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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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tüchtiges Mädchen ich sei.«
    »Dass du das alles noch weißt.« Tante Huis verschrumpeltes Melonengesicht strahlte. »Und das ist …?«
    »Ach ja, das ist Yu, mein Mann.«
    Tante Hui freute sich über das unerwartete Wiedersehen, hatte jedoch außer Erinnerungen an vergangene Tage wenig mitzuteilen. Die unveränderte Existenz ihres Verkaufsstands ließ erahnen, dass sich das Leben der alten Frau kaum verbessert hatte. Behutsam lenkte Peiqin das Gespräch auf die Frage, die ihr am Herzen lag.
    »Hier gleich gegenüber wohnt doch die Familie Fu, nicht wahr?«
    »Ja, mittlerweile sind’s drei Generationen.«
    »Wie ich höre, leitet Fu Guoqiang, der älteste Enkel, jetzt einen großen Staatsbetrieb in Wuxi.«
    »Hab ich auch gehört«, erwiderte die Alte, warf Peiqin dabei aber einen misstrauischen Blick zu.
    »Dann hat unsere alte Nachbarschaft also doch ein paar erfolgreiche Leute hervorgebracht«, sagte Peiqin lächelnd.
    In dem Moment öffnete sich die Tür des gegenüberliegenden Shikumen-Hauses. Sie quietschte noch genauso in den Angeln wie vor zwanzig Jahren. Ein großer, kantiger Mann mit grauem Wollanzug und Goldrandbrille trat in die Gasse.
    Tante Hui sah Peiqin fragend an, bevor sie flüsterte: »Da ist er. Kennen Sie ihn?«
    »Nein, dazu bin ich schon zu lange weg von hier.«
    »Wir müssen jetzt gehen, Peiqin«, schaltete Yu sich ein. »Wir haben schon viel zu lange hier herumgetrödelt.«
    Er musste Peiqin nichts erklären. Sie verstand ihn auch so.
    »Ja, natürlich. Wir müssen ja noch unsere Wochenendeinkäufe erledigen«, sagte sie im Ton der pflichtbewussten Haus- und Ehefrau. »Wir schauen ein andermal wieder vorbei, Tante Hui.«
    Hand in Hand schlenderten sie davon wie das liebende Paar, das sie ja tatsächlich waren; eine leibhaftige Illustration der Schlagerzeile: Was könnte romantischer sein als leben, lieben und gemeinsam alt werden?
    Einem spontanen Entschluss folgend, gingen sie in diskreter Entfernung hinter Fu her. Chen hatte Yu zwar nichts dergleichen aufgetragen, aber es war sein freier Nachmittag, und er hatte nichts vor. Von unterwegs hatte er es noch einmal bei Bai versucht, wo sich aber immer noch niemand meldete. Es konnte also nicht schaden, wenn sie diesen Fu eine Weile im Auge behielten.
    Sie überquerten die Yan’an Lu und schließlich auch die Fuzhou Lu. Fu marschierte geradewegs Richtung Norden, ohne sich nach einem Taxi oder Bus umzusehen. Offenbar war er sich seiner Verfolger nicht bewusst.
    Auf der Nanjing Lu, die ab der Kreuzung Henan Lu Fußgängerzone war, bog er links ab und mischte sich unter die Käufer und Touristen.
    In diesem Straßenabschnitt hatte es niemand eilig, aber vor den zahlreichen Läden beiderseits der Straße herrschte teilweise ein solches Gedränge, dass man eine Person leicht aus den Augen verlieren konnte. Doch da sie dem Mann zu zweit folgten, hoffte Yu, dass sie ihn notfalls auch von der anderen Straßenseite aus im Blick behalten konnten.
    »Wir sind ja seit Monaten nicht mehr auf der Nanjing Lu gewesen«, bemerkte Peiqin.
    »Aber heute sind wir hier. Vielleicht können wir nachher noch ein bisschen einkaufen gehen. Jedenfalls brauchen wir uns keinen Druck zu machen, Chen sagt, Fu sei kein Tatverdächtiger. Vielleicht ist das ja bloß wieder so ein Bauchgefühl meines exzentrischen Chefs.«
    Fu blieb an der Kreuzung Zhejiang Lu stehen und blickte sich um, als suchte er jemanden.
    Gleich darauf ging er auf eine schlanke junge Frau zu, die ihn unweit von »Sheng’s Restaurant« zu erwarten schien. Lächelnd winkte sie ihm. Doch anstatt das Lokal zu betreten, steuerten die beiden auf das alte Gebäude nebenan zu.
    Yu und Peiqin hasteten über die Straße. Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass es sich um ein Hotel handelte. Sie warfen einen Blick durch die Glastür, konnten Fu und seine Begleiterin aber weder an der Rezeption noch in dem spärlich beleuchteten Korridor entdecken. Offenbar hatten sie sich bereits ein Zimmer genommen.
    An der Vorderfront des Hotels verkündete ein Schild in großen Schriftzeichen: »Dient dem Volk, auch stundenweise, tagsüber und nachts, angenehmes Ambiente«. Der erste Teil klang nach Mao, doch was dann kam, gab Rätsel auf. Hier an der Nanjing Lu gab es bestimmt immer wieder Leute, die sich von ihren anstrengenden Einkäufen ausruhen mussten, aber in einem Hotel?
    Yu konnte es sich nicht verkneifen, noch einmal durch die Glastür zu spähen, Peiqin wartete in einiger Entfernung.
    »Ein wirklich

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