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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehört, Jamal?«, fragte der Richter, bevor er sich an Eli Fine wandte. »Und wie begründen Sie Ihren Widerspruch gegen Ms Coopers Gesuch?«
    »Ms Coopers Absicht ist ein Verstoß gegen das im vierten Verfassungszusatz verbriefte Recht des Volkes auf Sicherheit der Person. Für jeden Bürger, dessen DNA in der kalifornischen Datenbank gespeichert ist,
stellt dieser Antrag einen unzulässigen Übergriff auf die Privatsphäre dar und eine Verletzung des Schutzes vor willkürlicher Durchsuchung und Beschlagnahme.«
    Irgendein Kollege in seiner Kanzlei hatte ihm wohl die juristischen Schlüsselbegriffe für seine Argumentation eingetrichtert, sodass er sie jetzt nur noch herunterleiern musste.
    »Verurteilte Straftäter geben einen Haufen Rechte auf. Wer ist eigentlich Ihr Mandant? Jamal Griggs oder Wesley?«
    »Ms Cooper hat ihren Antrag im Fall Kayesha Avon gestellt. Ich erhebe Einspruch im Namen von Jamal Griggs, der in diesem Ermittlungsverfahren entlastet wurde. Wer rein zufällig Straftäter in der Verwandtschaft hat, gibt dadurch nicht seine eigenen Persönlichkeitsrechte auf. Es handelt sich hier um genetische Überwachung, Euer Ehren. Das ist ein Verfassungsbruch.«
    »Sie wollen also all die Irren und Verrückten da drüben in Kalifornien schützen. Und Sie, Alexandra?«
    »Mal angenommen, Detective Chapman und ich arbeiten an einem Tötungsdelikt mit Fahrerflucht, und es gibt eine Augenzeugin. Sie nennt uns das Automodell und kann sich an die ersten drei Nummern des Kennzeichens erinnern. Wir kennen also nur einen Teil des Nummernschilds.«
    »Ja, und?«
    »Erwarten Sie da von Chapman, dass er die Ermittlungen einfach schulterzuckend einstellt, oder erwarten Sie, dass er sich an die Kraftfahrzeugbehörde wendet und sich alle Kennzeichen geben lässt, die mit diesen drei Nummern beginnen?«
    »Wir reden hier nicht über Autokennzeichen, Euer
Ehren«, sagte Fine. »Wir reden über menschliche DNA. Der überwiegende Anteil der Datenbankeinträge entfällt in allen Bundesstaaten auf Afroamerikaner und Latinos, weil sie im Strafrechtssystem überdurchschnittlich hoch vertreten sind. Diese … diese sinnlose Jagd nach einem Phantom trifft vor allem Minderheiten und benachteiligte Bevölkerungsgruppen.«
    »Sie bestreiten also nicht, dass es rein wissenschaftlich funktioniert?«
    »Darum geht es nicht. Ich finde es ungeheuerlich, dass Ms Cooper glaubt, sie könne alle Namen in der Datenbank einsehen.«
    »In der Datenbank befinden sich gar keine Namen, Euer Ehren«, sagte ich. »Die forensischen Biologen sehen keine Namen - die Einträge sind durch Nummerncodes gekennzeichnet. Wenn es tatsächlich eine Übereinstimmung gibt, müssen die Labortechniker den CODIS-Administrator des jeweiligen Bundesstaats kontaktieren, um den Namen der Person zu ermitteln. Der Schutz der Identität ist also gewährleistet.«
    Harlan Moffett strich sich übers Kinn. »Haben Sie vor, Wesley zu Thanksgiving nach Hause einzuladen, Jamal? Um es mir leichtzumachen?«
    Jamal Griggs hielt Moffetts Blick stand.
    »Also gut, Mr Fine. Ich werde die Sache prüfen und bis Anfang nächster Woche eine Entscheidung treffen.«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass Sie das noch hier im Gerichtssaal entscheiden, Euer Ehren. Ich muss morgen früh zurück nach Kalifornien.«
    »Die Staatsanwaltschaft hat acht Jahre gewartet. Also wird sie auch noch ein paar Tage länger warten.
Und Sie auch. Richten Sie Wesley aus, er soll sich dieses Wochenende anständig benehmen.«
    Jamal Griggs sah den Anwalt schief an und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Wie ich schon sagte, Mr Griggs. E Pluribus Unum . Falls Mr Fine nicht hier sein kann, bestelle ich Ihnen einen Verteidiger aus der Baxter Street.« Die Büros der Pflichtverteidiger bildeten die Straßenfront gegenüber den U-Haft-Zellen des Gerichts. »Machen Sie, was Sie wollen, Mr Fine. Es wäre aber im besten Interesse Ihres Mandanten, wenn Sie erscheinen. Das heißt vielleicht.«
    Das Wiesel ließ es sich einiges kosten, damit wir nicht in der kalifornischen Datenbank herumschnüffelten, und Jamal wollte ihn ganz bestimmt nicht enttäuschen.

6
    Ich verließ den Gerichtssaal zusammen mit meinen zwei Zeugen und ging zurück ins Büro, um meine Unterlagen abzulegen, das Sandwich zu essen, das Laura für mich bestellt hatte, und ihr zu sagen, dass Mike und ich Tina Barr einen Besuch abstatten würden.
    Auf dem FDR Drive in nördlicher Richtung herrschte kein Verkehr, sodass wir innerhalb von zwanzig

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