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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Bewegungen werden schneller. Er kniet neben Lindsey nieder. Ahn beobachtet voller Entsetzen, wie er die behandschuhten Hände um ihre blutige, aufgeschlitzte Kehle legt. Einen Moment später verstummt das grausige Gurgeln der langsam an ihrem eigenen Blut erstickenden Lindsey für immer.
    Die arme, süße Lindsey. Verabschiedungsrednerin, Prom Queen und jedermanns beste Freundin.
    Lindsey Mae McCormick ist tot.
    Der Mann geht zu Liza und kniet neben ihr nieder. Auch sie würgt er, bis kein Atem mehr in ihren Lungen ist, bevor er sich erhebt.
    Und innehält.
    Wenn man nicht Ausschau danach hält, ist es ganz leicht zu übersehen. Doch Ahn ist so gebannt von seinem Anblick und achtet so genau auf jeden zuckenden Muskel in seinem Gesicht, dass sie es bemerkt.
    Für einen winzigen Augenblick hat er innegehalten, und in diesem Moment sieht er aus, als … als ekelte er sich .
    Er steht schwankend im Zimmer und atmet tief ein, bis seine mächtige Brust kurz vor dem Platzen scheint, und dann spricht er die Worte, die Ahns Blut in den Adern erstarren lässt.
    »Richard Franklin Speck hat in diesem Augenblick der Wahrheit nicht eine Sekunde gezaudert. Deshalb werde auch ich in meinem Augenblick der Wahrheit nicht zaudern. Dieser Augenblick ist nun gekommen.«
    So eigenartig diese Worte erscheinen, sie festigen den Mann, geben ihm Kraft, und plötzlich ist er wieder ruhig und gelassen und voller Sicherheit. Er hat seine Bewegungen völlig unter Kontrolle, als er über die leblosen Leiber von Ahns Freundinnen steigt und zur Wand neben der Tür geht. Dort öffnet er einen großen schwarzen Aktenkoffer, der neben einem Stuhl gestanden hat. Er nimmt ein sauberes weißes Tuch aus dem Koffer und wickelt es um das blutige Messer. Dann legt er beides ordentlich zurück. Er sieht aus wie ein Chirurg bei der Auswahl seiner Instrumente, als er ein großes, scharfes Ausbeinmesser hervorzieht, es kurz betrachtet, den Kopf schüttelt und es wieder zurücklegt. Stattdessen entscheidet er sich für eine gewöhnliche Gartenschere.
    Bevor Ahn Zeit findet, sich zu fragen, was er vorhat, sieht sie es auch schon. Wie ein verängstigtes Kitz in einem unsicheren Versteck, das auf der Flucht ist vor einer Horde betrunkener Jäger, beobachtet sie unter dem Saum des Bettüberwurfs hervor das Geschehen und begreift, dass ihr Albtraum gerade erst angefangen hat. Der große Mann nimmt Lizas schlaffe rechte Hand vom Boden hoch – die Hand, mit der Liza ihn am Hals gekratzt hat.
    Dann schneidet er ihr seelenruhig einen Finger nach dem anderen ab.
    Das Geräusch ist übelkeiterregend. Es klingt wie das Knacken trockener Zweige bei einem flotten Marsch durch den Wald an einem kalten Herbsttag. Bei jedem leisen, angestrengten Grunzen durchtrennt die Gartenschere einen Fingerknochen. Es gibt leise dumpfe Geräusche, als die Finger auf den Boden fallen. Geräusche, die Ahns traumatisierter Verstand bis an ihr Lebensende nicht vergessen wird.
    Das alles geschieht gar nicht.
    Sie ist nicht wirklich hier in diesem Zimmer. Nein, sie ist nicht wirklich in diesem Zimmer, und dieser Mann hat nicht wirklich ihre Freundinnen ermordet. Sie hat einen Albtraum, aus dem sie aufwachen muss.
    Unbedingt. Ganz, ganz schnell.
    Doch tief in ihrem Herzen, an jenem dunklen, geheimen Ort, den jeder von uns hat und wo die einzige Person, vor der man sich nicht verstecken kann, man selbst ist, weiß Ahn, dass sie niemals aus diesem Albtraum aufwachen wird. Sie wird deshalb nicht aus diesem Albtraum aufwachen, weil sie nicht schläft. Weil sie das alles gar nicht träumt in ihrem fiebrigen Verstand. Sie ist hellwach, und was sie sieht, ist die Wirklichkeit. Es ist das Realste, was ihr jemals widerfahren ist, und es geschieht hier, jetzt, direkt vor ihren Augen.
    Dieser Mann hat ihre Freundinnen wirklich ermordet, er verstümmelt sie wirklich , und es gibt nichts, überhaupt nichts, was sie dagegen tun könnte. Sie ist viel zu schwach, viel zu verängstigt, um gegen ihn zu kämpfen. Wenn schon ein bloßer Blick von ihm ausreicht, um sie in einen Zustand panischer Angst zu versetzen, sodass sie nicht einmal mehr atmen kann, wie soll sie ihn dann aufhalten?
    Er wird sie ebenfalls töten, das weiß sie. Er wird sie töten, sobald er mit ihren Freundinnen fertig ist.
    Sie weiß nicht warum, doch der Gedanke, der ihr plötzlich kommt, erscheint absolut logisch. Als wäre in dieser Situation irgendetwas logisch.
    Ahn greift in die Gesäßtasche ihrer Jeans und zieht einen kleinen

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