Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
die Wagenschlüssel … nein, ich hatte die Schlüssel schon, glaube ich, eine Möglichkeit, um zu verschwinden. Ich räumte ein bisschen auf, packte alles zusammen und verließ das Haus durch die Vordertür. Dann ging ich zum Wagen der Oteros, fuhr zu Dillons und ließ den Wagen stehen. Von dort bin ich zu Fuß zu meinem eigenen Wagen gelaufen.«
»Also schön, Sir. Nach allem, was Sie sagen, gehe ich davon aus, dass Sie sich zu den Anklagepunkten eins, zwei, drei und vier geäußert haben, ist das richtig?«
»Das ist richtig.«
Nathan grinste, als sich das Band abstellte und aus den Lautsprechern Ashley Ball erklang. Eine Coverversion von Lecuonas En Tres Por Cuatro . Mit einigen winzigen Änderungen würde er in Kürze dem genauen Ablauf der Schilderung folgen, die er soeben gehört hatte.
18.
Dana klappte das Handy zu. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie war benommen, bekam kaum Luft und schwankte unsicher auf den Beinen. Jeremy Brown trat rasch einen Schritt vor, um sie zu stützen.
»He, langsam!«, sagte er, fasste sie bei den Schultern und führte sie behutsam zu einem Stuhl. »Ganz sachte. Warten Sie, ich hole Ihnen ein Glas Wasser.«
Vor ihren Augen verschwamm alles, während Brown zum Wasserspender ging und einen Becher der klaren kalten Flüssigkeit zapfte. Er kam zu Dana zurück, und sie leerte den Becher in einem einzigen tiefen Zug. Das kalte Wasser rann ihr durch die Kehle und klärte den Nebel in ihrem Kopf.
»Möchten Sie noch mehr?«, fragte Brown mit sorgenvoller Miene.
Dana schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Es geht schon wieder. Ich war bloß für einen Moment benebelt.«
Brown nahm ihr den leeren Becher aus der Hand, knüllte ihn zusammen und warf ihn treffsicher in einen Papierkorb. »Eine schlechte Nachricht, nehme ich an. Ist alles in Ordnung?«
»Nein, ganz und gar nicht.«
»Kann ich etwas für Sie tun? Brauchen Sie Hilfe?«
Eine Sekunde lang überlegte Dana, ob sie ihm alles über jene schreckliche Nacht erzählen sollte, als sie vier Jahre alt gewesen war. Ganz egal, wie angestrengt sie sich bemühte, sie konnte das Gefühl nicht verdrängen, dass der Mistkerl, der für den Tod ihrer Eltern vor mehr als dreißig Jahren verantwortlich war, viel mehr mit den gegenwärtigen Morden zu tun hatte, als es den Anschein hatte. Dass der Täter irgendwie zurückgekehrt war, um sein begonnenes Werk zu vollenden. Doch sie hatte keine Beweise, nichts außer ihrem Bauchgefühl, und der Fall war auch so schon kompliziert genug, ohne Mutmaßungen, die sich nicht belegen ließen.
Abgesehen davon – sie war nicht sicher, ob sie ihrem Gefühl überhaupt noch trauen konnte. Und es war nicht neu in der Geschichte des FBI oder sonst einer Gesetzesbehörde, dass Ermittler von einem Killer herausgefordert wurden. Crawford konnte ein Lied davon singen. Außerdem war er einer von ganz wenigen FBI-Leuten, die Danas Vergangenheit kannten.
John Muhammad, der Heckenschütze aus Washington D. C., hatte den Ermittlern in der Nähe der Schule, wo er auf der Lauer gelegen hatte, eine Tarotkarte zurückgelassen: die Todeskarte. Auf die Rückseite hatte er eine Nachricht geschrieben. »An die Polizei – ich bin Gott.« Der Zodiac-Killer hatte seine Briefe an Zeitungen in der Regel mit dem Symbol des Zodiaks unterzeichnet, einem Kreis mit einem Kreuz darüber. Ted Kaczynski, der berüchtigte »Una-Bomber«, hatte verlangt, dass sein weitschweifiges, mehr als fünfunddreißigtausend Worte langes Manifest veröffentlicht wurde, sonst würde er erneut zuschlagen. Die besten Profiler des FBI – einschließlich Danas früherem Partner Crawford Bell – hatten angenommen, dass es diesem Verrückten darum ging, Macht und Kontrolle über die Gesellschaft auszuüben. Sie fuhren darauf ab, in aller Munde zu sein, auch wenn niemand ihre wahre Identität kannte.
Dana atmete ein letztes Mal tief durch; dann berichtete sie Brown, was sie vor wenigen Minuten von Templeton am Telefon erfahren hatte.
»Gütiger Himmel«, entfuhr es Brown, als sie fertig war. »Warum hat er Ihren Namen buchstabiert, Dana? Was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
»Keine Ahnung«, antwortete sie ein wenig zu schnell. Sie starrte zu Boden, während sie um Fassung rang, in der Hoffnung, dass Brown nichts bemerkte und es ihrem Schwächeanfall zuschrieb.
Er kniff die Augen zusammen. »Sind Sie ganz sicher?«
Sie blickte überrascht zu ihm auf und lief rot an, bevor sie wieder blass wurde. Sie war es nicht gewöhnt,
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