Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Körper sich vor Angst und Schock und Adrenalin, und sie späht unter dem Bettsaum hervor, entschlossen, den grässlichen Anblick ihrer ermordeten Freundinnen – ihrer ermordeten Schwestern – gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sie schiebt sich unter dem Bett hervor, will das Zimmer durchqueren, will zu einem Telefon, von dem aus sie die Polizei alarmieren kann. Doch genau in dem Moment, als ihr Kopf unter dem Bett erscheint, bemerkt sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung.
Der Dämon hat sie ausgetrickst. Voller Entsetzen erkennt sie den riesigen schwarzen Stiefel, der auf ihr Gesicht herunterkracht.
Ihr Hinterkopf knallt auf den Boden, als wäre sie von einem Vorschlaghammer getroffen worden. Die zierlichen Knochen in ihrem Gesicht zersplittern unter der Wucht des Aufpralls. Irgendwie hat der Dämon sich direkt neben das Bett geschlichen, direkt neben Ahn , ohne das leiseste Geräusch von sich zu geben. Er hat sie ausgetrickst.
Ahn Howser bleibt keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, dass ihr letzter Blick auf Erden auf die grausige Stelle fällt, wo Liza Alloway und Lindsey McCormick ihr Leben ausgehaucht haben, denn auch ihre letzte Stunde hat geschlagen. Genauso, wie es Engel gibt, die über die Erde wandeln, so gibt es auch Dämonen.
Die zierlichen Knochen in ihrem Gesicht zerbrachen wie eine Eierschale unter der Wucht seines Trittes. Einen Sekundenbruchteil später endet aller Schmerz, und ihre Welt versinkt in Dunkelheit.
47.
Nathan packt die Leiche des asiatischen Mädchens unter den dünnen Armen und zieht den zierlichen Körper unsanft unter dem Bett hervor wie eine Stoffpuppe, bevor er sie genauso mit dem Messer behandelt wie zuvor ihre Freundinnen. Obwohl das kleine Schlitzauge bereits mausetot ist, will er den beiden anderen gegenüber fair sein, also zieht er sein Klappmesser aus der Gesäßtasche und schlitzt ihr mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung die Kehle auf.
Es ist so einfach , denkt er. Einfach und nicht im Mindesten unangenehm.
Niemand hat etwas von dem Handgemenge in der Studentenbude gehört. Der Campus liegt wegen des bevorstehenden Thanksgiving so verlassen da wie eine Geisterstadt. Genau aus diesem Grund hat Nathan diesen Zeitpunkt ausgewählt. Wenn man Jahre hat, um einen Mord zu planen, kann man sich den Luxus leisten, auf jedes Detail zu achten. Genau das hat Nathan getan. Jetzt muss er nur noch wieder raus, ohne von den Sicherheitsleuten gesehen zu werden; dann hat er es geschafft.
Die Handschuhe sind inzwischen glatt und glitschig von dem wundervollen Blut, das er in dieser Nacht vergossen hat, und sie rutschen zuerst ab, als er sie um den zierlichen Hals des asiatischen Mädchens legt. Endlich findet er den Kehlkopf, und es bereitet ihm höchste Lust, die vogeldünnen Knochen brechen zu hören, während er ihr kraftvoll den letzten Rest Luft aus der toten Lunge presst.
Er beugt sich hinunter und hebt ihr zerstörtes Gesicht an, um voller Zärtlichkeit seine Lippen auf ihre zu pressen. Er verharrt mehrere Sekunden in dieser Haltung, schmeckt das warme Blut auf der Zunge und im Mund.
Er hat so lange auf diesen Augenblick gewartet. Er hat lange gewartet, doch es war die Sache wert.
Bedauernd löst er sich von ihr, beendet den Kuss, wischt mit dem Handschuh über den zerfleischten Mund des Mädchens, um jede Spur von Speichel zu beseitigen, die er zurückgelassen haben könnte. Er ist ein vorsichtiger Mann. Er muss es sein. Er strebt nach Perfektion. Alles, einfach alles muss vollkommen sein. Vollkommen und rein. Weniger ist nicht akzeptabel.
Aus dem Aktenkoffer bringt er einen Hammer und einen Nagel zum Vorschein. Aus der Tasche seiner schwarzen Jeans kommt die Verwarnung, die er von der Windschutzscheibe des alten Chrysler Sebring mitgenommen hat. Fünf schnelle, präzise Schläge fixieren das Knöllchen mitten auf dem Brustbein des kleinen asiatischen Mädchens.
Nachdem die Brotkrume an ihrem vorgesehenen Ort ist, geht er zu den beiden anderen Leichen und schenkt auch ihnen die Gunst seines Blutkusses, bevor er sich endgültig aufrichtet.
»Danke«, sagte er, und seine Stimme bebt so sehr vor Emotionen, dass er glaubt, jeden Augenblick in Tränen ausbrechen zu müssen.
Das wunderbare Geschenk der drei Mädchen ist nun Teil von etwas, das sehr viel bedeutsamer ist als alles, was jedes der Mädchen für sich allein hätte erreichen können. Sie sind jetzt auf immer und ewig verbunden, und was aus ihnen entstanden ist, das ist weit größer als die Summe der
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