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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Flugzeug seine Reisehöhe erreicht hatte, ging eine hübsche Stewardess mit einem Getränkewagen durch die Reihen. Sie sah Dana lächelnd an. »Möchten Sie etwas trinken, Ma’am?«
    »Einen Wodka auf Eis«, hörte Dana sich antworten. »Besser einen doppelten.«
    Dana wusste, dass sie an diesem kritischen Punkt im Lauf ihrer Ermittlungen eigentlich nicht trinken sollte, nicht mal einen winzigen Schluck. Doch wenn der Alkohol half, ihre Nerven zu beruhigen und ihren Kopf klarer zu machen – was war dann so schlimm an einem gelegentlichen Drink? Sie musste sich eben unter Kontrolle halten, das war alles. In Maßen trinken. Nicht übertreiben.
    Die Stewardess schenkte den Drink in einen dünnen Plastikbecher und gab mit einer Zange drei sichelförmige Stücke Eis hinzu, bevor sie ihn Dana reichte.
    Dana setzte den Becher an die Lippen und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter.
    Der Alkohol brannte in ihrer Kehle, doch das Gefühl erinnerte sie wenigstens daran, dass sie noch in der wirklichen Welt wohnte und keine geisterhafte Erscheinung in einem nicht enden wollenden Albtraum war, wie sie ihn seit ihrer Abreise nach Los Angeles vor ein paar Tagen erlebte.
    Alkohol und mentale Erschöpfung bewirkten schließlich, dass Dana zwanzig Minuten später in einen unruhigen Schlaf fiel. Als sie nach zwei Stunden erwachte, reckte sie die Arme über den Kopf und bemühte sich vergeblich, ihre verkrampften Nackenmuskeln zu entspannen. Fliegen in der Economy Class war schlimmer als eine Zwangsjacke.
    Eine Sekunde später knackte es in der Bordsprechanlage, und der Captain verkündete, dass sie sich im Landeanflug auf Cleveland Hopkins befanden.
    Dana rieb sich die müden Augen und versuchte die Reste des immer wiederkehrenden Albtraums abzuschütteln, der sie fast jede Nacht heimsuchte, seit sie vier Jahre alt war. Der Traum war inzwischen genauso sehr Bestandteil ihres Selbst wie ihre kurzen blonden Haare, ihre hellblauen Augen und das kleine braune Muttermal rechts neben ihrem Mund.
    In ihrem Traum stand der Mann mit den unheimlichen braunen Augen direkt über ihrem Bett, ein riesiges Messer in der großen Hand. Tropfen hellroten Blutes glitten an der blanken Klinge hinunter und verharrten einen winzigen Moment an der scharfen Spitze, bevor sie wie rostiges Wasser aus einem lecken Hahn fielen, ganz langsam, wie in Zeitlupe, um auf ihrem Gesicht zu landen, dabei zu zerplatzen und sich mit einem widerlichen Zischen in Dampf aufzulösen.
    Fünf Minuten nach der Ankündigung des Captains setzte die Maschine mit einem sanften Ruck auf, rollte bis zum Ende der Landebahn und kam an einem Flugsteig zum Stehen. Als das Lichtzeichen für das Anlegen der Sicherheitsgurte erlosch, erhoben sich die Passagiere wie auf ein Zeichen, sammelten ihre Habseligkeiten ein und strömten zum Ausgang.
    Dana lächelte der Stewardess zum Abschied zu, die sich roboterhaft bei jedem bedankte, dass er mit Continental geflogen war. Die Stewardess lächelte zurück. Aus der Nähe betrachtet sah sie unter ihrem makellosen Make-up erschöpft und müde aus, und in ihren Augenwinkeln hatten sich bereits tief und bleibend die ersten Krähenfüße eingegraben. »Einen schönen Tag noch, Ma’am«, sagte sie zu Dana.
    Dana streckte die Hand aus und berührte sie an der Schulter. »Ihnen auch. Danke gleichfalls.«
    36.
    Bücher hatten Nathan wirklich und wahrhaftig das Leben gerettet.
    Seine Liebe zu Worten mündete schließlich in einem Abschluss in Journalismus am Anderson Community College. Nach seiner Graduierung verließ er sein Elternhaus für immer, um auf der anderen Seite des Flusses in Shockley als Nachrichtenreporter zu arbeiten. Seinen Eltern schien es ziemlich egal zu sein, als er zu Hause auszog, was Nathan nicht weiter überraschte. Tief im Innern wusste er, dass sie im Gegenteil genauso froh waren wie er, ihn endlich loszuwerden.
    »Bleibe auf dem Pfad der Rechtschaffenheit, Sohn«, ermahnte ihn sein alter Herr, eine Winchester unter dem Arm. »Bleibe auf dem Pfad der Tugend, oder der Teufel wird dich holen, so sicher wie das Amen in der Kirche. Vertue dich nicht, Junge, du bist bereits gezeichnet. Du bist genauso gezeichnet, wie Kain damals gezeichnet wurde.«
    Nathan hatte dem Alten gar nicht darauf geantwortet. Er hatte sich nicht einmal mehr nach ihm umgedreht. Er wusste, dass er den Teufel zurückließ. Und ob er auf dem Pfad der Rechtschaffenheit bleiben würde, nachdem er die ersten Schritte aus dem Haus seiner Eltern gemacht hatte, musste

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