Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
sich einen Moment zurück. Sein Bauch ragte über den Gürtel. Dann beugte er sich vor und legte die Hände auf den Schreibtisch. »Ich kann nicht behaupten, dass mir das gefällt. Was genau brauchen Sie von mir?«
»Wie viele Deputies haben Sie im Einsatz?«, wollte Dana wissen.
»Dreihundertfünfzig. Plus minus ein paar.«
»Wie viele sind zurzeit im Dienst?«, erkundigte sich Brown.
Jackson lehnte sich erneut zurück. »Hmmm. Wir arbeiten in drei Schichten. Das bedeutet, dass zurzeit ungefähr hundertzwanzig Mann im Dienst sind.«
Dana nickte. »Wann war die letzte Schicht zu Ende?«
Jackson blickte auf die Uhr. »Vor einer Stunde.«
»Damit fällt sie aus«, sagte Dana. »Wie lange brauchen Sie, um die ausgeruhte Schicht auf die Straße zu bringen?«
Jackson schürzte die Lippen. Er blickte jetzt besorgt drein. »Jeder ist mit einem Piepser ausgestattet, also würde es wohl nicht länger als eine Stunde dauern … aber wir haben in unserem Budget keine Mittel für die Überstunden, Agent Whitestone. Ich bin ohnehin schon knapp.«
Brown winkte ab und erhob sich. »Bringen Sie die Leute auf die Straße, Sheriff«, sagte er. »Die Regierung wird für die zusätzlichen Kosten aufkommen.«
Jackson nickte. Er war offensichtlich zu einem Entschluss gelangt. Die beiden Regierungsbeamten meinten es ernst. Sie brauchten sämtliche Kräfte, die ihm zur Verfügung standen. »Also schön, ich klemme mich gleich dahinter. Gibt es sonst noch was?«
Dana stand ebenfalls auf und blickte ihm in die Augen. »Ja, es gibt tatsächlich noch etwas. Falls einer Ihrer Männer sich in Gefahr wähnt, ganz gleich welcher, sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen zuerst schießen und später Fragen stellen.«
24.
18 Overlook Drive, Wichita, Kansas
13.30 Uhr nachmittags
Fesseln. Foltern. Töten .
Das war 1974 der Plan von Dennis Rader gewesen, und den gleichen Plan verfolgte Nathan Stiedowe an diesem Tag.
Sein jüngstes Ziel war nicht das Miststück, das ihm sein Leben gestohlen hatte, sondern eine weitere jener gelangweilten Vorstadthausfrauen und Mütter auf der Suche nach einer außerehelichen Affäre. Nur hatte die gute Frau Pech. Ihre Antwort auf seine Anzeige auf der Webseite des Lonely Hearts Club würde eine höllische Menge mehr bedeuten als ein bisschen nachmittägliches Vergnügen, während ihr Trottel von Ehemann die Knete verdiente. Sie würde die kleine, ruhige Straße nie wieder als prolliges Gegenstück zur Wisteria Lane aus Desperate Housewives betrachten, noch bevor der Tag zu Ende war.
Die Musik von Ashley Ball erfüllte den Wagen, als Nathan seinen neuesten Schlitten, einen silbernen 2005er BMW 350i, auf den Overlook Drive in Wichita, Kansas, lenkte und tief ausatmete.
Er parkte einen Kilometer vom Haus der Aikens entfernt und beugte sich zur Seite, um seine Aktentasche vom Beifahrersitz zu angeln. Die Skimaske war nicht nötig; eine Verkleidung war diesmal nicht erforderlich. Im Gegenteil, es war wichtig, dass sie sein Gesicht sahen. Auf der Rückbank lag eine aktuelle Ausgabe der Los Angeles Times . Er hatte es endlich auf die Titelseite geschafft, oder zumindest sein Konterfei, wenn man es so nennen konnte. Das Phantombild sah ihm alles andere als ähnlich. Wie immer hatten diese Amateure hoffnungslos stümperhafte Arbeit geleistet, aber das überraschte Nathan nicht sonderlich. Wenn es so weiterging, machten sie es ihm geradezu sträflich einfach.
Er pfiff immer noch die Melodie von Gitanerias vor sich hin, als er fünf Minuten später in die Auffahrt bog und an der Seite vorbei geradewegs hinter das Haus marschierte, bevor er den schwarzen Lederhandschuh am linken Handgelenk zurückschob und einen Blick auf seine Nobeluhr warf.
Dreizehn Uhr siebenunddreißig. Allerhöchste Zeit, dass die Geschichte sich neu schreibt.
Er stellte die Tasche neben der Hintertür ab und holte einen Drahtschneider hervor. Während er systematisch die Telefondrähte durchtrennte, versuchte er, eine sexuelle Fantasie heraufzubeschwören, doch es war nicht einfach. Janice Aikens Profilbild war wenig schmeichelhaft: Es zeigte eine aufgeschwemmte Couch-Potato, die wahrscheinlich den größten Teil ihrer Zeit damit verbrachte, sich Bonbons in den gefräßigen Mund zu stopfen, während sie bleischwer und regungslos dasaß und im Fernsehen Oprah verfolgte. Doch selbst wenn Liebe an diesem Tag nicht in den Karten stand, würde ihn das Update zu Dennis Raders unvergesslichem Verbrechen ein ganzes Stück näher an sein eigentliches
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