Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Plastikgegenstand von der Größe einer Kreditkarte hervor. Sie hält ihn mit zitternden Fingern vor ihr Gesicht wie einen Talisman – als wollte sie damit einen Dämon abwehren, der aus der Hölle gesandt wurde, um ihre Seele zu stehlen. Und sie zweifelt nicht einen Moment daran, dass dieser Mann ein solcher Dämon ist. Sie war sich noch nie im Leben einer Sache sicherer.
Als er sein grausiges Werk an Liza vollbracht hat, sammelt er die abgetrennten Finger vom Boden auf und lässt einen nach dem anderen in einen großen verschließbaren Plastikbeutel fallen. Er legt den Beutel in den Aktenkoffer und schließt den Deckel. Mit einem lauten Klicken ist der makabre Inhalt weggesperrt.
Er dreht sich zu Liza um, tritt erneut zu und bricht ihr dabei hörbar mehrere Rippen. Noch während er zutritt, stellt Ahn voller Erstaunen fest, dass in seinen dämonischen, fremdartigen Augen keine echte Bosheit lauert.
Er steht hoch aufgerichtet über Liza, während seine Finger die Kratzer an seinem Hals betasten.
»Tut mir leid, tut mir wirklich leid«, sagt er, obwohl ihm klar sein muss, dass er sich bei einer Leiche entschuldigt. »Ich muss deine kleinen dicken Finger mitnehmen, Honey. Verstehst du, ich habe eine verdammt wichtige Lektion von Timothy Spencer gelernt. Du kennst ihn vielleicht unter dem Namen Southside Strangler. Jede Wette, du hast nicht gewusst, dass Timothy der erste Serienkiller war, der mithilfe von DNA-Proben überführt wurde, oder? Ja, das ist wahr. Er hat fünf kleine Mädchen vergewaltigt und ermordet, und das war gut – aber dann beging er den Fehler, seine DNA am Tatort zurückzulassen, und das war gar nicht gut. Das war sogar ausgesprochen schlecht. Ich werde nicht den gleichen Fehler machen, Honey. Ich bin zu schlau, verstehst du?«
Er stockt und begutachtet mit seinen Reptilienaugen Lizas verstümmelten Leichnam. »Verdammt, Mädchen, du warst sicher keine gute Studentin, aber eine rattenscharfe kleine Wildkatze, weißt du das? Du und ich, wir hätten uns wunderbar amüsieren können, aber nein, du musstest ja alles verderben, bevor wir die Gelegenheit hatten. Sieh nur, wohin es uns geführt hat.«
Das ist alles, was Ahn noch gefehlt hat. Sie hat genug gesehen und gehört. Sie kann nicht mehr. Der Kerl ist wahnsinnig, und Leute wie er sind nicht imstande, ihre Handlungen zu kontrollieren. Diese eine, unbestreitbare Tatsache macht ihn gefährlicher als alle andere Bösartigkeit in der Welt zusammengenommen.
Heftige Schauer laufen Ahn über den Rücken, als sie ihren kleinen Körper gegen die Wand unter dem Bett drückt – weit weg von ihm, so weit wie nur möglich weg von diesem Dämon . Sie zittert unkontrolliert, während sie auf das entsetzliche Gefühl wartet, seine blutverschmierte behandschuhte Hand im ungeschützten Nacken zu spüren. Er wird sie jeden Moment unter dem Bett hervorziehen, so viel ist sicher. Wie ein hilfloses Kaninchen, ausgewählt für den Kochtopf. Er wird sie unter dem Bett hervorziehen, und sie wird einem sicheren, grauenvollen Tod ins Auge sehen.
Mehrere endlose Augenblicke vergehen, während Ahn seinem Atem lauscht. Die rhythmischen Geräusche sind die einzigen Laute im Zimmer – dunkle Wogen des Bösen, die laut gegen die Küste des Wahnsinns krachen. Sein Atem klingt erregt, beinahe hechelnd.
Sie erkennt, dass er sich vergnügt , und muss würgen.
Eine Pause, als er den letzten Atemzug etwas länger anhält als die vorhergehenden. Und dann hört sie fassungslos das Geräusch seiner Schritte, als er sich abwendet und langsam zur Tür geht.
Dort scheint er für mehrere endlose Augenblicke zu verharren, als versuchte er sich darüber klar zu werden, ob er nicht vielleicht doch kehrtmachen und Ahn umbringen soll. Dann aber hört sie, wie die Tür mit einem leisen Klick ins Schloss fällt.
Und dann … nur noch Stille.
Ahn spitzt die Ohren, lauscht angestrengt auf das Geräusch seines Atems.
Nichts.
Er ist weg. Der Dämon hat sie verschont.
Aber warum ?
Der Grund ist nicht wichtig. Er ist gegangen, er ist fort, und das ist alles, was jetzt zählt.
Sie wartet noch fünf weitere Minuten unter dem Bett, bis sie vollkommen sicher ist. Sie misst die Zeit mit ihrer Armbanduhr. Als mehrere Menschenleben vergangen sind, kurze Zeit später, spitzt sie ein letztes Mal die Ohren und lauscht nach dem Geräusch seines hechelnden Atmens.
Nichts.
Das einzige Geräusch kommt von der summenden Fluoreszenzlampe an der Decke.
Schließlich verkrampft ihr kleiner
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