Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
unzertrennlich gewesen.
Konstantopolous stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Klingt nach einem wahren Herzensbrecher, den Sie sich da eingefangen haben.«
»Er ist kastriert, Detective. Ich fürchte, er hat kein besonderes Interesse mehr an den Ladys.«
Konstantopolous verzog das Gesicht. »Autsch. Armer Kerl. Na ja, lieber er als ich.«
Zehn Minuten später hielten sie neben dem Wachhäuschen an der Osteinfahrt zum Campus, und Konstantopolous zeigte dem Wachmann seinen Ausweis. Die Schranke ging hoch, und sie fuhren aufs Gelände. Konstantopolous lenkte den Wagen über verlassene Wege bis zu einem alten braunen Backsteingebäude. Draußen begann es zu schneien, als sie ausstiegen. Sanitäter luden Leichensäcke in drei unterschiedliche Rettungswagen. Nicht weniger als fünfzehn Streifenwagen standen mit blitzenden Lichtern um das Gebäude herum. Die Zeit für Smalltalk war abgelaufen.
»Da wären wir«, sagte Konstantopolous. »Der Vorlesungsbetrieb für die gesamte nächste Woche wurde bereits abgesagt. Man hat die Studenten angerufen und ihnen gesagt, dass die Thanksgiving-Ferien verlängert würden. Was bedeutet, dass wir das Haus mehr oder weniger für uns allein haben.«
»Seht gut.« Wenigstens etwas.
Konstantopolous führte Dana durch die polizeiliche Absperrung und zu einer Eisentreppe an der Außenseite des Gebäudes. Sie stiegen in den ersten Stock, wo er eine schwere Stahltür öffnete. Hinter der Tür erstreckte sich ein langer, schmaler Flur. Sie traten ein und gingen bis Zimmer 232. Der Eingang war mit gelb-schwarzem Polizeiband gesichert. Mindestens ein Dutzend forensische Techniker arbeiteten am Tatort.
»Ich warte draußen, während Sie sich umsehen, wenn das okay ist?«, fragte Konstantopolous.
»Kein Problem. Danke.«
Dana duckte sich unter dem Absperrband hindurch und betrat das Zimmer. Eine kahle Fluoreszenzlampe an der Decke tauchte die Einrichtung in kaltes Licht. Der Anblick, der sich Dana bot, raubte ihr den Atem.
Dunkelbraune Flecken bedeckten den Teppichboden an drei unterschiedlichen Stellen. Die Blutflecken auf dem Mobiliar und an den Wänden sahen aus, als hätte jemand einen Pinsel mit hellroter Farbe genommen und ihn aus der Mitte des Zimmers wild in sämtliche Richtungen geschwungen.
Auch hier wieder schnelle Spritzer, projiziertes Blut, bemerkte Dana. Es brauchte keinen Forensiker der Spitzenklasse, um zu sehen, dass hier ein grauenhaftes Blutbad stattgefunden hatte.
»Gütiger Himmel …«, flüsterte Dana. Es war schlimmer, als sie erwartet hatte. Sehr viel schlimmer. Sie spürte Wut in sich aufsteigen. Gab es denn überhaupt nichts, wovor dieser Dreckskerl zurückschreckte? Und was bezweckte er mit seinen Schlächtereien?
Ein Mann in Schutzkleidung näherte sich. »Special Agent Whitestone?«, fragte er.
Dana nickte nur.
Der Mann reichte ihr einen durchsichtigen Ziploc-Beutel, in dem sich ein Studentenausweis befand.
»Das hier haben wir unter dem Bett gefunden, zwischen Matratze und Lattenrost. Ich dachte, es würde Sie interessieren.«
Dana nahm den Beutel entgegen und betrachtete den Ausweis. Das Foto darauf zeigte eine zierliche, ausgesprochen hübsche, sehr junge Asiatin. Der Name des Mädchens lautete Ahn Howser – sie war das Mordopfer, das mit eingetretenem Schädel und aufgeschlitzter Kehle, einen Strafzettel an die Brust genagelt, gleich neben dem Bett gelegen hatte.
In diesem Moment wurde Dana alles klar. All die quälenden Gedanken, die ihr durch den Kopf gegangen waren, seit sie die Ermittlungen im Fall dieses Serienkillers aufgenommen hatte, ergaben mit einem Mal Sinn.
Übelkeit stieg in ihr auf, als sie das Zimmer verließ. Sie fand Konstantopolous draußen auf der Treppe, wo er in der kalten Nachtluft am Geländer stand und eine Zigarette rauchte. Als sie durch die Tür kam, nahm er einen letzten tiefen Zug und schnippte den Stummel in die Dunkelheit. »Und?«, fragte er. »Glück gehabt? Sie sehen aus, als wären Sie einem Gespenst begegnet.«
»Gut möglich«, antwortete Dana. »Kommen Sie. Ich erzähle Ihnen alles im Wagen.«
Auf dem Weg zur Polizeizentrale berichtete sie ihm von Ahn Howsers Studentenausweis, den sie unter dem Bett im Lattenrost gefunden hatten.
»Und was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«, wollte der Detective wissen. »Was hatte der Ausweis dort zu suchen?«
Dana atmete tief durch. »Wie lange wohnen Sie schon in Chicago, CK? Was sagt Ihnen der Name Richard Speck?«
Der Chicagoer Cop runzelte die Stirn,
Weitere Kostenlose Bücher