Toedliches Versprechen
bereits zu spät. Er hatte einen Blinddarmdurchbruch und, damit verbunden, eine Bauchfellentzündung erlitten. Er war nicht zu retten.
Mein Mann hätte aber gerettet werden können. Er war bereits am 12. Januar in der Notaufnahme des St. Josephs. Eine Ärztin, Dr. Montgomery, hat sich geweigert, ihn zu behandeln. Sie übersah nicht nur die Blinddarmentzündung, sie bezeichnete meinen Mann als Simulanten, der sich nur vor seiner Arbeit bei den Stadtwerken drücken wollte. Dann schickte sie ihn nach Hause.
Erst jetzt, nachdem ich den Verlust verarbeitet habe und endlich wieder klar denken kann, werden mir die Zusammenhänge bewusst. Ich setze Sie hiermit davon in Kenntnis, dass ich eine Klage gegen das St. Josephs Hospital und Dr. Montgomery anstreben werde.
Margery Evans
*
Hannah kam gut gelaunt nach Hause. Ihr Dienst hatte um sechs Uhr begonnen und Josh hatte sie zuvor die halbe Nacht wach gehalten. Trotzdem war sie voller Energie und gut gelaunt wie schon lange nicht mehr. Sie war immer vorsichtig gewesen, hatte Abstand zu den Menschen gehalten, niemanden zu nahe an sich herangelassen. Ihre Vergangenheit hatte sie gelehrt, insbesondere Männern gegenüber, ein gesundes Maß an Misstrauen an den Tag zu legen.
Bei Josh war ihr das nicht gelungen. Er ließ sich nicht abwimmeln, untergrub kontinuierlich und hartnäckig ihre Abwehr. Sie fühlte sich bei ihm – sicher. Sicherheit, ein Gefühl, das sie bereits vor elf Jahren verloren hatte. Sie konnte natürlich jederzeit auf einen Typen wie Griffin Gordon treffen. Andauernd hörte man im Radio von verrückten Stalkern, sah sie im Fernsehen. Ihre Opfer waren bei Weitem nicht nur irgendwelche Minirock tragenden Hollywood-Sternchen . Meistens traf es ganz normale Frauen. Es konnte jederzeit passieren. Überall.
Sie hatte, ohne es zu merken, die Angst verloren. Ein gut aussehender, willensstarker Detective war jetzt an ihrer Seite. Selbst wenn sich das zwischen ihnen nur als kurze Affäre herausstellen sollte, würde er alles in seiner Macht Stehende tun, sie zu beschützen und ihr zu helfen, wenn sie ihn darum bat. Sie vertraute ihm. Bedingungslos.
Sie trat in ihren Wohnbereich und blieb wie angewurzelt stehen. Auf dem Küchentisch stand ein riesiger Strauß roter Rosen. Das Lächeln, das sie schon den ganzen Tag mit sich herumtrug, wurde zu einem breiten Grinsen. Sie ließ ihre Tasche fallen und versenkte ihr Gesicht in den großen Blütenköpfen. Tief sog sie den betörenden Duft ein. Josh entwickelte sich gerade zum Märchenprinzen.
Ihr wurde bewusst, dass sie bereits ein wenig spät aus der Klinik gekommen war. Sie musste sich beeilen, wenn sie diesen Märchenprinzen nicht warten lassen wollte. Schnell entledigte sie sich ihrer Kleidung und warf sie in den Wäschekorb im Schlafzimmer. Sie nahm eine erfrischende Dusche, bevor sie die Sachen zusammensuchte, die sie auf der Party tragen wollte. Aufgrund der Hitze und Joshs Andeutung, dass es eine zwanglose Veranstaltung war, entschied sie sich für ein luftiges Sommerkleid. Dazu würde sie der Einfachheit halber Flip-Flops tragen.
Sie wühlte in ihrer Kommode nach dem hübschen hellgrünen Unterwäscheset, konnte aber nur den Slip finden. Wo war der BH?
Stirnrunzelnd sah sie die Schublade noch einmal durch und überprüfte den Korb mit der Schmutzwäsche. Der BH fehlte. Sie konnte sich nicht erklären, wo er abgeblieben war.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie sich beeilen musste. Josh würde gleich kommen . Sie entschied sie sich für schwarze Spitzenwäsche. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Sie würde sich heute Abend bei Josh für die Rosen bedanken. Die grüne Unterwäsche mochte sie zwar am liebsten, aber einem Mann gefiel das, was sie jetzt trug, wahrscheinlich viel besser.
Sie schlüpfte in ihr Kleid, tupfte sich ein paar Tropfen Parfüm hinter die Ohren und kämmte noch einmal durch ihr Haar.
Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür.
Sie zog ihre Flip-Flops an und öffnete Josh. Seine Kleiderwahl bestätigte ihre eigene Entscheidung. Weite, knielange Bermudashorts, schwarzes T-Shirt, Sonnenbrille, Flip-Flops. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich.
*
»Wow.« Josh schob Hannah ein paar Zentimeter zurück, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen schimmerten dunkel und verheißungsvoll. »Womit habe ich das verdient?«
Sie lächelte ihn strahlend an. »Danke für die Überraschung in meiner
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