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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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Fußballereignis, weswegen wir uns prompt mit ihnen anlegen mussten. Das zog sich die ganze Zeit während unseres Aufenthalts hin und einmal wären wir eines Nachts sogar beinahe aufeinander losgegangen. Naja, so war das eben als Jugendlicher.« Sascha zuckte mit den Schultern, sein Blick verklärte sich, als würde er in die Vergangenheit schauen können. »Wir kamen gerade vom Strand wieder und bemerkten, dass jemand in unseren Bungalow eingebrochen war. Wir haben sofort den, na … so was wie den Hausmeister oder Verwalter … verständigt – und der dann die Polizei. Alle bestätigten das aufgebrochene Türschloss und die Polizei wollte von uns wissen, was entwendet wurde. Wir suchten nach unseren Wertgegenständen, die wir im Bungalow gelassen hatten, und siehe da: Alles war noch vorhanden. Sogar unsere Kameras – Micha hatte seine auf dem Bett liegen lassen – waren noch da. Tja, da konnte die Polizei wenig machen. Wir vergaßen den Vorfall und reisten ein paar Tage später wieder zurück. Ich weiß nicht, Doris, du kennst das bestimmt. Zu meiner Zeit gab es noch keine Digitalkameras und so. Da hat man die Filme bei einem Fotografen abgegeben, ein paar Tage warten müssen und dann die Bilder bekommen. Tja, und was sehen wir, als wir die Bilder abholen? Unsere holländischen Freunde, wie sie in unserem Bungalow stehen und feixen, unsere holländischen Freunde in unserem Badezimmer mit unseren Zahnbürsten, unsere holländischen Freunde, wie sie sich unsere Zahnbürsten gegenseitig in den Hintern schieben. Doris, mit in den Hintern meine ich wirklich in den Hintern. Der Kopf der Bürsten war verschwunden und steckte …«
    Doris winkte ab. »Ist gut, ist gut!«, sagte sie.
    »Weißt du, die Geschichte hat immer jede Party aufgeheitert und für Lacher gesorgt, aber rückblickend, und das habe ich anderen und mir niemals wirklich eingestanden, fühlte ich mich beschmutzt. Jemand hat etwas mit dir gemacht, etwas Ekliges, und du wusstest es nicht.« Sascha schüttelte mit dem Kopf, unterbrach die Bewegung aber, weil sie eine weitere Schmerzwelle auslöste.
    »Und … du fühlst dich jetzt wieder so? Hast du vielleicht eine Ahnung, warum?«, fragte Doris und versuchte eine aufkeimende Aufregung zu verbergen.
    »Tja, ich weiß es nicht. Wenn man einmal von meinem kurzen Blackout absieht, ist es vielleicht am ehesten mit einer Intuition vergleichbar. Ein unbestimmtes Gefühl in der Magengegend, und ich sag’ dir, irgendwie bin ich froh, wenn wir von dieser Insel weg sind, aber irgendwie auch nicht. Ich freue mich sehr auf dieses Wochenende mit euch. Bisher läuft es besser, angenehmer, als ich erwartet hätte, und ich schätze, heute wird der Tag sein, an dem es fachlich viele Impulse geben wird. Auf alles freue ich mich, aber … irgendetwas stimmt hier nicht.« Er zuckte mit den Schultern und lachte. »Scheiße, das hört sich fast so an, als hätte Tom mich gekauft, um die Stimmung zu gestalten. Tut mir leid Doris, ich weiß wirklich nicht, wie ich es beschreiben soll. Vergiss den Blödsinn. Ich geh’ mir mal besser die Zähne putzen und versuche, mich fit zu kriegen.«
    Sascha suchte seine Zahnbürste und krabbelte aus dem Zelt. Doris sah ihm nach und kaum, dass er das Zelt verlassen hatte, presste sie ihre Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Tränen schossen ihr in die Augen. Sascha spürte es auch! Aufgewühlt galoppierten ihre Gedanken in einem wilden Ritt hin und her.
    »Zahnpasta vergessen!«, meldete sich Sascha zurück, wankte ins Zelt, griff nach der Tube im Kulturbeutel und wollte wieder hinaus. »Ist was mit dir?«, fragte er.
    Doris schüttelte den Kopf. »Alles gut, hab’ mich nur verschluckt und dann tut es immer hier weh«, erklärte sie und fasste sich auf den Brustkorb unterhalb des Halses.
    »Autsch! Das kenn' ich«, quittierte er ihre Ausrede und verschwand wieder nach draußen.
    Sie wartete einen Augenblick, vergrub dann das Gesicht in ihren Händen und schluchzte lautlos. Wem sollte sie von ihren Kopfschmerzen erzählen? Von dem Geruch, den sie seit dem Aufstehen wie ein Parfum mit sich trug. Der Geruch von feuchter Erde, einem Sommergewitter und … von Blut! Sie sammelte sich, schminkte ihre Augen und ging zu den anderen. Sie würde heute sehr, sehr vorsichtig sein.

    ***

    K urz darauf duftete es nach gebratenen Kartoffeln mit Rührei und nach Kaffee. Tom und Jens bereiteten über dem Feuer das Frühstück vor und hatten zwei Klappholztische gedeckt. Wolfgang erwachte

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