Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
beschissen kalt hier draußen, und ich hab nicht den ganzen verdammten Tag Zeit. Wenn die falschen Homies sehen, wie ich mit Ihnen rede, ende ich wie Brenda Paz, und da hab ich keinen Bock drauf.«
Dana kramte in ihrem Gedächtnis, bis sie den Namen gefunden hatte. Brenda Paz war ein Mitglied der MS-13 gewesen. Ihre Leiche hatte man im Sommer 2003 im nördlichen Virginia am Ufer des Shenandoah River gefunden – ein Opfer ihrer eigenen Gang. Sie war vergewaltigt und getötet worden, weil sie dem FBI Informationen über die MS-13 hatte zukommen lassen.
Brenda Paz war zum Zeitpunkt ihres gewaltsamen Todes gerade siebzehn Jahre alt gewesen, keine zwei Jahre jünger als Luz Moreno heute. Sie hatte mehr als ein Dutzend Messerstiche abbekommen. Und sie war im vierten Monat schwanger gewesen.
Blutig rein, blutig raus. Du lebst für deine Mutter, du lebst für deinen Gott, aber du stirbst für deine Gang .
Dana schlug den Kragen hoch, denn der kalte Wind fegte wie ein eisiger Besen durch die Straße und ließ sie frösteln. Sie konnte sich nicht erinnern, dass es in Los Angeles jemals so kalt gewesen war, nicht einmal um diese Jahreszeit.
»Ich möchte von Ihnen wissen, was Sie mir über den Mann sagen können, den Sie in jener Nacht in South Central aus dem Haus kommen sahen, Luz«, begann Dana. »Alles. Jede Kleinigkeit. Fangen Sie ganz am Anfang an.«
Moreno verzog wütend das hübsche Gesicht. »Verdammt, Lady, Sie bringen mich wegen diesem Scheiß unter die Erde! Ich hab diesen Wichsern schon alles erzählt, was ich weiß. Ich hab ihnen geholfen, ihre beschissene Zeichnung zu machen. Lesen Sie den verdammten Polizeibericht, okay?«
Dana blickte sie gleichmütig an. »Das habe ich bereits, Luz. Wie ich schon sagte – wenn Sie bitte von Anfang an erzählen würden?«
Die junge Latina versuchte, Danas Blick standzuhalten, doch ihr wurde sehr schnell klar, dass sie diesen Kampf verlieren würde. Crawford Bell war nicht der Einzige beim FBI, der einen anderen niederstarren konnte.
Moreno stieß einen resignierten Seufzer aus. »Okay«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Hören Sie genau zu, weil es das letzte Mal ist, dass ich diese beschissene Geschichte erzählen werde, klar? Ich hab eine Freundin besucht, als der Rettungswagen mit Sirenen und Blaulicht angerast kam. Ich bin nach draußen gegangen, um nachzusehen, was passiert war, und plötzlich stand dieses irre Arschloch vor mir. Er blieb einfach stehen und starrte abwartend auf mich runter, bis ich all das Blut an ihm sah und schrie. Erst da zog er Leine. Mehr gibt’s nicht zu erzählen, Lady. Das ist die ganze verdammte Geschichte.«
»Was meinen Sie mit ›plötzlich stand er vor mir und starrte auf mich runter‹?«
Luz Moreno schüttelte den Kopf, was Dana als Widerwillen gegen ihre Person betrachtete, weil sie den Straßenslang nicht kapierte. »Der Pisser tauchte vor mir auf und versuchte, mich niederzustarren. Er hat mir voll ins Gesicht gegafft.«
»Hat er irgendetwas zu Ihnen gesagt?«
Moreno dachte einen Moment nach, bevor sie ihren Kaugummi knallen ließ und einen raschen Blick über die Schulter zu ihren Leibwächtern warf. »Kein Wort«, sagte sie schließlich. »Er stand einfach nur da und starrte mich an wie ein Irrer. Der Typ war total abgefahren, ehrlich.«
»Wie meinen Sie das?«
Moreno beäugte Dana einen weiteren langen Moment, bevor sie den Kopf drehte und sich einmal mehr vergewisserte, dass ihre Homeboys noch da waren. Sie hatten sich nicht vom Fleck gerührt, allerdings hatten sie Dana und Brown auch nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Sie wurden allmählich unruhig, das war nicht mehr zu übersehen. Gut zu wissen, dass Brown Dana den Rücken freihielt.
Moreno beugte sich vor – nahe genug, dass Dana ihr Parfüm riechen konnte. »Er hat kein Wort gesagt. Aber es war fast so, als würde er darauf warten , dass ich was sage. Verstehen Sie?«
Die junge Latina schüttelte den Kopf, und ihre Ohrringe klimperten und tanzten wild. »Ich weiß nur, dass es total irre war. Ich hoffe bei Gott, dass ich diesen unheimlichen Arsch nie wieder sehe. Das ist die Wahrheit, glauben Sie mir!«
Dana nickte. Sie kannte dieses Gefühl. »Erinnern Sie sich sonst noch an irgendetwas aus der fraglichen Nacht, Luz?«
Ausnahmsweise zögerte Moreno nicht mit ihrer Antwort. »Seine Augen«, sagte sie sofort. »Ich erinnere mich an seine Augen.«
»Was war damit?«
Die Unterlippe des Mädchens bebte plötzlich, und zum ersten Mal sah
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