Toedliches Vorspiel - Roman
trampeln. »Ich hab’s!« Aufgeregt sagte ich:
»Warten Sie hier!«, und lief zurück in mein Schlafzimmer. Schnell durchsuchte ich meine Bücherregale voller Liebesromane und wählte drei aus, in denen die übereifrigen Helden von den Heldinnen gezähmt wurden. Ich lief wieder hinaus, blieb stehen und keuchte, schnappte nach Luft.
Was ziemlich schwierig war, da dieses Bustier meinen Busen bis unter meine Nase presste.
Ich hielt ihm die Bücher hin. »Lionel, lesen Sie die. Dann reden wir.« Ich hob eine Hand. »Nicht darüber, dass wir uns treffen. Ich werde mich nicht mit Ihnen treffen.« Noch deutlicher konnte ich nicht werden. »Aber diese Bücher werden Ihnen zeigen, was Frauen an Männern gefällt. Vielleicht werden wir dann eine nette Frau für ein Rendezvous für Sie finden.« Oder eine verzweifelte Frau.
Er nahm die Bücher und sah auf die Titelseiten. Darauf waren je ein Mann und eine Frau zu sehen, die sich halb ausgezogen übereinander beugten. »Die sehen …« Er schwieg, sein Gesicht wurde vor Verlegenheit noch röter.
»Lesen Sie sie«, beharrte ich.
»Wenn Sie das sagen.« Er drehte sich um und ging hinaus, dabei betrachtete er die Bücher in seiner Hand.
»Liebesromane?«, fragte Iris und steckte ihre Pistole wieder in ihre Tasche. Dann strich sie ihr schwarz-lila Hemd über ihrer schwarzen Hose glatt. »Glaubst du, dass es klug war, ihm diesen Schund zu geben?«
»Du magst keine Liebesromane?«
Sie rümpfte die Nase, so dass verborgene Falten sichtbar wurden. »Eine Frau, die darauf wartet, dass ein Mann sie rettet? Nicht in meiner Welt.«
Ich lächelte. »Sie sind nicht mehr so, Iris. In den heutigen Liebesromanen kann es genauso gut vorkommen, dass die Frau den Mann rettet. Was liest du denn gern?«
»Krimis, Serienmörder, wahre Verbrechen und Biographien von Prominenten.«
»Aha.« Ich betrachtete sie. Intensive und intelligente Augen. Iris hatte ihren Nachwuchs nach dem Tod ihres Mannes allein groß gezogen. Und nach Gabes unabhängiger Art zu urteilen, nahm ich an, dass sie ihre Söhne nicht verwöhnt hatte, wie man es anderen italienischen Müttern nachsagte. Zusätzlich zur Aufzucht dieser Kinder musste Iris auch noch erfolgreich irgendeinem Beruf nachgegangen sein. Gabe hatte erwähnt, dass ihr ein Restaurant gehörte. Jetzt war sie im Ruhestand … und vielleicht gelangweilt. »Bist du hier, um in Gabes Privatdetektei einzusteigen?« Sie schien ihm zu helfen. Sie hatte Gabe von dem Sender erzählt und Sophie im Schönheitssalon angesprochen. Ich könnte schwören, dass sie die Einladung von Sophie erschwindelt hatte.
Iris lachte und schüttelte den Kopf. »Ich werde bestimmt keine Befehle von meinem Sohn annehmen. Nein, ich bin wegen etwas hergekommen, das Gabe mir von dir erzählt hat.«
Oh-oh. Sie hatte Lionel zwar gesagt, dass ich Gabes Freundin war, aber das hätte sie auch nur sagen können, damit Lionel mich in Ruhe lässt. Vielleicht hasste sie mich, oder sie hasste die Vorstellung, dass Gabe und ich zusammen sind. Vielleicht wollte sie eine junge Frau, die ihr Enkelkinder schenkte. »Was war das, Iris?« Und warum machte ich mir darüber so viele Sorgen? Ich kannte die Tatsachen. Gabe war jünger als ich und würde wahrscheinlich
irgendwann zu einer jüngeren Frau weiterziehen.
»Frag ihn, Sam. Ich hatte heute Abend viel Spaß, aber jetzt muss ich los.«
»Warte!« Ich begleitete sie zur Haustür. »Iris, hast du heute Abend irgendetwas aus Sophie herausbekommen?«
Sie sah mich an. »Nichts Hilfreiches. Außer der Bestätigung dessen, was wir bereits wissen.«
Ich nickte. Von Gabes Mom würde ich heute nicht mehr erfahren.
»Frag Gabe, Sam. Heute Abend.« Sie ging.
Ich lief in mein Schlafzimmer, um mich umzuziehen, als ich hörte, wie Grandpa und die Jungen ins Haus kamen.
»Sam!«, rief Grandpa.
Ich packte ein langärmeliges Jeanshemd und zog es über das Bustier, dann lief ich hinaus und knöpfte es währenddessen zu. Ich sah Grandpa am Computer. »Was? Was ist los?« Mich konnte nichts mehr überraschen.
Angel und Dom sahen beide vom Tisch auf, an dem sie Kahluakaffee tranken. Dom sagte: »Wow, also da muss sich aber jemand entspannen. Warum versuchst du es nicht mal mit …«
Ich sah ihn düster an. »Wage es nicht, Buscopan zu sagen!«
Doms braune Augen wurden größer. »Buscopan? Eine Pille kann jeder einwerfen. Ich wollte einen Wellnesstag vorschlagen. Es gibt nichts Besseres, um die Giftstoffe, die uns unleidlich machen, aus dem Körper zu
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