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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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später bog Dana im geliehenen FBI-Dienstwagen in die Edison Street in Pico-Union ein, einem Stadtteil von Los Angeles. Sie lenkte den Wagen an den Straßenrand, stellte den Motor ab und blickte Brown an.
    »Bleiben Sie kurz sitzen, okay?«, sagte sie. »Ich sollte diese Sache alleine angehen.«
    Brown starrte durch die Seitenscheibe nach draußen auf die heruntergekommene Gegend. »Das halte ich für keine gute Idee, Dana«, sagte er. »Der Killer hat Ihren Namen – Sie sollten überhaupt keine Ermittlungsarbeit mehr außerhalb des Büros anfangen.«
    Sie bemerkte einen Beiklang aufrichtiger Besorgnis in seiner Stimme und stellte fest, dass sie sich darüber freute. Es tat gut, jemanden zu haben, der auf einen aufpasste. Sie mochte Brown, mochte ihn sogar sehr, und sie gewann immer stärker den Eindruck, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Aber vielleicht öffnet sie sich mir gegenüber weiter, wenn ich alleine mit ihr rede. Von Frau zu Frau.«
    Brown schien es nicht zulassen zu wollen; dann aber zuckte er die Schultern. »Was würden Sie von einem Kompromiss halten? Ich komme mit Ihnen, aber ich verspreche, dass ich mich ganz im Hintergrund halte – eine Art Leibwächter, wenn Sie so wollen … und ja, Sie haben recht«, fügte er hinzu, um die Stimmung aufzuhellen. »Gut möglich, dass sie sich Ihnen gegenüber weiter öffnet. Ich habe mich nie besonders gut darauf verstanden, Frauen zu vernehmen. Ist wohl genetisch bedingt.«
    Dana lachte. Sie wusste, dass unter seiner lockeren Art ein eiserner Wille schlummerte. Sie genoss es, mit ihm zu arbeiten. »Guter Punkt«, sagte sie. »Gehen wir.«
    Sie stiegen aus dem Wagen. Dana blickte sich um. Pico-Union war ein trister, heruntergekommener Stadtteil – die Sorte von Gegend, die in Filmen nie gezeigt wurde und noch verlorener und gottvergessener wirkte, wenn man die gewaltigen Müllberge mit einbezog, die an jeder Straßenecke vor sich hin rotteten.
    Die Frau, mit der sie verabredet waren und die in der Tatnacht den Killer vor dem Haus von Mary Ellen Orton gesehen hatte, war ein Mitglied der berüchtigten Mara Salvatrucha oder MS-13  – einer der gefährlichsten Straßengangs der Welt.
    Die Bande war in Los Angeles entstanden, gegründet von salvadorianischen Einwanderern, die es leid gewesen waren, von den fester verwurzelten mexikanischen Gangs herumgestoßen zu werden. Mara bedeutete auf Spanisch Bande. Was den zweiten Teil des Namens anging, Salvatrucha , war man sich des Ursprungs nicht einig. Einige meinten, es stünde für salvadorianische Treiberameisen, andere glaubten, es wäre eine Anspielung auf die salvadorianische Bauernguerilla, die Anfang der Achtzigerjahre den größten Teil der Mitglieder ausgemacht hatte. Die 13 wurde allgemein als Hinweis auf die Straße in L. A. verstanden, in der die Bande gegründet worden war. Andere meinten, sie stünde für das M, den 13. Buchstaben des Alphabets.
    Egal für welche Übersetzung man sich entschied – sie bedeutete üblicherweise immer dasselbe, wenn man es wagte, der MS-13 in die Quere zu kommen:
    Muerte. Tod.
    Dana warf einen Blick zu Brown. Auf sein Nicken hin bewegten sie sich zu der Straßenecke, wo Dana sich eine Stunde zuvor telefonisch mit Luz Moreno verabredet hatte. Vier oder fünf tätowierte Gangmitglieder standen knapp außer Hörweite Wache.
    Moreno war noch einen Tick kleiner als Dana, kaum über eins fünfzig. Sie war vielleicht neunzehn Jahre alt und eine geradezu umwerfende Schönheit. Eine Latina mit vollem schwarzem Haar, hochgesteckt über zwei großen silbernen Ohrringen. Schokoladenbraune Augen glänzten über einer breiten, flachen Nase mit einem winzigen Brillantstecker. Sie trug hautenge schwarze Jeans, Timberlands mit offenen Schnürsenkeln und einen Mantel, der ihr wenigstens fünf Nummern zu groß war.
    Dana blickte auf den kunstvollen Tattoo an Luz Morenos Hals. Orguello Salvadoreno stand dort. Salvadorianischer Stolz.
    »Kommen Sie aus El Salvador?«, fragte Dana.
    Moreno antwortete nicht und reagierte auch nicht auf Danas ausgestreckte Hand.
    »Wie Sie meinen«, sagte Dana. »Sparen wir uns diesen Teil.«
    In den letzten zwei, drei Tagen war der Indian Summer verflogen, und die Temperaturen waren auf der Jahreszeit eher angemessene fünfzehn Grad Celsius gefallen. Moreno stampfte mit den Schuhen und hatte die Hände wegen der Kälte tief in den weiten Manteltaschen vergraben. »Was wollen Sie überhaupt von mir, Lady? Es ist

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