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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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/ mit dem grenzenlosen Blick in die Landschaft. «
    »Welch romantische Einladung. Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie und lauschte zugleich auf Schritte im Treppenhaus, die vor ihrer Tür halt machten. Bestimmt eine Nachbarin; jemand, der Zucker oder Salz fürs Frühstück borgen wollte. Im Wohnheim halfen sich die jungen, meist alleinstehenden Bewohner oft gegenseitig aus.
    »Da ist jemand an meiner Tür.«
    In Shorts und weißem Top stand sie auf, das Handy noch immer am Ohr.
    »Im Ernst, Shanshan. Komm doch am Nachmittag oder Abend bei mir vorbei. Wann immer es dir passt«, fuhr er fort. »Und wenn dir noch etwas zu den Ereignissen in der Firma einfällt, egal was, dann ruf mich an.«
    Der letzte Satz klang wie aus einem dieser inzwischen so populären Kriminalfilme, dachte sie. Dann klopfte es.
    Als sie öffnete, sah sie zu ihrem Schreck zwei Fremde vor ihrer Tür stehen. Einer war groß und stämmig, der andere klein und dünn. Beide trugen Zivil, sahen aber so furchterregend aus, als stammten sie aus ihrem halbvergessenen Albtraum.
    Der Große hielt ihr eine Art Dienstmarke hin, dazu eine Visitenkarte, die ihn als Ji Lun von der Inneren Sicherheit auswies.
    »Und das ist mein Partner Han Bing«, sagte Ji Lun, auf seinen Kollegen deutend. Er machte keine Anstalten, ins Zimmer zu kommen. »Unser Wagen wartet unten. Folgen Sie uns.«
    Keine gewöhnliche Polizei, sondern der Geheimdienst, vor dem Chen sie gewarnt hatte. Shanshan hatte keine Ahnung, was diese Leute ihr anhaben konnten, doch allein ihr Kommen bedeutete, dass es ernst war, ernster, als sie gedacht hatte.
    »Könnten Sie bitte einen Moment draußen warten? Ich muss mich kurz umziehen.«
    Als sie die Tür ein zweites Mal öffnete, trug sie eine kurzärmlige weiße Bluse, Jeans und Sandalen.
    Die beiden brachten sie zu einem neuen schwarzen Lexus, der vor dem Wohnheim geparkt war. Sie protestierte nicht. Das hätte die Sache nur noch schlimmer gemacht, vor allem angesichts einiger Nachbarn, die ihr Frühstück im Freien einnahmen.
    Keiner sprach, als der Wagen mit quietschenden Reifen vom Schotterweg in die Hauptstraße einbog.
    Im Inneren hing dicker Zigarettenqualm. Beide Männer steckten rücksichtslos eine nach der anderen an und kümmerten sich nicht um sie.
    Nach etwa fünfzehn Minuten erreichten sie ein mehrstöckiges Hotel, in dem Shanshan noch nie gewesen war. Wie ein surreales Monster kauerte es am Seeufer.
    Die beiden Beamten nickten dem Personal am Empfang nur kurz zu, sie mussten also bereits ein Zimmer haben. Shanshan wurde in eine riesige Suite im obersten Stockwerk gebracht.
    Ji wies ihr einen grauen Stuhl im Wohnzimmer an, während er und sein Genosse sich ihr gegenüber auf dem Kunstledersofa niederließen.
    »Am besten, Sie spucken gleich alles aus«, begann Han ohne Umschweife.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Denken Sie bloß nicht, Sie könnten hier die Unschuld spielen«, fuhr Ji sie an. »Hören Sie auf zu träumen, Shanshan. Jiang hat bereits gestanden. Also sagen Sie uns die Wahrheit, bevor es zu spät ist.«
    »Ich habe mich vor einem halben Jahr von ihm getrennt. Seither weiß ich nichts von ihm.«
    »Immerhin haben Sie ihm die Daten über die Verschmutzung des Sees zugespielt, die er weiterhin benutzt hat, um damit den Interessen der Regierung zu schaden. Das wollen Sie doch wohl nicht leugnen.« Han stieß den Rauch seiner Zigarette aus.
    »Das ist schließlich kein Staatsgeheimnis. Die Zahlen waren bereits veröffentlicht. Und was den See betrifft, so kann sich jeder von den Tatsachen überzeugen.«
    »Kein Staatsgeheimnis? Das Dokument, das Sie ihm überlassen haben, war als ›intern‹ gekennzeichnet. Wir haben das mehrfach überprüft. Das macht die Sache sehr wohl zum Staatsgeheimnis«, fuhr Ji sie an.
    »Wie sollte ich an Staatsgeheimnisse kommen?«
    Es war wie ein wiederkehrender Albtraum, nur dass es diesmal nicht Liu war, der sie anklagte, »Staatsgeheimnisse verraten zu haben«, sondern die Innere Sicherheit. Eine gefährliche Anschuldigung.
    »Aber in diesem Fall bedeutet der Vermerk ›intern‹ doch bloß, dass der Newsletter nur innerhalb der Firma zirkulierte.«
    »Ihre Sichtweise«, bemerkte Han trocken und zündete sich die nächste Zigarette an.
    »Das allein ist schon ein schweres Vergehen.« Ji hatte sich in Rage geredet. »Hat Jiang mit Ihnen darüber gesprochen, dass er Staatsgeheimnisse an die ausländische Presse verkaufen will?«
    »Und wie viel hat er dafür bekommen?«, schob

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