Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
seit vier Stunden Feierabend. Bis Gulldén den Durchsuchungsbeschluss für Siskas Wohnung besorgt hat, werde ich mich erst mal gepflegt ausschlafen. Frag doch Bergeröd, der versucht seit einer Stunde, Siska weichzuklopfen. Der kennt aber plötzlich nur noch ein einziges schwedisches Wort, und das heißt Anwalt.«
»Vielleicht müssen wir heute noch eine Frau Tjäder in einem Hotel besuchen, die wissen könnte, wo Lucies«
»Und warum gehst du nicht selbst?«, unterbrach ihn Malin. Sie klang ungeduldig. Vielleicht war sie wirklich müde.
»Weil ich nur einen Bademantel anhabe.«
Es folgten ein paar Takte Schweigen, dann sagte Malin:
»Weißt du was, Greger, du kannst mich mal! Ich habe für heute genug getan für die Sicherheit des Landes, es ist neun Uhr, ich geh jetzt nach Hause und lass mir von meinem Mann die Füße massieren.«
»Das Haus ist zusammengebrochen«, sagte Forsberg.
»Was?«
»Mein Haus. Ich kann da nicht mehr rein, und die Hotels sind voll wegen der Buchmesse.« Warum rechtfertigte er sich eigentlich vor ihr?
»O mein Gott! Dasdas tut mir leid.«
»Meine ganze Wäsche ist noch in der Maschine. Falls wir diese Agentin Tjäder finden, kann ich dich dann noch mal anrufen? Ich möchte nicht den Vogel« Er biss sich auf die Lippen, aber es war schon zu spät. Selma knallte die Pizzakartons auf den Tisch, dann fiel die Küchentür mit Karacho ins Schloss, und danach die ihres Zimmers.
»Sie hat’s gehört«, sagte Malin.
»Scheiße, ja.«
»Na, dann noch einen schönen Abend.« Malin legte auf.
Erst mal was in den Magen bekommen, bis dahin hatte sie sich vielleicht wieder beruhigt. Außerdem konnte er hungrig nicht klar denken. Forsberg verschlang die Pizza direkt aus dem Karton, spülte mit Dosenbier nach und sagte gerade zu Sir Henry: »Ich weiß gar nicht, was sie hat. Vogel ist doch ein netter Spitzname«, als er die Wohnungstür zufallen hörte. Na, großartig! Jetzt, wo er sie dringend brauchte. Er überlegte, ob er sie anrufen sollte, aber sein Inneres sträubte sich dagegen. Einer Aussprache wäre er nicht aus dem Weg gegangen, dafür wurde es ohnehin Zeit, aber diese kindische WegrennereiWenigstens hätte sie ihm sagen können, wie weit sie mit dem Abtelefonieren der Hotels gekommen war. Frauen!
Mit neunzehn zog Lillemor bei Camilla aus. Wohnte an verschiedenen Orten, probierte Städte an wie Kleider, immer auf der Suche nach einem Platz, wo sie in Ruhe schreiben und glücklich sein konnte. So richtig glücklich fühlte sie sich allerdings an keinem Ort. Oder wenn, dann immer nur am Anfang. Aber sie war produktiv, und ihre Arbeit, der Erfolg, machte sie zufrieden. Davon profitierte schließlich auch Camilla, die dem Plattenbau in Backa den Rücken kehrte und in die Wohnung am Park zog.
Sie habe diese »protzige« Wohnung für Camilla nur gekauft, um ihn zu demütigen, warf der Stiefbruder ihr vor, und es kostete Lillemor etliche zehntausend Kronen, um seinen verletzten Stolz wieder zu heilen.
Camilla nahm das Geschenk der Wohnung ebenso gerne wie selbstverständlich an. Anstandshalber las sie Lillemors Bücher, aber dennoch wusste sie mit dem Beruf und dem Erfolg ihrer Tochter nichts anzufangen. Sie hatte nie zur Literatur gefunden. »Das Fabulieren hast du von meinem Vater, der lebte auch ständig in einer anderen Welt«, war alles, was sie hin und wieder bemerkte. Enttäuscht vom eigenen Scheitern und hoffnungslos verstrickt in ihre altbackenen Vorstellungen eines erfüllten Frauenlebens, verweigerte Camilla ihrer Tochter die Anerkennung, nach der sich diese so sehr sehnte. Vielleicht wäre ihre Mutter stolz auf Lillemor gewesen, wenn sie einen schwerreichen Mann geheiratet und damit das erreicht hätte, woran Camilla selbst gescheitert war. Als Lillemor dies allmählich klar wurde, besuchte sie ihre Mutter nur noch selten. Sie hatten einander wenig zu sagen und außerdem befürchtete Lillemor bei jedem Besuch, dem Geier in die Arme zu laufen. Bis zu Camillas Tod blieben sie zwei voneinander enttäuschte Frauen, auch wenn Lillemor ihre Mutter nach wie vor liebte.
Die Badewanne mitten im Zimmer hat man bestimmt selten in einem Hotel, dachte Selma. Aber das Avalon firmierte ja auch als Designhotel, das sah man schon von außen an dem beleuchteten Pool auf dem Dach, dessen eine Ecke über den Kungsportsplatsen hinausragte, sodass die Schwimmer von unten aussahen wie Kaulquappen.
Catherine Tjäder war Ende vierzig, ihre Hochsteckfrisur schien aus einer anderen Zeit zu stammen,
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