Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Bitte!«
Die Frau erhob sich von ihrem Sitz, die Stirn verärgert gefurcht, stemmte die Hände in die Hüften und nickte in Richtung Wartezimmer. »Setzen Sie sich dort hinein, junge Frau. Sie können jetzt sowieso nichts tun außer warten.«
Ernüchtert tat Dana, was die Frau ihr sagte. Sie setzte sich auf einen der am Boden verschraubten Plastiksessel, hielt es aber nicht lange aus. Bald stand sie auf und ging im Zimmer auf und ab.
Es dauerte beinahe sechs Stunden, bevor endlich ein Arzt aus dem Operationssaal kam.
»Special Agent Whitestone?«, fragte der Mann in das Wartezimmer hinein.
Danas Knie zitterten. »Das bin ich.«
Er winkte ihr, ihm zu folgen, sodass niemand ihre Unterhaltung mithören konnte. »Er ist jetzt auf der Intensivstation, aber es steht auf Messers Schneide. Er hat eine Menge Blut verloren. Morgen wissen wir mehr.«
Er legte die Hand auf ihren Arm. »Sie können jetzt nach Hause fahren, Ma’am. Selbst wenn er durchkommt, wird er noch eine ganze Weile hierbleiben müssen. Sie könnten sowieso nicht mit ihm reden. Ich rufe Sie an, sollte sein Zustand sich ändern.«
Dana fühlte sich wie ein Zombie, als sie langsam zum Parkplatz zurückschlurfte und sich hinter das Lenkrad des Chevrolet klemmte, um die lange, einsame Fahrt nach Hause anzutreten. Der winterliche Himmel hing tief und drückend über ihr. Kein Mond war zu sehen, keine Sterne. Nur undurchdringliche Schwärze.
In dieser völligen Dunkelheit machte sie drei Anrufe.
Der erste galt dem örtlichen Police Department. Der diensthabende Captain versicherte ihr, dass seine Spurensicherung in der Hütte zugange sei.
Der zweite Anruf ging an Bill Krugman. Der Direktor befahl ihr, auf schnellstem Weg nach Cleveland zurückzukehren.
Drei Stunden später, als sie die südlichen Ausläufer von Cleveland erreicht hatte, machte Dana den dritten und letzten Anruf.
»Hallo?«
»Hi, Eric.«
Eric hörte sofort die Anspannung in ihrer Stimme. »Was ist passiert?«
Dana atmete tief durch und erzählte ihm alles.
»O Gott!«, stieß Eric hervor, als sie fertig war. »Das tut mir leid. Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Nein. Eigentlich nicht.«
Er zögerte unsicher. »Hör zu, Dana. Ich hab im Moment Besuch, aber ich schicke ihn nach Hause, und wir können …«
Die Verbindung war schlecht; die Statik rauschte und knackte in Danas Ohr. »Was hast du gesagt, Eric?«, fragte sie und hielt sich das andere Ohr zu, um seine Worte besser zu verstehen. »Kannst du das wiederholen? Ich hab dich nicht verstanden.«
Doch Eric hatte offensichtlich die gleichen Probleme. »Dana? Du bist ganz weit weg, Honey … ich verstehe dich kaum noch. Wenn du mich hörst: Ich habe gesagt, ich schicke meinen Besuch nach Hause, damit wir reden können, sobald du da bist.«
Seine Stimme war für mehrere Sekunden ein zusammenhangloses Gemurmel, bevor die Verbindung wieder für kurze Zeit besser wurde. »… erzähl dir später, wie wir uns kennengelernt haben. Es ist wirklich total schräg. Erinnerst du dich an das Krankenhaus vorgestern? Ich habe mit einem der Jungs schon mal gechattet, online. Soll man das für möglich halten?«
In diesem Moment ertönte ein Anklopfzeichen in Danas Mobiltelefon. »Eric … bleib dran, ja? Jemand ruft mich an. Ich melde mich gleich wieder.« Sie nahm den Anruf entgegen. »Hallo?«
»Agent Whitestone? Hier ist noch einmal Krugman.«
»Sir?«
Krugman räusperte sich. »Ich dachte, Sie sollten etwas wissen. Wir haben endlich eine Verbindung zwischen den Opfern dieses Killers gefunden. Mit Ausnahme von Mary Ellen Orton waren sie alle Mitglieder bei einer Dating-Webseite, die sich Lonely Hearts Club nennt. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald wir mehr herausgefunden haben. Im Moment sieht es jedenfalls vielversprechend aus.«
Zuerst war Dana verwirrt, nachdem Krugman aufgelegt hatte. Dann kam ihr ein erschreckender Gedanke.
Eric war Mitglied bei dieser Community, dem Lonely Hearts Club, und zwar seit Jahren. Der Killer war auf sie, Dana, fixiert. War er ihr vielleicht näher gekommen, als sie gedacht hatte? Hatte er sich vielleicht als Nächstes ein Opfer ausgesucht, das sie kannte und das ihr etwas bedeutete? Eric? Es war ein beängstigender Gedanke. Doch dieser Killer war zu allem fähig. Und Crawford wusste alles über Eric – auch, wie viel er ihr bedeutete.
Dana versuchte, ruhig zu bleiben, als sie die Verbindung zu Eric wieder aufnahm. »Eric? Hör zu, du musst aus deiner Wohnung verschwinden. Auf der Stelle, hörst
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