Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
nur gesagt, dass sie in ihren späteren Abenteuern ein ganzes Stück vorsichtiger wurde.
»Und wenn sie nicht gestorben sind …«, beendete Sara die Geschichte.
»Mami?«, fragte Dana leise und rieb sich mit winzigen Fäusten die Augen.
»Ja, Honey?«
»Vielleicht können die drei Bären morgen Abend bei Dana anrufen und fragen, ob sie Lust hat, vorbeizukommen und mit ihnen zusammen fernzusehen? Dann könnten sie vielleicht Freunde werden …«
Sie stockte und blickte ihre Mutter fragend an. Die Unschuld in ihren großen blauen Augen brach Sara Whitestone schier das Herz. »Keine Angst, Mami. Wir gucken nur Kindersendungen. Ich versprech’s.«
Sara lächelte. »Na, dann geht das wohl in Ordnung. Aber jetzt ist es wirklich Zeit zum Schlafen, Prinzessin.«
Sie beugte sich vor und küsste ihre Tochter zärtlich auf die Stirn. »Träum süß. Ich liebe dich von ganzem Herzen.«
Irgendwie gelang es Dana noch, eine Antwort zu murmeln, bevor sie von einem Moment zum anderen in den Schlaf sank. »Ich dich auch, Mami.«
56.
Er hatte ursprünglich vorgehabt, sie alle zu töten, sobald sie das Zimmer seiner kleinen Schwester betreten hatten. Doch als die alberne Gutenachtgeschichte losging, hielt er inne. Sollen die Mäuse noch ein letztes Mal tanzen und ihren Spaß haben.
Beinahe hätte er laut aufgelacht bei dem Gedanken.
Drei blinde Mäuse.
Als die schwachsinnige Geschichte zu Ende war, schloss seine Mutter fürsorglich die Tür. Zum ersten Mal im Leben war Nathan ganz allein mit seiner kleinen Schwester.
Er hielt inne, um über seine Situation nachzudenken. Er war noch kein Gewohnheitstäter, zumindest kein Serienkiller, aber das würde sich ändern, noch bevor diese Nacht zu Ende war.
Wie möchtest du deine Äpfel, Dad? Und dabei hast du immer gesagt, ich würde es nie zu etwas bringen.
Es musste alles perfekt sein. Perfekt und sauber .
* * *
Behutsam öffnet er die Schranktür und schlüpft ins Zimmer. Er ist darauf bedacht, nicht das leiseste Geräusch zu machen, als er zu ihr ans Bett tritt. Das schwache Leuchten des Wonder-Woman-Nachtlichts erhellt ihr kleines schlafendes Gesicht. Sie ist tatsächlich wunderschön. So weich. So anmutig. So unschuldig .
Alles in allem ein richtiger Leckerbissen von einer kleinen Maus.
Er hebt das Schlachtermesser hoch über den Kopf, um es tief in ihren zarten Hals zu stoßen, als ihm plötzlich ein beunruhigender Gedanke kommt. Was, wenn er es wirklich tut – wenn er seine kleine Schwester tötet – und der Schmerz immer noch da ist?
Rasch ändert er seinen Plan und beschließt, zuerst seine Mutter und ihren Mann zu töten. Wenn er sich danach nicht besser fühlt, kann er immer noch zu seiner Schwester zurück.
Er streckt die Hand aus und streichelt behutsam über ihr seidiges blondes Haar. »Ich bin gleich wieder da, Schwesterherz. Verlass dich drauf.«
Das kleine Mädchen murmelt eine schläfrige Antwort.
* * *
Draußen auf dem Flur stellt er überrascht fest, dass die Erwachsenen im Schlafzimmer offensichtlich Sex haben. Ein neuer Plan keimt in ihm auf.
Er ist kaum mehr als ein dunkler Schatten, als er an der offenen Schlafzimmertür vorbei ins Badezimmer huscht. Er steigt in die Wanne und zieht den Duschvorhang zu, um sich zu verstecken. Er hört, wie beide gleichzeitig zum Höhepunkt kommen und ein leises Stöhnen von sich geben, wahrscheinlich, um das schlafende Kind nicht zu stören. Es ist so ganz anders als die grunzenden, widerlichen Laute, die er als Kind hatte ertragen müssen.
Augenblicke später – genau wie er es sich gedacht hat – betritt jemand das Badezimmer. Die Deckenbeleuchtung flammt auf, und er hört das hohle Geräusch des aufklappenden Toilettendeckels.
Es ist der Ehemann. James.
Wie in Trance legt Nathan den Sicherungshebel seiner Pistole um und schiebt mit dem Lauf den Duschvorhang beiseite. Er zielt, und sein Finger krümmt sich um den Abzug. Der Knall ist ohrenbetäubend. Hirnmasse, Knochensplitter und Blut prasseln gegen die Fliesen und rutschen in einem faszinierenden Regenbogen aus Grau und Weiß und Rot nach unten.
James Whitestone ist tot, noch bevor er auf den Boden prallt.
Eine erschrockene Stimme meldet sich von draußen vor der Tür. »James? Honey? Alles in Ordnung? Was war das für ein Knall? Bist du hingefallen?«
Es ist seine Mutter. Die geile kleine Sara.
»Alles in Ordnung«, brummt Nathan. »Bin gleich fertig.«
Es ist unglaublich, aber das Miststück merkt nichts. »Meine Güte, James! Du
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