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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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nicht.«
    »Völlig Ihrer Meinung, Chef. Ich bin ein Mann mit Grundsätzen, aber leider auch der Jüngste im Team. Auf mich hört keiner. Zumal jetzt, wo sich die Innere Sicherheit eingeschaltet hat. Von denen wurde der Entschluss, sie zu verhaften, ja forciert.«
    Da hatte er vermutlich recht. Chen überlegte, wie er Huang dennoch auf seine Seite ziehen konnte.
    »In diesem Fall gibt es einige Ungereimtheiten, Huang. Da ist zum einen der zeitliche Ablauf. Des Weiteren der bevorstehende Börsengang der Firma und die Auseinandersetzungen wegen der Umweltverschmutzung«, dozierte Chen. »Wie gesagt, mir wurde dieser Urlaub von höchster Stelle verordnet, aber im Grunde langweile ich mich in dem Erholungsheim. Ich denke, wir sollten uns gemeinsam um diesen Fall kümmern – Sie und ich.«
    »Sie meinen, wir könnten zusammenarbeiten, Oberinspektor Chen? Es wäre phantastisch, wenn ich unter Ihrer Leitung ermitteln könnte. Davon habe ich schon immer geträumt.«
    »Das geht nicht, es ist schließlich nicht mein Fall. Außerdem ist es noch zu früh, meine Identität preiszugeben. Ich bin nicht als Polizist in Wuxi, das muss klar sein«, erklärte Chen. »Aber Sie mögen doch Sherlock Holmes, nicht wahr? Der bleibt ja gelegentlich auch im Hintergrund und lässt die Polizisten für sich arbeiten.«
    »Ja, das kommt sogar häufiger vor.«
    »Keiner Ihrer Kollegen darf von unserer Zusammenarbeit erfahren.«
    »Wie Sie wollen, Chef.«
    »Aber wenn ich an einem Fall arbeite, egal ob im Hintergrund oder im Vordergrund, so gibt es da Dinge, die ich tun kann, und Dinge, die ich nicht tun kann.«
    »Verstehe.«
    »Man löst einen Fall nicht dadurch, dass man Leute ohne Rechtfertigung verhört und einsperrt.«
    »Sie meinen …« Huang ließ den Satz unvollendet.
    Chen wusste genau, warum der junge Polizist zögerte, also legte er nach.
    »Offengestanden habe ich mich schon gewundert, als man mich hierherschickte, zur Erholung, die ich gar nicht nötig habe. Aber Genosse Parteisekretär Zhao wird seine Gründe gehabt haben.«
    Das war nicht einmal gelogen. Er hatte sich das tatsächlich gefragt. Doch für einen eifrigen jungen Beamten musste das wie ein verborgener Hinweis klingen. Schließlich konnte Chen ja auch in geheimer Mission geschickt worden sein.
    »Auf Shanshan wurde ich aufgrund einer Äußerung des Genossen Parteisekretär Zhao aufmerksam«, sagte Chen und senkte dabei dramatisch die Stimme.
    »Was? Genosse Parteisekretär Zhao?«
    »Er hat einen Artikel von ihr gelesen – über Umweltschutz. Daraufhin hat er mich beauftragt, mir einen Eindruck von den problematischen Folgen unserer Reform zu verschaffen.« Chen hoffte, sich damit nicht allzu weit von der Wahrheit zu entfernen. »Es geht um ein umweltverträgliches Wirtschaftswachstum. Eigentlich nicht mein Gebiet, aber ich konnte schlecht ablehnen.«
    »Aha … verstehe«, stammelte Huang mit ehrfurchtsvollem Staunen. »Kein Wunder, dass Sie über alles so schnell Bescheid wussten. Umso mehr schätze ich Ihr Vertrauen in mich, Oberinspektor Chen. Dann ist die Sache natürlich höchst geheim. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Lassen Sie mir einfach alle verfügbaren Informationen über den Fall zukommen. Ach übrigens, liegt der abschließende Autopsiebericht schon vor?«
    »Ja, ich schicke Ihnen eine Kopie davon.«
    »Und der Name Zhao darf niemandem gegenüber erwähnt werden«, fügte Chen rasch noch hinzu, während er die Wagentür öffnete. »Ich weiß, die Angelegenheit ist etwas heikel, aber Sie als fähiger junger Beamter werden damit umgehen können.«
    »Natürlich. Ich halte mich ganz an Ihre Anweisungen.«
    »Dann machen wir uns an die Arbeit, Polizeimeister Huang«, sagte er. »Aber zuerst muss ich einen Bericht nach Peking schicken.«

6
     
    AM MITTWOCHMORGEN RIEF er Shanshan an.
    »Ich habe immer wieder versucht, Sie zu erreichen, Shanshan, aber ohne Erfolg.«
    »Ein Zwischenfall in der Fabrik, der sich dann aber als falscher Alarm herausstellte«, erwiderte sie. »Man hat mich erst am Abend wieder gehen lassen.«
    »Das ist ja unerhört!«, rief er, obwohl ihm das keineswegs neu war.
    Huang hatte ihm am vorigen Abend von ihrer Freilassung erzählt. Wie der Polizeimeister die bewerkstelligt hatte, versuchte Chen erst gar nicht zu ergründen. Huang hatte nur erwähnt, dass die Innere Sicherheit ihre Aufmerksamkeit jetzt auf einen gewissen Jiang konzentrierte, der sich ebenfalls mit Liu gestritten hatte. Dieser Jiang galt inzwischen als Hauptverdächtiger.

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