Toedliches Versprechen
und ihn ignorierte. Er wusste, dass das Teil ihrer Taktik war, aber es machte ihn fertig.
In den letzten Wochen vor den Semesterferien hatte er es nicht mehr ausgehalten. Er konnte nicht mehr dabei zusehen, wie sie mit den männlichen Barbesuchern flirtete, nur um ihn zu quälen. Lange vor Ende ihrer Schicht war er aufgestanden und gegangen. Ziellos strich er über den Campus, bis er sich schließlich, wie oft zuvor, unter den Eichen vor ihrem Fenster wiederfand.
Es war einer der Tage, an denen er nicht allein hier war. Er roch Jenkins Zigarette schon von Weitem. Verdammt, der Campuscop hatte heute Dienst und verbrachte die Nacht wieder einmal unter den Fenstern des Mädchenwohnheims, in der Hoffnung, einen Blick auf eine halb nackte Studentin zu erhaschen.
Griffin verzichtete nach Möglichkeit, hier aufzutauchen, wenn der Wachmann zum Nachtdienst eingeteilt war. Auch wenn er nichts Falsches tat, konnte man ihm sein Verhalten unter Umständen zu seinen Ungunsten auslegen, nachdem Nadine ihn bereits einmal angeschwärzt hatte. Nicht jeder auf dem Campus hätte Verständnis für seine Situation. Je seltener er auf Jenkins traf, desto besser. Was der nicht wusste, konnte er auch nicht ausplaudern. An diesem Abend war es allerdings zu spät, sich unbemerkt zurückzuziehen. Er stellte sich neben den Wachmann und nahm die Zigarette an, die dieser stumm aus dem Päckchen schüttelte. Schweigend standen sie nebeneinander und starrten auf das Gebäude vor ihnen, Jenkins auf die erleuchteten Fenster, um einen Blick auf irgendein Stück Haut zu erwischen, Griffin auf Nadines Fenster, das im Dunkeln lag. Wenn er jetzt in ihrem Zimmer sein könnte, wäre er ihr viel näher. Verdammt! Das wäre etwas anderes, als nur auf ihr Fenster zu starren. Er nahm einen letzten Zug von der Zigarette, bevor er die Glut an einem Baumstamm ausdrückte und den Stummel einsteckte. Man würde nie einen Hinweis darauf finden, dass er sich hier aufgehalten hatte, im Gegensatz zu Jenkins. Der betrachtete das Wäldchen als seinen persönlichen Aschenbecher und verteilte Kippen mit seiner DNA, wo er stand und ging.
Griffin würde sich das Rauchen wieder abgewöhnen. Er hatte nicht mehr geraucht, seit er seinen Collegeabschluss gemacht hatte. Aber für die vielen Stunden, die er auf Nadine warten musste, hatte er eine Beschäftigung gebraucht. Solange es hell war, konnte er in den alten englischen Klassikern schmökern, vor allem in Shakespeares Werken, denn der wusste um die Wirren der Liebe und unerfülltes Verlangen. Aber wenn die Dunkelheit hereinbrach, war er zur Untätigkeit verdammt, deshalb hatte er wieder begonnen zu rauchen.
Heute würde er keine zweite Zigarette anzünden. Es lohnte nicht, hier herumzustehen und auf ihr leeres Zimmer zu starren. Nadine würde erst in ein paar Stunden nach Hause kommen, und hier zu stehen hatte etwas Armseliges. Wenn er in ihrem Zimmer auf sie warten könnte … Ein Geistesblitz durchfuhr ihn. Die Lösung all seiner Probleme stand neben ihm und rauchte wie ein Schlot. Verdammt, warum war er nicht schon vor Monaten auf diese Idee gekommen, schließlich war Jenkins ihm in dieser Hinsicht schon einmal behilflich gewesen.
» Taylor, wollen Sie sich ein kleines Taschengeld verdienen?«, raunte er. Das Rauschen der Bäume über ihm ließ sein Flüstern fast ungehört verklingen, aber Jenkins drehte ihm aufmerksam den Kopf zu. »Machen Sie mir ein Exemplar des Generalschlüssels nach, den ich mir im Winter ausgeliehen habe. Ich zahle Ihnen fünfhundert Dollar.«
Jenkins blickte einige Sekunden lang nachdenklich auf Nadines dunkles Fenster. Er war zwar nicht das schärfste Messer in der Schublade, aber er war auch nicht total dämlich. Er konnte sich vermutlich zusammenreimen, was Griffin mit dem Schlüssel vorhatte. Schließlich war er dabei gewesen, als sie ihn angeschwärzt hatte. »Zweitausend Dollar«, flüsterte er schließlich zurück.
Griffin war einigermaßen fassungslos. »Sie spinnen wohl. Sie sind nicht derjenige, der hier die Bedingungen stellt. Ich bin immerhin Professor und Sie ein kleiner Wachmann, der froh sein kann, dass ich ihn nicht verpfeife, weil er nachts die Mädchen auf dem Campus beobachtet.«
Jenkins trat seine Kippe aus, zündete sich in aller Seelenruhe eine neue an und inhalierte tief.
Griffins Fingerkuppen kribbelten. Er hatte gute Lust, diesen Typen …
»Ich sehe das anders, Professor«, betonte er seinen Titel sarkastisch. »Am längeren Hebel sitzt nicht immer unbedingt
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