Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
und rau und so furchteinflößend wie seine Augen, und sie ist frei von jeglicher Emotion.
Sobald Ahns geschockter Verstand die grausigen Instruktionen verarbeitet hat, erstarrt sie zur Bewegungslosigkeit. Es ist, als hätten die Angst und Ungeheuerlichkeit ihrer Situation einen Schalter in ihrem Gehirn umgelegt. Er will, dass sie sich bewegt; das weiß sie. Sie weiß aber auch, dass sie nicht imstande ist, seinem Befehl nachzukommen. Es bereitet ihr unglaubliche Mühe, auch nur Atem zu holen, denn ihre Kehle ist wie zugeschnürt.
Als Ahn nicht sofort gehorcht, macht der große Mann einen Schritt, der ein Viertel der Entfernung zwischen ihr und ihm überwindet, doch Ahns Füße sind noch immer wie am Boden festgenagelt.
Ein weiterer Schritt.
O Gott. O GOTT!
Ihre Beine wollen ihr einfach nicht gehorchen. Die Signale aus ihrem Hirn kommen nicht bei ihnen an, laufen ins Leere, sabotieren ihren Willen, obwohl sie sich verdammt noch mal darauf konzentrieren sollte, ihr Leben zu retten.
Ein dritter Schritt.
Jede Faser ihres Wesens schreit danach, dass sie sich bewegen soll. So mach doch endlich! Doch ihre Beine – ihre beschissenen, nutzlosen Beine – weigern sich weiterhin, ihr zu gehorchen. Noch ein Schritt, und der Mann ist bei ihr.
Als er diesen letzten Schritt macht, hebt er zugleich das blutige Messer hoch über den Kopf. Dabei werden seine Augen glasig – dermaßen leer und ausdruckslos, dass Ahn für einen Moment glaubt, er wäre gar kein Mensch. Verloren in diesem Blick registriert sie dennoch, wie das Messer in einem flirrenden Bogen auf sie niederfährt. Sie löst sich aus ihrer Starre und reagiert instinktiv.
Ich bewege mich! O Gott, danke.
Die Klinge zischt über ihrem Kopf durch die Luft und verfehlt sie nur um Zentimeter, als sie auf dem Bauch landet und unter das Bett krabbelt wie eine Küchenschabe, die sich vor einem hell aufflammenden Licht in Sicherheit bringt.
Und obwohl sie endlich seinem Befehl nachgekommen ist, obwohl sie noch am Leben ist, weigert sich die Stimme in Ahns Kopf, Ruhe zu geben. Jetzt schreit sie neue Befehle, und wieder hat Ahn Mühe, einen Sinn in den Worten zu erkennen.
Was genau soll sie tun?
Atme! Verdammt, atme, oder du stirbst!
Ahn bekommt für mehrere schier endlose Sekunden keine Luft. Sie ist zu sehr voller Angst. Wieder versucht sie, Luft zu holen, aber sie könnte genauso gut versuchen, durch eine über ihren Kopf gestülpte Plastiktüte hindurch zu atmen. Der Sauerstoffmangel droht ihr das Bewusstsein zu rauben. Die ersten schwarzen Schatten erscheinen in der Peripherie des Sichtfelds ihrer großen mandelförmigen Augen.
Da!
Endlich. Ein einzelner Atemzug erzwingt sich einen Weg in ihre gepeinigte Lunge, buchstäblich in letzter Sekunde, bevor sie bewusstlos wird. Aber vielleicht wäre es ja besser, wenn sie ohnmächtig wäre. Einfach das Bewusstsein verlieren und unter die warme dunkle Decke des Schlafes schlüpfen. Dort wird er sie nicht finden, oder?
Oder doch?
Reiß dich zusammen! Sie hat keine Zeit, so einen Unsinn zu denken. Sie muss hellwach bleiben, um ihn zu beobachten. Sie kann den Blick nicht von ihm abwenden, nicht für einen einzigen Moment, denn das würde den sofortigen Tod bedeuten.
Ein weiterer kühler Schwall Luft strömt in ihre Lunge, und ihr Kopf wird klarer. So ist es besser. Sie ist unter dem Bett, wie er es ihr befohlen hat, und atmet wieder. Und sie ist, das Wichtigste, noch am Leben .
Als er sie unter dem Bett anstarrt wie eine Kobra ihr zu Tode verängstigtes Opfer, kann Ahn dem sirenengleichen Lockruf dieser furchtbaren Augen nicht widerstehen. Erneut hebt sie den Blick und begegnet seinem Starren, nur noch ein bebendes Bündel Mensch, das vor seiner Macht erzittert. Es gibt kein Entrinnen.
Du wirst sterben , sagen diese irren braunen Augen.
Ahn spürt beinahe körperlich, wie einen harten Schlag in den Magen, als er sie aus dem Gefängnis seines Blickes entlässt. Sie schaudert. Wenn ein bloßer Blick von ihm ausreicht, um ihr die Luft abzuschnüren und weitere lebenswichtige Funktionen zu unterbrechen, wie viel schlimmer wird es sein, sobald er mit ihren beiden Freundinnen fertig ist und sich ihr zuwendet?
Der Mann geht zu Liza und versetzt ihr mit einem schweren Stiefel einen wuchtigen Tritt in die Rippen, sodass ihr toter Körper unwillkürlich ein lautes Grunzen ausstößt, so brutal wird die Luft aus der Lunge gepresst und jagt über die durchtrennten Stimmbänder hinweg.
Der Mann steigt über Liza, und seine
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