Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
in dem weitläufigen, leeren Raum.
    »Habt ihr gesehen, wie ihre Hand zitterte?« Ich flüsterte, damit meine Stimme nicht widerhallte.
    »Jills?«, fragte Mercer. »Nein, das ist mir entgangen.«
    »Als Battaglia und ich gestern mit ihr sprachen, hat McKinney sich eingemischt und Tina Barr als Diebin und Fälscherin bezeichnet.«

    »Und du sagtest, dass Jill von dieser Anschuldigung nichts wissen wollte.«
    »Ja, aber offenbar gibt es hier Mitarbeiter, die dieser Meinung sind.«
    »Was willst du damit sagen?« Mike stand unter einem der Gewölbebögen.
    Ich ging auf ihn zu, um nicht schreien zu müssen. »Wie kann sich Jill so sicher sein, dass die Schrift auf dem Bestellschein nicht Tinas Schrift ist?«
    »Du meinst, Tina hat ihre Schrift verstellt, damit es so aussieht, als hätte jemand anders den Schein ausgefüllt?«
    »Möglich wäre es. Für die Bibliothek gilt das Original als dauerhafter Nachweis für die Bestellung. Für den Fall, dass das Buch irgendwann vermisst wird, würden sie nach demjenigen suchen, der den Zettel ausgefüllt hat.«
    Mercer trat hinter mich. »Vielleicht hat Jill aber auch gezittert, weil sie die Schrift auf dem Zettel erkannt hat. Vielleicht ahnt sie, wer es geschrieben hat, wollte es aber nicht verraten.«
    Wir hörten Schritte auf der Marmortreppe und verstummten.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte Jill und blieb auf halber Höhe stehen.
    Unsere Schritte hallten, als wir den Raum durchquerten, und wir folgten Jill in den ersten Stock. Oben stand ein kräftig gebauter Mann, ungefähr so groß wie ich, mit verschränkten Armen und in einer graugrünen Uniform.
    »Das ist Jurij.« Jill stellte uns vor. »Von den Sicherheitschefs ist noch niemand hier. Jurij ist einer unserer Techniker, also sagen Sie uns einfach, was Sie sehen wollen, und dann können wir anfangen.«

    »Alles vom Dach bis zum Keller«, sagte Mike. »Eingänge, Ausgänge, alle Möglichkeiten, um hier rein- oder rauszukommen.«
    »Offensichtlich sind wir gerade durch den Haupteingang hereingekommen«, sagte Jill.
    »Ist das auch der Besuchereingang?«
    »In der Regel ja, Detective. Es gibt noch einen kleineren Eingang auf der 42. Straße. Jurij«, sagte sie, »wollen wir uns von oben nach unten vorarbeiten?«
    »Wie steht’s mit Ihren Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Wir haben sie seit dem elften September verschärft. An den meisten Werktagen öffnen wir um zehn Uhr. Beim Rein- und Rausgehen werden die Taschen kontrolliert.«
    »Ich habe an der Tür zwei Metalldetektoren gesehen«, sagte Mike. »Würde man damit einen Dieb mit einer Rasierklinge oder einem Messer erwischen können?«
    »Sie wissen also, wie die Gauner früher die begehrten Seiten aus den Büchern herausgeschnitten haben?« Jill und Jurij gingen ein paar Schritte vor uns. »Das ist Schnee von gestern, Mike. Seit man die Bibliotheken mit Metalldetektoren ausgestattet und ein paar große Kartendiebe verhaftet hat, werden diese Werkzeuge nicht mehr benutzt.«
    Jurij führte uns noch eine Treppe höher.
    »Wollen Sie damit sagen, dass heutzutage keine alten Drucke oder Landkarten mehr aus Büchern gestohlen werden?«
    »Diebstähle gibt es leider nach wie vor. Aber die Methoden haben sich geändert. Heute verwenden die Diebe Zahnseide.«
    »Zahnseide?«
    »Versuchen Sie’s mal, Detective. Weichen Sie das
Floss eine Weile in Wasser ein, um es steif zu machen. Vor dem Betreten der Bibliothek stecken Sie es in die Wangenhöhle, um es feucht zu halten. Damit lassen sich die Blätter genauso effektiv raustrennen. Es dauert ungefähr zehn Minuten, das alte Papier mithilfe der Zahnseide aufzuweichen. Das ist etwas nervenaufreibender als die altmodische Methode, aber es funktioniert bestens.«
    »Und man verstößt nicht mal gegen das Strafrecht. Bewaffnet mit einem gefährlichen Gegenstand - mit nasser Zahnseide.« Mike versuchte mit Jill Schritt zu halten. »Hier gibt es aber eine Menge Stufen.«
    »Alles Teil des Gesamtplans. Im Erdgeschoss befinden sich diese große offene Eingangshalle und ein Zeitschriftensaal, der von Anfang an öffentlich zugänglich war. Von dort geht es hinauf in den ersten Stock - unsere Büros werden Sie später noch sehen -, wo die Privatsammlungen untergebracht sind, und im zweiten Stock liegt unser großartiger Lesesaal. Im neunzehnten Jahrhundert folgte die Gestaltung dem Prinzip, die Benutzer der Bibliothek möglichst weitab von der lärmenden, staubigen Straße unterzubringen und ihre Arbeitsplätze in den hellsten und

Weitere Kostenlose Bücher