Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Ausgang zur Straße, sondern eine Art Sackgasse«, sagte Jill. »Ein überdachter Innenhof.«
»Und wenn der Typ von hier gesprungen ist?«
»Ich befürchte, dann wäre er direkt durch das Glasdach unter uns gestürzt. Sie wollten mir ja nicht glauben, aber diese Luke liegt über dem Bartos-Forum. Das ist der Bereich der Bibliothek, der in Anlehnung an den früheren Kristallpalast vollständig mit Glas überdacht ist. Haben Sie jetzt genug gesehen, meine Herren?«
Jill schien es eilig zu haben, uns wieder aus dem Dachstuhl hinauszubefördern. Sie ging auf dem Steg zurück in Richtung Aufzug.
»Was sind das da für Dinger?«, fragte Mike und zeigte auf zwei riesige zylinderförmige Tanks.
»Wassertanks, Mike. Über hundert Jahre alt. Korkisolierte Tonnen, die auf der größten Gipsdecke der Welt stehen. Die gesamte Bibliothek wird über diese Tanks mit Wasser versorgt«, sagte Jill und blieb stehen, um einen Blick auf die riesigen Tonnen zu werfen. »Feuer und Wasser, Detective, sind die beiden Dinge, die man als Bibliothekarin am meisten fürchtet.«
Mike stützte sich am Balken ab, um unter die Tanks zu schauen.
»Einen Augenblick, Leute«, sagte er und rutschte vorwärts, bis er mit Kopf und Schultern unter einem der Wassertanks verschwunden war. »Feuer und Wasser machen Ihnen mehr Angst als Leichen in Ihrer Turmstube?«
Wir blieben wie angewurzelt hinter Jill Gibson stehen. »Wie bitte?« Ihre Stimme war schrill.
»Sie sind mir zu schnell, meine Dame«, sagte Mike. »Ich wollte nur Ihre Aufmerksamkeit. Hier ist keine Leiche, aber vermutlich ein netter Haufen längst überfälliger Bücher aus der Bibliothek. Vielleicht können Sie eine saftige Säumnisgebühr kassieren, wenn Sie den Dieb ausfindig machen.«
Mike robbte wieder unter dem Tank hervor, und Jurij half ihm eifrig auf. »Ms Gibson, ich schwöre«, sagte Jurij. »War gestern hier, elf Uhr Vormittag. Alle vierundzwanzig Stunden wir schauen unter Tank wegen Leck. Keine Leck. War nichts. Ich selbst habe geschaut. Ich selbst.«
»Wir reden später darüber, Jurij. Seien Sie still.« Jill war nicht an seinen Beteuerungen interessiert. Wir verließen den Steg und gingen zu dem kleinen Bücherstapel, den Mike unter dem Tank hervorgeholt hatte. »Kann ich sie bitte haben?«
»Ich glaube, erst mal gehören sie uns.« Mike zog Handschuhe aus seiner Gesäßtasche und klappte dann das erste, schmale Buch auf. » Tamerlane , 1827. Edgar Allan Poe.«
»Eins von dreizehn weltweit existierenden Exemplaren, Detective. Insgesamt wurden nur fünfzig Stück gedruckt - sein erster Gedichtband. Eine Kostbarkeit, um es mal so auszudrücken.«
»Wo -«
»Es wurde in einem Tresor in der Berg-Sammlung aufbewahrt. Das ist im ersten Stock, Mike. Ich zeige es Ihnen.«
»Walt Whitmans Grashalme , 1860«, sagte Mike. »Sie haben Glück. Nur die dritte Auflage.«
»Diese spezielle Ausgabe ist wertvoller als die Erstausgabe«, sagte Jill, wobei sie Mike nervös über die Schulter blickte. »Das ist das sogenannte Blaue Buch. Whitman hatte es während seiner Zeit als Angestellter im Innenministerium auf dem Schreibtisch liegen und immer wieder überarbeitet. Der Minister fand es und hielt es für so obszön, dass Whitman auf der Stelle gefeuert wurde.«
Die nächsten vier Bücher waren größer. Drei davon waren mit farbenprächtigen Buchmalereien versehen - Handschriften von Petrarcas Gedichten, dem Werk von Horaz und Äsops Fabeln mit wunderschöner Kalligrafie auf altem Pergament. Mike las uns die Titel laut vor. Bei dem vierten Buch handelte es sich um ein Werkverzeichnis der Gemälde von Asher Durand.
Jill Gibson schnaubte. »Das wird im Kuratorium für Aufregung sorgen.«
»Warum?«, fragte Mercer.
»Durand ist ein Maler des neunzehnten Jahrhunderts, einer der Hauptvertreter der Hudson River School«, erklärte sie. »Sein großartiges Gemälde Verwandte Geister befand sich in unserem Besitz, bis wir es 2005 für ein Vermögen weiterverkauft haben.«
»Trotz des heftigen Protests vieler Kuratoriumsmitglieder«, sagte ich.
»Das ist noch milde ausgedrückt.«
»Können Sie uns später eine Aufstellung geben, wer für und wer gegen den Verkauf war?«, sagte Mercer.
»Natürlich.«
Mike nahm den großformatigen Folianten, der zuunterst lag. »John James Audubon, Vögel Amerikas , Band eins.«
»Da werden Köpfe rollen«, sagte Jill. »Dieser Band stammt aus der Hunt-Sammlung - eines der Kleinodien der Sammlung und heute ein Vermögen wert. Wenn Jasper
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