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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Ermittlungen erreicht.
    Sie hatte die Tatsache akzeptiert , dass sie nicht den leisesten Schimmer hatte, was den Cleveland Slasher antrieb.
    Und sie hatte akzeptiert, dass Bier allein nicht mehr reichte.
    Nicht annähernd.
    7.
    South Central Los Angeles
12.43 Uhr
    Die Welt, in der Mary Ellen Orton vierzig Minuten später erwachte, war nicht der sichere Hafen ihrer Träume. Nicht annähernd.
    Sie war nicht mehr in jenem champagnergetränkten Reich, in dem sie Nacht für Nacht schwindelerregende Stunden in den Armen der attraktivsten jungen Männer des Ballsaals verbrachte. Die Welt, in der sie erwachte, war eine ganz andere.
    Als sie begriff, dass die schwarze Silhouette kein harmloses Produkt ihrer Träume war, ließ plötzliche Panik ihr Herz stocken. Ein einzelner Herzschlag, fast im gleichen Moment gefolgt von zwei viel stärkeren. Das misstönende Pumpen wiederholte sich, bis Mary Ellen befürchtete, ihr Herz könnte einfach zu schlagen aufhören. Die Ärzte hatten ihr seit Jahren die Implantation eines Schrittmachers nahegelegt, doch sie hatte sich stets geweigert und die bloße Vorstellung als absurd und albern empfunden. Sie wollte kein lächerliches Stück Metall, das aus ihrem brüchigen Brustbein ragte und als Beule unter ihren dünnen geblümten Kleidern zu erkennen war. Die Leute würden es sofort bemerken.
    Jetzt wünschte sie sich, sie hätte auf die Ärzte gehört. Oh, wie sehr sie sich wünschte, auf die Ärzte gehört zu haben.
    Als ihr Blick wieder klarer wurde, sah sie, dass er reglos vor ihrem Bett stand. Seine gewaltigen Arme hingen an den Seiten herab.
    Er war sehr groß und breit und sicher viel stärker als Jerry. Viel stärker als Ed es je gewesen war, und Ed war in seinen besten Tagen ein ziemlich großer, kräftiger Bursche gewesen. In der Dunkelheit konnte Mary Ellen sein Gesicht nicht richtig erkennen, doch seine tiefe Stimme klang ungewöhnlich ruhig, als er endlich sprach.
    »Schrei nicht, Mary Ellen«, warnte er sie leise. »Keinen Mucks, hast du verstanden? Wenn du einen Laut von dir gibst oder es wagst, dich von der Stelle zu rühren, werde ich dir sehr, sehr wehtun. Hast du verstanden?«
    Mary Ellen war wie betäubt. Sie konnte nur dumpf nicken, während ein Teil von ihr noch nicht ganz sicher war, ob sie wach war oder träumte. Ein Dutzend Fragen schossen ihr durch den Kopf, bevor sie ineinanderkrachten und zu einem heillosen Durcheinander nutzloser Buchstaben zerstoben.
    Wer war dieser Mann? Wie war er in ihre Wohnung gelangt? Was hatte er vor? Würde er ihr etwas tun?
    Sie versuchte zu sprechen, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Angst hatte ihre Stimmbänder gelähmt und sie jeder Kraft beraubt.
    Mary Ellen schluckte mühsam, während ihr Herz heftig pochte. Sie versuchte es noch einmal. »Woher wissen Sie meinen Namen?«, ächzte sie. »Und wer sind Sie?«
    Zu ihrem Erstaunen lächelte der große Mann sie an. Er lächelte! Sie erkannte es an seinen weißen Zähnen, die in der Dunkelheit leuchteten. Sie wirkten unnatürlich weiß, phosphoreszierend, scharf … spitz. Wie die Zähne eines Vampirs.
    Mit übertriebener Geste nahm der Mann seine Mütze ab und verbeugte sich tief in der Hüfte. Dabei bewegte er sich mit einer Eleganz und Geschmeidigkeit, die seiner gewaltigen Größe Hohn sprach. »Erkennst du mich denn nicht, Mary Ellen? Ich bin Richard Ramirez. Man nennt mich den Night Stalker.«
    Für einen Moment war sie völlig verwirrt.
    Richard Ramirez. Der Night Stalker. Sie erinnerte sich an den Namen. Der Serienkiller. Aber war er nicht im Gefängnis? Oder tot?
    Der große Mann in ihrem Schlafzimmer tat die Frage in Mary Ellens Augen mit einer raschen Handbewegung ab. Indem er sich zur Seite drehte, schleuderte er seine Baseballmütze wie eine schwarze Frisbeescheibe in die Zimmerecke. Sie landete auf einem großen Haufen schmutziger Wäsche. Er schüttelte in gespielter Missbilligung den Kopf. »Du solltest wirklich sauber machen, Mary Ellen. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, meine Liebe, aber es ist widerlich schmutzig.«
    Mary Ellen antwortete nicht. Sie hätte nicht antworten können, selbst wenn sie es versucht hätte. Ihr krankes Herz pumpte das Blut so wild durch ihren Kreislauf, dass sie sicher war, allein in der letzten Minute eine ganze Woche von Schlägen verbraucht zu haben. Benommen fragte sie sich, wie viele ihr noch geblieben waren und ob ihr Herz noch eine kleine Reserve besaß. Jetzt zählte wahrscheinlich jeder einzelne Schlag.
    Leise zu Gott

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