Toete John Bender
war. Tom glaubte nicht daran, dass etwas Schlimmes vorgefallen war, denn dann hätte Lydia ihn schon längst, wie auch immer, informiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach lag ein Missverständnis vor, dafür aber ein gravierendes!
»Soll ich die Kiste und den Schatz vergraben?«, unterbrach Jens seine Gedanken und trieb ihre Planung voran.
»Nein. Du bleibst bei der Gruppe, wenn sie die Fragebögen ausfüllen. Läuft ja bisher ganz gut, ehrlich. Du kannst aber versuchen, aus den Resten ein Mittagessen zu zaubern. Und ich werde die Truhe am Strand vergraben.«
»Hier? Am Strand? Und wie finden wir sie dann?«
Jens war überrascht. Tom wich vom Standard ab, der vorsah, die Truhe zufällig im Lager zu finden.
»Ein Wettkampf! Zwei Teams, aus denen jeweils einer bis zum Hals eingegraben werden muss«, erklärte Tom seine Idee.
»Cool! Hast du schon eine Karte? Oder einen Ort, wo der Schatz gefunden werden soll?«
»Den Schatz finden wir dieses Mal im Lager«, überraschte Tom ihn mit einer weiteren Planänderung. Er würde ihn dort nachher nebenbei verstecken.
»Alles anders herum. Ja, warum nicht? Was hast du dir dabei gedacht?«
»Ein geballtes Ende! Ich will, dass wir uns zu unserem Lager zurückziehen und gleich mit der Reflexionsrunde beginnen können. Außerdem kann das Wetter bis dahin umschlagen. Wenn wir dann am See sind, wie sonst immer, kann das ganz schön ungemütlich werden«, weihte Tom ihn in seine Überlegungen ein.
Jens nickte zustimmend und anerkennend.
»Nach dem Mittagessen starten wir mit dem Wettkampf, finden die Schatztruhe und los geht’s!« Tom war zuversichtlich, dass sein Konzept zünden würde; es sei denn, weitere unangenehme Überraschungen würden auf ihn warten.
»Willst du den weiteren Ablauf auch wissen?«, fragte er.
Jens musste überlegen. Ein Leiter hatte immer den Masterplan im Kopf. In diesem Falle Tom, der deshalb fragte, weil es für den Assistenten einen Unterschied machte, aus welcher Perspektive er dem Ende der Schatzsuche beiwohnte.
»Ich weiß nicht. Ehrlich gesagt würde ich es ganz gut finden, das auch noch einmal aus den Augen eines Teilnehmers zu betrachten. Sag mir nur, wo wir die Truhe finden und wo die Schatzgeister sein werden. Bin ich eigentlich auch einer?«, fiel es ihm siedend heiß ein.
»Nein, zwei reichen. Einer ist in den Dünen vor dem See, einer am Wald direkt am See«, antwortete Tom und klopfte dann auf das Boot.
»Ähem, und wo versteckst du die Truhe?«, hakte Jens nach.
»Na, hier!«, grinste Tom und schlug etwas deutlicher auf das Boot.
»Alles klar!« Jens lachte.
Der Tag konnte beginnen.
***
S ascha wachte auf und fühlte sich wie damals, nach dieser Jahrgangsabschlussparty, die ihm den einzigen Filmriss seines Lebens beschert hatte. Er rollte sich auf die Seite und stöhnte. Zum Glück sah er Doris, andernfalls hätte er den Verdacht gehabt, verschlafen zu haben.
»Guten Morgen«, begrüßte sie ihn.
Ihre Stimme, ihre Haltung – alles an ihr drückte aus seiner Sicht Vitalität aus. Er langte nach seiner Wasserflasche, schraubte sie auf und trank in großen Zügen.
»Morgen«, krächzte er. »Fühlst du dich auch so elend?«
Doris schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, ich habe es gestern Abend nicht übertrieben. Wobei ich mich auch nicht wohlfühle. Ich glaube, ich bin schon auf dem Weg zum Zelt eingeschlafen.«
»Ich habe es auch nicht übertrieben!«, verteidigte sich Sascha. Ein Schmerz durchzuckte seinen Kopf und widersprach seiner Aussage. Er stöhnte erneut und hielt sich sein Haupt.
Doris lachte.
»Aber das ist ja noch nicht alles«, sinnierte er und versuchte seine erwachende Gefühlswelt in Worte zu fassen. Er fühlte sich … beschmutzt … und konnte sich das nur durch seine mangelnde Erinnerung erklären.
»Wie meinst du das?«, hakte Doris nach.
Sascha sammelte sich, ehe er antwortete: »Ich kann es schwer erklären, Doris. Am ehesten fällt mir dazu etwas ein, was ich mal erlebt habe, aber das willst du bestimmt nicht hören.«
»Jetzt machst du mich aber neugierig. Los, erzähl!«
Er setzte sich in den Schneidersitz, verzog das Gesicht.
»Na, gut. Auf die Gefahr hin, dass du danach bestimmt nicht mehr frühstücken möchtest.«
Doris nickte.
»Wir waren so siebzehn oder achtzehn Jahre alt, als wir mit einer Clique nach Calella in Spanien fuhren. Wir hatten uns da einen Bungalow gemietet und leider hatten wir holländische Nachbarn in unserem Alter. Und leider war gerade irgendein
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