Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Luc
Vom Netzwerk:
zweite Tasse, während er das Scharnier der Schranktür reparierte.
     
    *
     
    Griffin hastete, still vor sich hinfluchend, die Treppe hinunter. Er hatte nur kurz seinen Beobachtungsposten verlassen, um zu pinkeln. Gerade noch war Nadines Freund nackt durch ihre Wohnung spaziert und hatte Kaffee getrunken, und kaum ließ Griffin ihn aus den Augen, war er in seine Klamotten geschlüpft und verließ die Wohnung.
    Verdammt! Er würde es nicht schaffen, rechtzeitig vor dem Haus zu sein, um sich an ihn dranzuhängen. Dabei musste er endlich mehr über diesen Typen herausfinden.
    Als er die Tür aufriss, lief Nadines Freund mit einem Werkzeugkasten von seinem Auto zum Haus zurück. Mit einem Seufzen ließ er sich gegen den Türrahmen sinken. Eine ältere Frau, die vorbeiging, warf ihm einen seltsamen Blick zu. Es war Zeit, wieder unauffälliger zu agieren. Griffin kehrte in seine Wohnung zurück und sah zu, wie der Typ die kaputte Schranktür in Nadines Küche reparierte. Ein Job, den eigentlich er erledigen wollte. Er wusste nicht, wie lange die Reparatur dauern würde. Um nicht noch eine böse Überraschung zu erleben, ging er wieder hinunter und setzte sich in seinen überhitzten Lieferwagen. Er würde lieber hier auf den Typen warten, damit er ihn nicht wieder verlor. Hoffentlich blieb er nicht mehr allzu lange in ihrer Wohnung, sonst zerfloss er in der Sommerhitze.
    Er kam bereits eine Viertelstunde später aus dem Haus, stellte den Werkzeugkasten in den Kofferraum und setzte sich hinter das Steuer seines schicken SUV, der im Gegensatz zu seinem Lieferwagen eine Klimaanlage besaß, schob seine Sonnenbrille auf die Nase und fuhr los. Griffin folgte ihm vorsichtig. Der Verkehr war, wahrscheinlich wegen des Feiertags, nicht besonders dicht, und er musste aufpassen, dass er unbemerkt blieb.
    Der Typ fuhr, wie es zu seinem Auto passte, in eine verdammt hübsche Wohngegend am Charles River. Back Bay, wenn er sich nicht irrte. Das hier war zwar nicht Beacon Hill, aber viel fehlte nicht. Alte Stadthäuser, gepflegte kleine Vorgärten und Dachterrassen. Die Leute, die hier lebten, gehörten zur Elite der Stadt. Griffin hatte nichts anderes erwartet. Nadine war durchtrieben genug, sich einen reichen Typen zu angeln. Das Auto, das Haus und das Boot sprachen die Sprache des Geldes, und zwar die der großen Scheine.
    Er parkte den Lieferwagen ein paar Fahrzeuge hinter ihm, wartete, bis er ins Haus verschwand, zog seine Lieferantenmütze tiefer ins Gesicht und stieg aus. Er ging mit einem Wasserspender in der Hand am Haus des Typen vorbei und warf einen unauffälligen Blick auf das Namensschild an der Tür. Winters. Er lief weiter bis zu einer kleinen Seitenstraße und stellte den Wasserkanister neben einem Müllcontainer ab. Zurück an seinem Wagen wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er kannte den Namen und die Adresse des Mannes. Damit würde sich im Internet etwas finden lassen.
    Auf dem Rückweg stoppte er am St. Josephs und warf einen weiteren Patientenbrief ein. Dann kaufte er einen Strauß rote Rosen, den er in Nadines Wohnung, mitten auf dem Küchentresen platzierte, bevor er sich auf seinen, einigermaßen kühlen Beobachtungsposten zurückzog.
     
    *
     
    September 2001
     
    Griffin strich ein letztes Mal über die großen weißen Blütenköpfe. Die Rosen verströmten einen nahezu betäubenden Duft. Er war in drei Blumenläden gewesen, bis er den perfekten Strauß für Nadine fand. Er wollte sie mit dem gebührenden Anstand und Stil umwerben. Sie gab sich immer noch kratzbürstig und hielt ihn hin. Aber das nahm er gelassen. Sie spielte mit ihm, prüfte ihn. Gut, er würde ihr Spiel mitspielen und sie seinerseits auf die Probe stellen.
    Der Zorn vom Frühjahr war verschwunden. Er hatte begriffen, dass sie sich ihrer Gefühle für ihn noch unsicher war, dass sie nicht wusste, wie sie mit dieser Leidenschaft – die sie zweifellos empfand, wenn man den Funken sprühenden Blicken, die sie ihm zuwarf, Glauben schenken konnte – nicht richtig umgehen konnte. Sie war noch jung, also übte er Nachsicht.
    Was ihn quälte, war das Bedürfnis, ihr nah zu sein, sie zu berühren, sie wenigstens zu sehen. Deshalb musste er weiter im Peaches herumhängen. Doch manchmal war es unerträglich, ihr nahe zu sein, ohne sie anfassen zu können. Er stellte sich vor, wie seine Finger über ihre weiße seidige Haut glitten. Er träumte davon und saß mit kribbelnden Fingerspitzen in der Bar, während sie andere Männer anlächelte

Weitere Kostenlose Bücher