Toete John Bender
schichteten sie das gesammelte Feuerholz zu einem Haufen zusammen, während die anderen um die Feuerstelle Platz nahmen und auf Toms Bericht warteten.
»Das meiste habe ich ihnen schon erzählt«, begann Jens und dennoch hätte Tom vorab gerne eine Art Übergabe erhalten. Er wusste nicht, was die Gruppe wusste.
»Nun«, begann er und wägte seine Worte ab. »Erst einmal: Respekt! Wahnsinn, dass Wolfgang und Frederik das Feuer ohne Hilfsmittel entfacht haben. Und toll, wie viel Holz ihr gesammelt habt. Mir scheint, da kennt sich jemand aus, denn so viel benötigt man tatsächlich, um das Feuer über Nacht am Laufen zu halten.«
Er hockte sich ans Feuer. Seine Haltung, seine Mimik, alles sollte freundschaftliche Verbundenheit ausdrücken. Er sah sie an. »Tja, was soll ich sagen, Freunde. Wir haben ein Problem. Wir …«
»Ist schon in Ordnung, Tom. Jens hat uns eingeweiht. Kein Essen, kein Trinken, das Schiff ist weg und wir müssen zwei Wochen hier bleiben«, unterbrach Sascha und Wolfgang, Silvia und Frederik lachten. Tom lächelte müde.
»Genau, so sieht es aus«, pflichtete er bei und änderte seine Strategie. Wenn Sascha meinte, und sei es auch nur zum Spaß, Jens hätte alles geklärt, dann würde er sich mit weiteren Informationen zurückhalten und nur noch Fragen beantworten. Morgen würden sie mit ihrem Coaching beginnen, da hoffte er, die unangenehmen Vorkommnisse würden schnell in Vergessenheit geraten oder bestenfalls sogar gelöst werden.
»Aber immerhin haben wir was zu essen und für heute Abend, wenn einer von euch eine Geschichte zum Besten gibt, habe ich noch etwas sehr Leckeres, das uns von innen wärmt: zwölf Jahre alten Rum, der gerade, als ich auf dem Rückweg hierher war, von den Wellen an Land gespült wurde.«
Leises Gelächter, Tom holte den Rum aus der Kiste und stellte ihn neben das Feuer.
»So. Wollen wir erst essen und dann schwimmen? Oder andersherum?«, fragte er.
Doris schüttelte den Kopf. »Entschuldige Tom, aber ich hätte schon noch ein paar Fragen.«
»Ich weiß. Aber wenn niemand sonst Fragen hat, können wir das auch gleich so klären, in Ordnung?«
Doris erklärte sich einverstanden.
»Ich würde gerne wissen, ob hier tatsächlich noch jemand auf der Insel ist, oder nicht. Nur so, interessehalber«, fragte Sascha.
Tom zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Zwar ankert kein Boot rund um die Insel, das muss aber nicht heißen, dass hier niemand ist. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich hier außer uns noch jemand aufhält. Kann immer mal passieren. Auf einer schwedischen Insel, von der wir dachten, die würde niemand kennen, sind wir mal einem australischen Filmteam begegnet, das dort einen Science-Fiction-Film gedreht hat. Sachen gibt es, die gibt es gar nicht.«
»Ja, danke.« Sascha nickte ihm zu.
»Schwimmen!«, entschied sich Silvia.
»Wie? Schwimmen?«, verstand Doris ihren Einwand nicht.
»Na, schwimmen. Ich bin dafür, erst zu schwimmen und dann zu essen. Ich glaube, nach dem Essen könnte ich mich nicht mehr dazu aufraffen, noch einmal ins Wasser zu gehen«, erklärte Silvia.
»Da bin ich ganz bei dir«, schloss sich Sascha an.
Auch Frederik nickte und erhob sich.
»Ich bleib’ beim Feuer. Ich muss noch was arbeiten«, sagte Wolfgang.
Tom hätte sich normalerweise auf einen Diskurs eingelassen und die Position vertreten, dass Arbeit in diesem Umfeld dem vorgegebenen Ziel eher schadet als nützt, aber er vermied es heute Abend, schlafende Hunde zu wecken.
»Gut, dann mal los!«, rief er, erhob sich und schritt so auf Jens zu, dass dieser ihn unweigerlich zum Zelt begleiten musste.
»Und? War alles gut?«, fragte Tom leise.
Er musste sich eingestehen, dass er über die vorherrschende gute Laune überrascht war.
»Ja, ich glaube schon. Und bei dir?«
Sie krochen in ihr Zwei-Mann-Zelt und suchten ihre Badesachen zusammen.
»Ich weiß nicht«, antwortete Tom. »Das ist schon echt dubios. Der Schuppen wurde aufgebrochen und die CB-Funkanlage sabotiert. Doch am meisten wundert mich, dass Andi nicht da war. Hast du das Taschentuch gesehen?«
Jens verharrte in seiner Bewegung. »Welches Taschentuch?«
»Das auf dem Bootssteg?«
Jens überlegte, ob es ein Test seines Chefs war. »Nein, da war kein Taschentuch«, antwortete er. »Zumindest nicht, als ich da war«, fügte er hinzu.
Wortlos huschte Tom mit seinen Badesachen aus dem Zelt, Jens folgte ihm.
»Wer als Erster im Wasser ist?«, forderte Tom auf. »Ach,
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