Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
niemand, den wir befragt haben, etwas gesehen oder gehört. Der Tatort war ziemlich blutig. Der Killer hat ein Messer benutzt. Es gibt Fingerspuren an den Hälsen der drei Opfer, aber keine Abdrücke, die wir analysieren könnten. Der Coroner sagt, es wäre schwierig zu entscheiden, woran die Mädchen letztendlich gestorben wären – durch das Messer oder durch Erwürgen –, aber er meint, beides wäre für sich genommen tödlich gewesen.«
Konstantopolous hielt inne und fuhr sich mit der Hand durch das sich lichtende schwarze Haar. »Ach ja, da wäre noch etwas. Die Exfreundin unseres Verdächtigen hat keine Finger mehr an der rechten Hand. Sie wurden mit einer Gartenschere oder Zange abgetrennt.«
Dana zuckte zusammen.
»Ja. Kein hübscher Anblick. Wie dem auch sei, seine Sachen waren von oben bis unten voll mit eingetrocknetem Blut. Er sagte, es wäre die Zeit des Schweineschlachtens draußen auf der Ranch in Wyoming und er hätte sich nicht umgezogen, bevor er zu der Uni gefahren sei. Seine Sachen sind zurzeit im Labor. Wir warten auf das Testergebnis. Es müsste morgen, spätestens übermorgen vorliegen. Wie ich bereits sagte, ist er der Exfreund eines der ermordeten Mädchen. Sein Name ist Trent Bollinger.«
Konstantopolous nickte dem Diensthabenden am Empfang zu und holte kurz Luft, bevor er mit seinem Bericht fortfuhr. »Wir haben in Wyoming angerufen, um den Mann zu überprüfen. Als sie dort erfahren haben, was hier unten los ist, sagten sie, bei ihnen hätten sie einen ganzen Stiefel ähnlicher Morde gehabt. Einen Stiefel – was für ein merkwürdiger Ausdruck, finden Sie nicht? Aber genau das hat er gesagt. Einen ganzen Stiefel .«
Konstantopolous schüttelte den Kopf. »Wie dem auch sei, wir haben Bollinger in Gewahrsam genommen, aber er redet nicht. Er sagt, wir wären eine Bande von Arschlöchern, und könnten ihn kreuzweise. Er will auch keinen Anwalt, nichts dergleichen. Behauptet, wir würden versuchen, ihm einen Sexualmord anzuhängen, und er würde von jetzt an gar nichts mehr zu irgendjemandem sagen. Um ehrlich zu sein, wir hatten gehofft, Sie könnten Ihre weiblichen Überzeugungskräfte einsetzen, um das zu ändern.«
Dana drehte sich zu ihm um, als sie vor den Gewahrsamszellen anhielten. »Ich werde sehen, was ich tun kann, CK, aber ich würde viel lieber zuerst einen Blick auf den Tatort werfen, bevor ich mit diesem Bollinger rede. Könnte einer von Ihren Kollegen mich hinbringen, damit ich mich umsehen kann?«
Detective Konstantopolous zögerte keine Sekunde. »Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Sie fahre?«
Dana nickte. »Das wäre mir sehr recht, Detective. Danke sehr.«
49.
Konstantopolous führte Dana durch ein Labyrinth von Korridoren in der riesigen Metro Police Station und nach draußen auf den großen Parkplatz, wo die zivilen Einsatzfahrzeuge standen. Sie stiegen in einen verbeulten 1986er Toyota Corolla, dessen brauner Lack an zahlreichen Stellen abblätterte, und fuhren das kurze Stück bis zur Loyola University. Dana empfand Konstantopolous’ ununterbrochenen belanglosen Smalltalk als beruhigend. Er half ihr, den emotionalen Tumult auszublenden, der ihr zu schaffen machte.
»Ich bin verheiratet, drei Kinder«, erzählte er über das statische Rauschen des Polizeifunks hinweg. »Ich schwöre bei Gott, meine Becky ist ein Engel, dass sie es mit einer Hackfresse wie mir aushält. Gott sei Dank haben die Kinder das Aussehen meiner Frau geerbt und nicht meines. Wie steht’s mit Ihnen? Sind Sie verheiratet? Haben Sie einen Freund? Kinder?«
Dana schüttelte den Kopf. »Weder noch. Ich bin nicht verheiratet und habe keinen Freund. Auch keine Kinder, es sei denn, man zählt Oreo.«
»Oreo?«
Sie erzählte ihm von dem Tag, an dem sie ihren pelzigen kleinen Freund im Tierheim nahe ihrer Wohnung gefunden hatte.
Oreo war eine von vielleicht dreißig Katzen gewesen, die sie sich angesehen hatte. Sie hatte ihn einen kurzen Moment hinter den Ohren gekrault und wollte schon zum nächsten Käfig weitergehen, als er eine kleine Pfote zwischen den Gitterstäben hindurchgesteckt und den Ärmel ihres Pullovers erwischt hatte. Und dann hatte er ihr direkt in die Augen geschaut und ein leises, herzerweichendes Miauen von sich gegeben, als wollte er sie fragen, was zum Teufel sie dabei dachte, einfach weiterzugehen. Ob er denn nicht gut genug für sie sei.
Der kleine Kater hatte ihr in diesem Augenblick das Herz gestohlen. Sie hatte ihn mitgenommen, und seither waren sie
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