Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Schluck Bier. »Ich habe in letzter Zeit nicht gut geschlafen«, gestand sie. »Dieser Fall … Er zerrt an den Nerven.«
Eric runzelte die Stirn. »Ich habe von dem Mord drüben in der East Side gehört«, sagte er. »Noch ein totes Mädchen. Es ist abscheulich. Ganz im Ernst, Dana – ich weiß nicht, warum du diese Arbeit machst.«
»Ich weiß es manchmal auch nicht.«
Eric schob sich nachdenklich einen weiteren Cracker in den Mund. »Dieser Kerl hat dich hart getroffen, stimmt’s? Er ist ein gerissener Hurensohn. Willst du darüber reden?«
Dana wusste, dass sie rein technisch gesehen nicht mit Eric über ihre Ermittlungsarbeit reden sollte, nicht einmal ganz allgemein, doch seit sie nicht mehr mit Crawford Bell zusammenarbeitete, war Eric ihr einziges Ventil – die einzige Person in ihrer Umgebung, die sie ins Vertrauen ziehen und bei der sie ihr Herz ausschütten konnte. Abgesehen davon war er ihre einzige Familie, und sie vertraute ihm blind. Manchmal mussten die Vorschriften eben vor den Realitäten des Lebens zurückstehen. Selbst für jemanden wie sie.
»Ja, der Täter ist gerissen und allem Anschein nach sehr informiert«, sagte sie. »Wegen Leuten wie dir, vermute ich.«
Eric grunzte und nahm einen tiefen Schluck aus der Bierdose. Als Mann der Medien wusste er, dass Killer dieser Tage die freie Wahl hatten zwischen den verschiedensten Sendungen und Serien, die ihnen bei der Vervollkommnung ihres Handwerks halfen. Law & Order und seine Ableger, zum Beispiel Criminal Intent und Special Victims Unit – ganz zu schweigen von den zahllosen anderen Ablegern der allgegenwärtigen Serien. C.S.I. – sowohl die New Yorker als auch die Miami-Ausgabe. Dominick Dunne’s Power . Privilege and Justice auf truTV. Investigative Reports mit Bill Kurtis auf A&E. Verdammt, all diese Serien waren mehr oder weniger Gebrauchsanleitungen dafür, wie man einen Mord beging und ungestraft davonkam.
Du möchtest nicht, dass eine Kugel zu einer bestimmten Waffe zurückverfolgt werden kann? Dann stoße einen Schraubenzieher in den Lauf, um die Riefen zu verändern. Problem gelöst. Danke sehr, A&E.
Oder hast du Angst, jemand könnte zurückverfolgen, dass du Seil und Schaufel im örtlichen Baumarkt gekauft hast, nachdem du deine Frau stranguliert und ihre Leiche in einem Loch verscharrt hast? Dann zahlst du eben mit Bargeld und verkleidest dich, um die Sicherheitskamera auszutricksen. Problem gelöst. Danke sehr, truTV.
Ach ja, und versuch gar nicht erst, den Tatort zu säubern, nachdem du deine Mutter totgeschlagen und ihren Leichnam in die Gefriertruhe verfrachtet hast. Wohl noch nie von Luminol gehört? Ganz egal, was du machst, die Blutspritzer zeigen sich unter Schwarzlicht so deutlich wie am ersten Tag.
Dana presste die Lippen zusammen. »Er ist cleverer als die meisten anderen Killer, denen ich in der Vergangenheit begegnet bin«, sagte sie dann. »Gerissener. Ich kann machen, was ich will – ich finde einfach nicht heraus, wie dieser Kerl tickt.«
Eric nickte. »Du bist genauso clever, Dana. Du wirst ihn schnappen. Pass nur auf, dass es nicht in Besessenheit ausartet. Ich kenne dich. Abgesehen davon bin ich sicher, dass du bald eine Spur findest.«
»Das wäre zu schön. Ich hoffe nur, dass ich nicht darauf ausrutsche.«
Eric verzog das Gesicht und trank seine Dose aus. »Mach keine Witze darüber.« Er erhob sich und beugte sich vor, um Dana auf die Wange zu küssen. »Es ist spät – ich muss schlafen, Honey. Ich wollte nur kurz Hallo sagen und ein schnelles Bier mit dir trinken. Mich überzeugen, dass alles okay ist bei dir. Leg dich schlafen. Du siehst aus, als könntest du den Schlaf brauchen.«
Sein Blick fiel auf das Buch, das Dana auf dem Wohnzimmertisch abgelegt hatte. »Und bleib nicht die ganze Nacht auf, um in diesem blöden Buch zu lesen, okay? Du brauchst deinen Schönheitsschlaf.«
Dana blickte ihn unter erhobenen Augenbrauen an. Sie war froh, dass er ihre Stimmung ein wenig gehoben hatte. »Stimmt das wirklich?«
Eric kicherte und küsste sie erneut. »Nein. Du siehst auch so wunderbar aus. Ich bin derjenige, der seinen Schönheitsschlaf braucht. Die Ringe unter meinen Augen sind nicht gerade hilfreich, was mein gesellschaftliches Leben angeht. Wir reden morgen weiter, okay? Schlaf gut, Kiddo.«
Als Eric gegangen war, las Dana noch eine halbe Stunde Kübler-Ross, bevor sie das Buch zuklappte und auf den Wohnzimmertisch warf. Zum Teufel damit. Sie hatte das fünfte Stadium ihrer
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