Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
hatten.
»Rader wurde erst geschnappt, als er eine Diskette voller Beleidigungen an die Wichita Police verschickte – in der falschen Annahme, dass es keine Möglichkeit gab, ihn anhand dieser Diskette zurückzuverfolgen«, berichtete sie. »Aber die Spurensicherung analysierte die Metadaten auf dieser Diskette und fand heraus, dass sie von einem Mann formatiert worden war, der sich ›Dennis‹ nannte. Er hatte außerdem einen Link zu einer örtlichen lutheranischen Kirche hinterlassen, wo er als Dekan arbeitete. Am Ende war nur eine einfache Internetsuche erforderlich, um ihn zu finden und festzunehmen.«
Brown schüttelte den Kopf. »Nicht besonders klug von ihm.«
»Zugegeben. Allerdings würde ich sagen, dass der Kerl, hinter dem wir jetzt her sind, schlau genug ist für alle beide. Das ist unser Problem. Wir haben es nicht mit einem Idioten zu tun. Neben diesem Kerl sieht Hannibal Lecter wie ein Amateur aus.«
Brown starrte ihr in die Augen. »Und Sie glauben, es könnte sich um den gleichen Täter handeln, der Ihre Eltern umgebracht hat?«
Plötzlich hatte Dana Tränen in den Augen. Hastig wandte sie das Gesicht ab, damit Brown ihren Schmerz nicht sehen konnte. »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise.
Behutsam legte Brown ihr eine Hand auf den Arm. »Es ist nicht schlimm, wenn Sie Angst haben, Dana. Jeder, der bei klarem Verstand ist, würde in Ihrer Lage genauso empfinden. Verdammt, selbst ich habe Angst.«
Dana öffnete die Augen und blickte ihn an. Sie richtete sich auf. Sie würde nicht zulassen, dass der Killer aus ihrer Vergangenheit den Rest ihres Lebens genauso zerstörte, wie er ihre Kindheit zerstört hatte. »Es ist nicht so, dass ich Angst vor ihm habe. Ich habe Angst vor dem, was ich mit ihm machen werde, wenn wir ihn gefunden haben.«
Es war fast Mittag, als die Maschine in Wichita landete. Sie fanden ein Taxi und fuhren schweigend zum Sedgwick County Sheriff’s Office. Dana fühlte sich wie ein Footballspieler im Umkleideraum unmittelbar vor dem ganz großen Spiel. Sie atmete mehrmals tief durch und setzte ihr Pokerface auf. Zum ersten Mal seit Monaten hatte sie das Gefühl, dem Killer endlich ein paar Schritte näher auf den Pelz zu rücken.
Eine halbe Stunde später hielten sie und Brown ihre Abzeichen hoch. Der Türsummer ging, und sie wurden in das Gebäude eingelassen, in dem das Büro von Sheriff Don Jackson untergebracht war. Im Empfangsbereich saß hinter einem riesigen Schreibtisch eine attraktive Frau Anfang sechzig mit kurz geschnittenem silbernem Haar. Sie blickte auf und lächelte die Besucher bei ihrem Eintreten freundlich an.
»Ich bin Janie Briggs«, sagte die Frau in der dunkelroten Bluse. »Sekretärin des Sheriffs. Ich nehme an, Sie sind die beiden Agents vom FBI, die sich telefonisch angekündigt hatten?«
Dana nickte. Janie Briggs drehte sich in ihrem Bürosessel um und deutete auf eine Mahagonitür zu ihrer Linken. »Bitte gehen Sie gleich durch. Sheriff Jackson erwartet Sie bereits.«
Einen Moment später klopfte Dana an die Tür und betrat das Zimmer. Don Jackson saß hinter seinem Schreibtisch und schärfte einen Angelhaken. Er blickte auf, legte den Haken auf den Schreibtisch und erhob sich lächelnd, während er sich den breitkrempigen Hut in den Nacken schob. Er sah aus, als wäre er direkt von einem Casting für einen Hollywood-Western gekommen – Zoll für Zoll der joviale County Sheriff des amerikanischen Mittelwestens.
»Ah, die Special Agents Whitestone und Brown. Willkommen. Ist mir ein Vergnügen, Sie bei mir zu haben.«
Er deutete auf zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. Dana rief sich ins Gedächtnis, dass das Amt des Sheriffs durch eine Wahl besetzt wurde, was Jacksons offensichtlichen politischen Instinkt erklärte. Jemand von weiter oben würde sich mit dem Mann auseinandersetzen müssen.
»Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Jackson. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee? Tee? Ein Wasser?«
Dana schüttelte den Kopf, und Brown folgte ihrem Beispiel.
»Vielen Dank, Sir«, sagte sie. »Wir haben alles, was wir brauchen. Nett von Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns zu empfangen. Ich weiß, dass Sie ein beschäftigter Mann sind, deshalb will ich gleich zur Sache kommen. Wir haben Grund zu der Annahme, dass unser Killer erneut zuschlagen wird, und zwar hier in Wichita. Uns liegen konkrete Anhaltspunkte vor. Er wird zuschlagen, hier. Wir dürfen keinen Augenblick Zeit verschwenden.«
Jackson runzelte die Stirn und lehnte
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