Toedliches Versprechen
scheinheiligen, verlogenen Wesen. Sie hatte ihm fast eineinhalb Jahre lang Hoffnung gemacht, ihm immer wieder das Gefühl gegeben, sie sei nur schwer zu haben, und jetzt zog sie diese Show ab. Er konnte vieles hinnehmen, aber wenn es um seine Karriere ging, verstand er keinen Spaß. Es war schlimm genug, dass er seine Doktorarbeit immer weiter vor sich herschob, seit er Nadine getroffen hatte und sich sein Leben nur noch um sie drehte. Sein Dekan hatte ihn mehrfach auf seine Fortschritte bei der Dissertation angesprochen. Bis jetzt hatte er ihm immer ausweichen und ihn mit Allgemeinplätzen abspeisen können. Aber Nadines Anzeige führte nicht nur zu einem Eintrag in seiner Akte. Ab jetzt stand er unter besonderer Beobachtung. Sein lockeres Leben war vorbei.
Dafür wollte er Rache.
Und dafür, dass sie ihn eineinhalb Jahre an der Nase herumgeführt hatte.
Keine einstweilige Verfügung würde ihn davon abhalten können.
*
Liz strich sich die Haare hinter das Ohr und ließ sich auf einen der Stühle auf Joshs hinterer Veranda fallen. Hannah und sie hatten Eistee gemacht, bis das herzzerreißende Quengeln ihrer Tochter, mit Fudge im Garten spielen zu dürfen, sie hinausgetrieben hatte.
Sie liebte das Ranchhaus, das Gabriel und sie restauriert hatten, obwohl ihr Vater ihr mindestens tausendmal geraten hatte, eine professionelle Firma zu engagieren. Ihr Vater hatte keine Ahnung, was es bedeutete, einen Fechtkampf mit Malerpinseln zu führen, sich an allen möglichen Körperstellen mit der Farbe zu erwischen und schließlich in einem wilden Liebesspiel auf dem farbverschmierten Boden zu landen und dabei ein neues Leben entstehen zu lassen, das jetzt ebenso wild durch den Garten tanzte. Sie liebte das Haus, das sie zu einem Zuhause für ihren Mann, ihre Tochter und Fudges Bruder Chocolate gemacht hatte. Aber sie war auch gern bei Josh. Sie mochte das alte Haus, das ihm ihr Großvater hinterlassen hatte, als er mit seiner Lebensgefährtin nach London durchbrannte. Der Dachgarten und die Veranda, die auf den kleinen gemütlichen Hinterhof hinausführte, hatte sie schon immer als zwei der gemütlichsten heimeligen Orte überhaupt gesehen. Und nun saß eine schöne, kluge und sehr schweigsame Ärztin auf dieser Veranda. Liz hatte das Gefühl, dass dieses Haus bald das feste Heim von Dr. Hannah Montgomery werden könnte.
Eigentlich war sie hergekommen, um Josh ein wenig wegen des Streites mit ihrem Vater zu ärgern und zu ergründen, warum er nicht zur jährlichen Party zum 4. Juli erschienen war. Ihre Mutter hatte sich einmal mehr Sorgen um ihn gemacht. Sie hatte nicht hören wollen, dass er sich vermutlich auf einer weniger steifen Party, auf der Flip-Flops und Shorts erlaubt waren, herumtrieb oder mit dem Boot hinausgefahren war. Josh hasste es, sich in einen Anzug zu quälen, um mit langweiligen Anwälten und Börsenmaklern Small Talk zu halten, aber das würden ihre Eltern nie begreifen. Wenn man Josh an sich binden wollte, musste man ihn loslassen können. Etwas, was Kathreen und Thomas Winters nie fertiggebracht hatten.
Ein Blick auf die Ärztin, deren Talent bereits ihre Mutter in den Himmel gelobt hatte und Liz wusste, dass Josh verloren war. Sie wünschte sich von Herzen, dass ihr Bruder in Hannah jemanden gefunden hatte, den er lieben konnte, wie sie ihren Mann. Erst, als sie Gabriel kennengelernt hatte, hatte sie begriffen, was wahre Liebe war.
Ihr Bruder hatte dieses Glück noch viel dringender nötig. Mit Schaudern dachte sie daran zurück, wie er noch vor wenigen Jahren im Krankenhaus gelegen hatte, sein Leben am seidenen Faden. Wie erleichtert sie war, als er endlich aufgewacht war, als er endlich wieder laufen konnte und die Klinik schließlich auf eigenen Beinen verließ. Er war sich im Klaren darüber, wie knapp er dem Tod entkommen war. Aber er hatte eine Weile gebraucht, das zu akzeptieren.
Sie hatte ihm Fudge geschenkt und ihn zu einem Trip mit der Black Pearl gezwungen. An jenem Nachmittag auf dem Meer war die Lebensfreude in sein Gesicht zurückgekehrt. Er war noch zu schwach gewesen, um besonders hilfreich zu sein. Sie steuerte das Boot. Ihr Bruder und sein Hund saßen am Heck, hielten ihr Gesicht in den Wind und genossen den wilden Ritt über die Wellen. Seitdem ging es aufwärts. Josh fand zurück ins Leben.
Das Einzige, was fehlte, war die perfekte Frau. Liz hatte ihn ein paar Mal zum Essen eingeladen und ihm die eine oder andere ihrer Freundinnen vorgestellt. Es hatte bei keiner
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