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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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zugetragen oder trägt sich gerade zu. Nun, ihr müsst am Ende entscheiden«, begann er mit einer Stimme, die sie alle nicht nur in ihren Bann zog, sondern sogar verzauberte.
    Doris verschüttete ihren Tee, ohne es zu bemerken.
    »Zwei Inseln liegen in der dänischen Südsee. Nah beieinander, wie Geschwister sich nah sind: Lindholm und Tyreholm. Und diese Geschwister teilen ein dunkles Geheimnis miteinander, von dem ich berichten will. Wie man weiß … nein, wie man angeblich weiß, steht auf Lindholm die Abteilung ›Virusforschung‹ des Veterinärinstituts der Technischen Universität Dänemarks. Angeblich gibt es dort ein unterirdisches Labor. Und? Was meint ihr? Gibt es dort eines?«
    Frederik schritt herum und schaute drohend um sich, der Schein des Feuers verlieh seinem Antlitz diabolische Züge.
    »Ja, gibt es«, antwortete Sascha und trank von seinem Tee.
    Frederik stürzte zu ihm, beugte sich mit seinem Oberkörper so weit hinunter, dass sie sich Angesicht zu Angesicht befanden.
    »So, gibt es?«, flüsterte Frederik. »Doch was gibt es dort genau?«
    Sascha zuckte mit den Schultern. Tatsächlich verschlug ihm der Auftritt die Sprache. Frederik richtete sich wieder auf und straffte sich.
    »Es gibt dort Labore, jawohl. Aber nicht die Abteilung des Veterinäramtes forscht dort. Oh nein! Es ist ein globales Pharmaunternehmen, welches an neuen Produkten forscht. Nun, die Produkte selbst werden dort nicht hergestellt oder erfunden. Man erforscht dort ihre Wirkung. Aber beginnen wir die Geschichte doch, wo sie für uns interessant wird.«
    Frederik drehte sich weg, nahm einen tiefen Schluck Tee und sammelte sich, ehe er ansetzte und begann …

    Die Axt steckte in Toms Brustkorb fest. Sie zog am Stiel, drehte den Axtkopf hin und her, jedoch ohne Erfolg. Hatte Tom gestöhnt?

    Frederik legte eine Hand ans Ohr und lauschte. Tom sah ihn gebannt an.

    Sie legte sich mit ihrem Gewicht auf die Axt. Es knackte, und tatsächlich stöhnte Tom. Und dann nicht mehr. Etwas schepperte im Dunkeln. Es musste aus der Küche gekommen sein. Sie konnte kaum etwas bei der milchigen Notbeleuchtung erkennen.
    »Merle? Merle, was ist los? Wo bist du?«
    Matthes! Matthes der Dreckskerl. Mit ihm hatte der ganze Scheiß angefangen. Mit seinen Vermutungen, weswegen sie hier waren, mit seinen Fragen.
    »Merle?«
    Er kam aus den Schlafräumen aus Trakt 2. Da hatten sie gar nichts zu suchen gehabt. Er näherte sich. Wieder ein Geräusch aus der Küche, ein Poltern. Sie musste sich beeilen, sammelte ihre Kräfte und mit einem Ruck brach sie die Axt aus Toms Körper. Sie stöhnte auf. Die Wunde an ihrem Oberarm blutete wieder. Sie schob Tom zur Seite, öffnete die eiserne Brandschutztür und verschwand in dem technischen Versorgungsraum.
    »Merle?« Matthes war deutlich näher gekommen. Sie schloss die Tür.

    Frederik trank einen Schluck und sah ins Feuer.

    Ein anderer Ort und andere Menschen. Die Zentrale des globalen Pharmakonzerns, in einer großen Stadt in Deutschland. Der Vertriebschef hält eine Rede, hören wir ihm also zu.

    Frederik wandte sich ihnen wieder zu, beugte sich leicht nach vorn und erzählte weiter.

    Der Vertriebschef nahm einen Schluck Wasser und sah in die Runde erwartungsvoller Gesichter. Interne, hochrangige Vertreter aus den weltweiten Niederlassungen, der Aufsichtsrat, Presse und namhafte, potenzielle Kunden aus Politik und Wirtschaft.
    »... ein voller Erfolg«, beendete er seinen Satz. »Es ist uns gelungen, den Ursprung emotionaler Information zu dechiffrieren. Auf externe Schlüsselreize konnten wir in der ersten Phase die Transmitter, Botenstoffe, bestehend aus Proteinketten, extrahieren und diesen starken Gefühlen zuschreiben. In dieser Phase haben wir dezentral auf verschiedenen Standorten exakt identische Testreihen laufen lassen. Die einzige Bedingung war, dass die Probanden aus dem jeweiligen Kulturkreis vor Ort akquiriert werden mussten, um zu überprüfen, wie stark sich kulturelle Muster in das zelluläre Gedächtnis geschrieben hatten. Redundant dazu die Frage: Wird auf identische Ereignisse mit denselben starken Gefühlen reagiert?« Er bedachte die Runde mit einem Lächeln und wollte einen Filmclip präsentieren.
    »Gab es da nicht diese Probleme in Phase 2?«, fragte Jeffrey und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Die Augen des Redners verengten sich. Typisch Ami. Aber woher wusste dieser Jeffrey von den ›Problemen‹?
    »Na, Jeff. Es war ein kleines technisches Problem der

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