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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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Umweltschutzbeauftragte, und ihre Arbeit war den Mächtigen ein Dorn im Auge. Es wäre halb so wild, wenn sie ihren Job nicht so ernst nähme. Aber genau das tat sie. Nicht nur Liu, sondern auch seine Geschäftspartner haben ihr Steine in den Weg gelegt. Sie hat mir davon erzählt. Das war auch einer der Gründe, warum sie mittags zu mir kam. Die lassen sie dort ja nicht mal in Frieden essen.«
    Wieder musste Chen an die ominösen Anrufe denken, die Shanshan erhalten hatte. Aber konnte eine beherzte junge Frau wie Shanshan so unter Druck geraten, dass sie zur Mörderin wurde?
    »Sie müssen ihr helfen, Herr Chen. So ein nettes Mädchen. Und sie hält große Stücke auf Sie.«
    Offenbar hatte Onkel Wang zu viel in ihre Begegnung hineininterpretiert. Oder sollte sie tatsächlich mit dem alten Mann über ihn gesprochen haben?
    Onkel Wang hatte weiter nichts Neues oder Hilfreiches zu berichten, zumindest nicht dem Polizisten Chen.
    Wie würde sich der Oberinspektor nun verhalten?
    Unter normalen Umständen hätte er sich mit der örtlichen Polizeidienststelle in Verbindung gesetzt, die ihm, wenn auch widerwillig, Zugang zu den nötigen Informationen verschafft hätte. Nachdem Wuxi nicht weit von Shanghai entfernt lag, hatte man sich schon früher immer wieder gegenseitig Amtshilfe geleistet, außerdem genoss Chen das Vertrauen einflussreicher Kreise in Peking.
    Wenn jedoch die Innere Sicherheit ihre Hand im Spiel hatte, sah die Sache anders aus.
    Er nahm sein Handy und wählte Huangs Nummer.
    »Ich muss mit Ihnen reden, Huang.«
    »Ja, Chef? Wo sollen wir uns treffen?«
    »Nun …«, Chen fühlte Onkel Wangs besorgten Blick auf sich ruhen. Die beiden Polizisten konnten sich schlecht in Gegenwart des Alten besprechen. Während er sich suchend umsah, fiel sein Blick auf einen Friseursalon schräg gegenüber, an dessen Eingang sich die übliche Spirale aus blau-weiß-roten Streifen drehte. »Kommen Sie in den Friseurladen an der Wuyou-Straße, südlich der Endstation von Buslinie Nummer 1. Ich warte dort auf Sie.«
    Er verabschiedete sich von Onkel Wang, schlenderte zu dem Friseurgeschäft und stellte aus der Nähe fest, dass es den Namen »Salon Sorglos« führte.
    Ein junges Mädchen mit rückenfreiem Top kam heraus und begrüßte ihn mit: »Hallo, Boss, ich heiße Grüne Jade.«
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass es ein Fehler gewesen war, sich hier zu verabreden. Als sie ihn bei der Hand nahm und ins Innere des Ladens zog, zeichneten sich ihre Brustwarzen unter dem dünnen Stoff ab.
    Viele Friseursalons dienten heutzutage nur noch als Fassade für sexuelle Dienstleistungen aller Art. Er hätte das wissen müssen, zumal er aus Shanghai kam, wo dies längst gängige Praxis war.
    Es befanden sich noch weitere Mädchen im Salon. Eines trug ein rotes, mit Mandarinenten besticktes Leibchen, ein anderes nur einen Spitzen-BH. Sie beäugten ihn mit Interesse. Offenbar unterschied er sich von der Kundschaft, die hier normalerweise verkehrte.
    Grüne Jade führte ihn in den von einer einzigen Neonröhre nur spärlich beleuchteten Raum und ratterte, kaum dass er sich in dem Ledersessel niedergelassen hatte, die Angebotspalette herunter: »Wir bieten jede Art von Service, Boss. Thai-Massage, Fußbäder, japanische Massage, Rückenmassage mit Öl, Ganzkörperölmassage, Haarpflege … Sagen Sie einfach, was Sie wünschen.«
    »Ich möchte einen Haarschnitt.«
    »Wir schneiden keine Haare, wir waschen sie bloß. Eine entspannende, zugleich anregende Haarwäsche mit Kopfmassage. Lockert garantiert jeden Muskel.«
    »Na dann«, erwiderte er resigniert. Es gab kein Zurück mehr, vermutlich war Huang bereits unterwegs.
    Der Ledersessel ließ sich zurückklappen, so dass Chen flach auf dem Rücken lag, den Kopf in unmittelbarer Nähe des Wasserhahns. Grüne Jade ging sofort ans Werk, massierte das Shampoo ein und drückte seine Schläfen mit geschickten Fingern. Sie schien eine professionelle Ausbildung zu haben. Während sie sich über ihn beugte, quollen ihre Brüste fast aus dem dünnen Hemdchen.
    Dann bemerkte er im Neonlicht einen tiefroten Ausschlag, der ihre nackten Arme und Schultern bedeckte.
    »Haben Sie eine Allergie?«, rief er schaudernd.
    »Keine Sorge. Das haben viele Leute hier. Bei manchen ist es noch wesentlich schlimmer. Das kommt vom Wasser aus dem See. Da werden die ganzen Industrieabwässer eingeleitet.«
    Eine weitere Bestätigung für die katastrophale Umweltverschmutzung, unter der die Anwohner zu leiden hatten.

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