückzuholen.«
»Sie brauchen nicht zu warten, Jill«, sagte Mike. »Offenbar wussten Sie darüber Bescheid, sahen aber keine Notwendigkeit, mich zu informieren. Gehen Sie trotzdem die Liste holen.« Dann wandte er sich an Dutton. »Jetzt sind Sie an der Reihe, Bea. Sagen Sie ihnen, was Sie brauchen.«
Bea wandte sich an ihre Kollegen, entschuldigte sich dafür, nicht genau sagen zu können, wonach wir suchten, und bat sie zu überlegen, ob Ihnen außer Zettelkatalogen, Computerlisten und digitalisierten Beständen noch andere Informationsquellen einfielen.
»Fangen wir mit der napoleonischen Description de l’Égypte an«, sagte Bea.
Sie begann mit dem offenkundigsten Versteck - dem Buch, in dem Fürst Albert von Monaco die Karte gefunden hatte, die Jasper Hunt ihm 1905 abgekauft hatte. Es wäre logisch, dass Hunt die Grimaldis vielleicht nachzuahmen versucht hatte. Talbot hatte uns am Vortag erzählt, dass sein Vater - wahrscheinlich unwissentlich - der Bibliothek erst vor zwei Jahrzehnten eine Ausgabe des zwanzig Bände umfassenden Klassikers gegeben hatte.
»In der Orient-Sammlung«, sagte einer der Herren. »Wir besitzen, glaube ich, drei Ausgaben der napoleonischen Expedition, und alle befinden sich in der Orientalischen Sammlung.«
»Du weißt, dass das nicht politisch korrekt ist«, zog
ihn die ältere Dame neben ihm auf. »Das ist jetzt die Abteilung für Asien und den Nahen Osten.«
»Genau. Heutzutage werden nur noch Teppiche als orientalisch bezeichnet«, sagte Mike.
Es war offensichtlich, dass er sein neues Team mochte. Sie waren intelligent und gewissenhaft und liebten die kostbaren Objekte in ihrer Obhut.
»Hat jemand von Ihnen diese Bücher gesehen?«
Ein Mann in einem leichten, bunt karierten Hemd und einem Sweater, der ihm lässig um die Schultern hing, hob die Hand. »Ich heiße Bruce. Bruce Havens. Ich habe früher in der Abteilung gearbeitet. Die Bände über die napoleonische Expedition sind komplett digitalisiert. Sie können sie online ansehen, ohne Ihre heimischen vier Wände zu verlassen. Die Originale sind weggeschlossen. Nur Forscher, die einen wirklich guten Grund vorweisen können, bekommen unter Aufsicht eines Kurators Zugang.«
»Kennst du die drei Ausgaben, Bruce?«
»Ich habe sie zumindest schon mal gesehen, Bea. Meinst du das?«
»Ich meine ihre Herkunft, Bruce. Was weiß man über ihre Provenienz?«
»Puh. Das ist bei dieser speziellen Sammlung ein schwieriges Thema. Vieles kam ohne Kennzeichnung rein.«
Bea wandte
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