Toete John Bender
erst jetzt langsam, reckte sich und gähnte. Silvia gesellte sich zu Sascha und Doris, die schweigend am Feuer saßen.
»Mann, Mann, Mann, was war denn das?«, fragte Wolfgang. Seine Stimme klang, als hätte er mehrere Schachteln Zigaretten geraucht.
»Das frag’ ich mich auch«, antwortete Sascha und legte ein Stück Holz nach.
Wolfgang öffnete die halbvolle Flasche Rum, roch daran, nahm einen kleinen Schluck und gurgelte. »So, schon besser. Die Marke muss ich mir merken.« Er stellte die Flasche zurück in den Sand, stand auf und sah sich um.
»Gibt gleich Frühstück, Wolfgang. Danach haben wir noch etwas Pause, bevor wir beginnen. Ich werde da noch mal schwimmen gehen. Weiß jemand, wo Frederik ist?«, fragte Tom in die Runde.
»Der ist bestimmt in dem Bunker und sucht noch nach einer Axt«, antwortete Wolfgang.
Tom brauchte etwas, um den Sinn der Antwort zu verstehen und lachte trocken auf. Im ersten Moment hatte er an den Bunker im Wald gedacht. John. TOD. Hoffentlich hatte Frederik nicht diesen Bunker gefunden.
»Also, weiß jemand, wo er ist?«
»Er wollte spazieren gehen … glaube ich … zumindest hat er sich feste Schuhe angezogen«, antwortete Doris.
Jens wendete die Kartoffeln, legte ein paar Käsescheiben darüber und wartete, bis sie zerschmolzen waren. »Fertig!« Er packte die große Pfanne an beiden Griffen, trug sie zu den Tischen hinüber und stellte sie ab.
»Nun, eigentlich können wir loslegen«, bemerkte Tom unentschlossen und sah auf seine Taucheruhr. »Drei nach!«
»Soll ich Frederik suchen?«, fragte Jens.
Tom nickte. »Ja, gute Idee.«
Jens wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie Frederik in den Dünen Richtung Lager kommen sahen.
»Früüüüh–stück!«, rief Tom alle zusammen.
Sascha, Doris, Wolfgang und Silvia kamen unter der Jurte hervor und setzten sich an den Tisch. Frederik sah, dass sie auf ihn warteten, und rannte die letzte Düne hinab, stolperte, fiel hin und rutschte ein paar Meter hinunter. Seine ungelenken Bewegungen bargen eine Komik, der sich Silvia und Sascha nicht entziehen konnten. Sie lachten.
»Ich weiß, ich weiß.« Auch Frederik lachte, nahm sich die Kopfhörer aus den Ohren und setzte sich zu ihnen. »Ich bin nicht der geborene Sportler«, erklärte er mit einer entschuldigenden Geste und stieß dabei eine Tasse um. Wolfgang fiel ins Gelächter ein, Tom und Jens mussten sich beherrschen.
»Guten Morgen!«, begrüßte Tom alle.
Müde erwiderten sie seinen Gruß.
»Wir werden heute einen anstrengenden Tag vor uns haben. Anstrengend, ereignisreich und lebendig. Aber wir werden auch genügend Pausen zur Entspannung haben. So, jetzt habe ich erst einmal genug geredet, sonst wird das Essen kalt. Ein richtiges Abenteurerfrühstück, das Jens uns gezaubert hat. Danke schön!«
Sie füllten ihre Teller und spürten die ansteigende Hitze, die von der Morgensonne ausging. Es würde ein heißer Tag werden. Still aßen sie und Tom beobachtete alle. Ihm schien die Stimmung zu gedrückt. Lag es an der gestrigen Abendgestaltung? An Frederiks Geschichte? Am Alkohol? Er hatte nicht den Eindruck, dass sie zu viel getrunken hatten; Wolfgang vielleicht, aber gerade der hinterließ einen zwar aufgekratzten aber eher positiven Eindruck.
»Sagt mal, geht es euch auch so beschissen?«, unterbrach Sascha die Stille.
»Mannomann, du hast schön im Zelt geschlafen und ich bin am Feuerchen eingenickt und erst heute Morgen aufgewacht, nachdem Jens Kaffee gekocht hat«, tönte Wolfgang und schlug Jens etwas stärker als freundschaftlich auf die Schulter.
»Ja, du bist mein Held, Wolfgang. Aber mal ernsthaft, ich habe nicht so viel getrunken und weiß dennoch nicht, wie ich ins Zelt gekommen bin.«
»Du kannst halt nichts ab, mein Junge!«, stichelte Wolfgang fröhlich weiter und lachte über seinen Einwand. Sascha sah ihn wütend an, verkniff sich aber eine weitere Bemerkung.
»Na ja, mir ging es ähnlich«, bestätigte Frederik. »Ich habe meine Geschichte erzählt …«
»Ja! Die war wirklich großartig!«, unterbrach ihn Wolfgang und erinnerte sich nickend.
»Äh, ja, danke Wolfgang. Und danach kann ich mich an nichts mehr erinnern«, beendete Frederik seinen Satz.
Tom und Jens tauschten Blicke untereinander, und Tom gab Jens zu verstehen, dass sie sich noch nicht dazu äußern sollten.
»Also, ich war nur total müde«, sagte Silvia.
Doris nickte.
»Vielleicht war es die Anstrengung, die Umgewöhnung, wieder festen Boden unter den Füßen zu
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