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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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haben. Ihr wart immerhin fünf Tage auf See. Aber ich muss gestehen, mich hat es auch erwischt. Ich habe die Nacht im Halbschlaf am Feuer zugebracht und Wolfgang Holz zum Sägen gereicht«, gestand Tom.
    Sein Witz erzielte die gewünschte Wirkung. Wolfgang prustete. Tom hatte den Eindruck, für Sascha war das Thema noch nicht abgeschlossen, und auch Doris schien ihm weiterhin bedrückt. Er hoffte, die anstehenden Aufgaben würden die beiden ablenken.
    »Geht es dir denn so weit gut, dass du mitmachen kannst, Sascha?«, fragte er.
    »Ja, ja, ist schon gut. Ich finde es nur merkwürdig.«
    »Möchte noch jemand die restlichen Kartoffeln?«, fragte Wolfgang und füllte sich nach, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Nein, iss nur«, antwortete Tom stellvertretend für alle. »Ich werde gleich noch einmal Schwimmen gehen, vielleicht möchte ja jemand mitkommen?« Er sah jeden einzeln an, Silvia eine Nuance länger als die anderen. »Halb Zehn treffen wir uns hier und beginnen mit dem Programm. Soweit klar?«
    Er wartete ihr Einverständnis ab und räumte sein Geschirr in die Spülwanne. Sie taten es ihm gleich. Silvia zog ihre Jacke aus, blieb sitzen und sonnte sich. Auf dem Weg zum Zelt bemerkte Tom, dass Frederik ihm nicht von der Seite wich, ihn aber auch nicht ansprach.
    »Kann ich dir helfen?«, ergriff Tom die Initiative.
    Frederik nickte und sah sich um.
    »Komm, wir gehen ein Stück.« Tom hatte die Geste offenbar richtig verstanden, denn Frederik entspannte sich sichtlich.
    »Ich wollte es nicht vor der Gruppe sagen«, begann er. »Ich war Spazieren. Dieselbe Strecke, die wir gestern zum See gegangen sind, und …« Frederik dachte nach und erinnerte sich an etwas Wichtiges. »Übrigens … die toten Fische waren alle verschwunden. Das hat mich gewundert.«
    Er sah Tom in der Hoffnung an, dieser könnte eine Antwort darauf haben, aber Tom zog nur die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. Er konnte es sich ebensowenig erklären, wie viele andere Dinge auch, die bisher geschehen waren.
    »Auf jeden Fall bin ich etwas weiter am See entlang gegangen. Eine schöne Landschaft. Diese Dünen, der Him-mel … und dann sah ich ihn. Einen Mann. Er hockte einfach im Dünengras. Ganz schwarz gekleidet. Er war mir irgendwie unheimlich.«
    Tom nickte. Er konnte sich schon vorstellen, wer dieser Mann gewesen war. Derselbe Typ, den auch er getroffen hatte.
    »Dann stand er auf und musste mich bemerkt haben, denn er drehte sich zu mir. Ich habe ihm zugewunken, eigentlich unnötig, aber es war reflexartig. Er hat nicht darauf reagiert. Ich wollte mich umdrehen und gehen, konnte aber erkennen, dass er etwas aufhob und …« Frederik stockte. Es schien ihm zuzusetzen. Tom legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es war ein Gewehr! Er hat ein Gewehr aufgehoben und auf mich gezielt.«
    Frederik sah auf und suchte Toms Blick. Dieser nickte. Die Tragweite des Ereignisses wurde ihm als Geschäftsführer seines Unternehmens bewusst. Sein Kunde war mit einem Gewehr bedroht worden! Er registrierte eine fehlende emotionale Betroffenheit und versuchte, sich in Frederik hineinzuversetzen.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das muss furchtbar für dich gewesen sein.«
    Frederik sah in die Ferne, schluckte und seufzte.
    »Solche Angst hatte ich mein ganzes Leben lang nicht«, flüsterte er.
    »Das kann ich mir vorstellen«, pflichtete Tom ihm bei, den Blick in den Dünen.
    »Geht es wieder?«, fragte er, in Gedanken damit beschäftigt, eine Lösung zu ersinnen. Das Problem an der ganzen Geschichte war der Fremde, der hier mit ihnen auf der Insel war. Was wollte er? Wie konnten sie ihn umgehen oder bestenfalls loswerden?
    »Ja, es geht. Kannst du nicht die Polizei rufen deswegen?«
    Tom wog seine Antwort genau ab, ehe er log: »Wir stehen in engem Kontakt mit der Polizei vor Ort. Eine weitere Meldung werde ich aber erst am Nachmittag absetzen können. Auch wenn dich das jetzt vielleicht wenig beruhigt, direkt vor unserer Anreise war alles in Ordnung. Glaub mir, Jens und ich werden uns der Sache annehmen. Bis dahin schlage ich vor, dass du bei der Gruppe bleibst, ja?«
    »Ich bin nicht wirklich zufrieden, Tom! Sobald ich nicht mehr hingehen darf, wo ich will, fühle ich mich sehr unwohl. Aber momentan bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
    Tom nickte, Frederik hatte es treffend zusammengefasst. Sie kehrten um. Tom löste seinen Arm von Frederik und spürte, dass auf dieser Baustelle noch gearbeitet wurde.

    ***

    T om stand als Erster

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