Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Forsberg.
»Das Gespräch wurde vor vier Jahren, zu Beginn der Buchmesse 2007, gesendet, als ihr neues Buch erschien. Aber aufgezeichnet wurde es am 17. August 2007. Ungefähr eine Stunde bevor Lucie Hansson verschwand. Ich habe gerade bei SR angerufen.«
Für einige Sekunden blieb es still.
Forsberg blickte in Selmas Augen und zugleich durch sie hindurch.
»O mein Gott«, flüsterte er. »Wie konnte das passieren?« Er hatte Leander Hanssons Alibi überprüft, selbstverständlich, doch der Name dieser Frau war nie gefallen, daran hätte er sich erinnert, der hätte im Protokoll gestanden. Nachdem etliche Mitarbeiter des Senders bestätigt hatten, dass Hansson den ganzen Vormittag im Haus gewesen sei, hatte er nicht nachgefragt, wie und mit wem Hansson die Stunden vor dem Verschwinden seiner Tochter verbracht hatte. Hansson selbst hatte seinen prominenten Besuch ebenfalls nicht erwähnt, was kein Wunder war, der Mann war ja vollkommen durcheinander gewesen.
Forsberg verspürte den Wunsch, augenblicklich nach Stockholm zu reisen und aus dieser Agentin die Adresse von Lillemor Ahlborg alias Eyja de Lyn herauszuschütteln. Aber natürlich war das blödsinnig und im Moment an eine Reise auch nicht zu denken, es sei denn, er wollte sie in einem fremden Bademantel antreten.
»Lass mich nachdenken«, sagte er zu Selma, während er barfüßig durch die ganze Wohnung tigerte. Er überlegte, wen er in Stockholm anrufen und zu dieser Agentin schicken könnte. Jemand, der zuverlässig war, jemand, den er kannte. Knut Erichsen! Erichsen, inzwischen Kommissar wie er, war mit ihm zur Polizeischule gegangen, sie hielten losen Mailkontakt, was bei Forsberg bedeutete, dass er ihm alle zwei, drei Jahre eine Nachricht zu Weihnachten schickte. Erichsen würde ihn nicht hängen lassen, hoffte Forsberg.
»Vielleicht ist sie gerade hier«, sagte Selma, als er seine Runde beendet hatte und wieder in die Küche kam.
»Wie, hier?«, fragte Forsberg.
»In Göteborg. Morgen ist Buchmesse. Was eine anständige Literaturagentin ist, die wird doch wohl zur Buchmesse gehen, oder?«
Manchmal war der Vogel wirklich auf Zack.
»Gut. Dann rufen wir jetzt die wichtigsten Hotels an, und bei denen, die uns keine Auskunft geben, müssen wir eben wen hinschicken. Ich kann ja so nicht aus dem Haus. Wie lange dauert das denn noch?«
»Was?«, fragte Selma. Sie schaute nicht einmal auf und klapperte auf ihrem Notebook herum.
»Die Wäsche.«
»Knappe Stunde.«
Forsberg fluchte und sah sich suchend um. »Hast du einen Wäschetrockner?«
»Nein.«
Forsberg fühlte sich gefangen in Amundsen.
»Ich hab einen Fön«, sagte Selma.
»Großartig!« Forsberg sah sich bereits am Küchentisch sitzen und seine Unterhosen trocknen. »Was gibt es da zu lachen?«
Dieses unmögliche Frauenzimmer grinste immer noch.
»Im Keller ist ein Wäschetrockner. Gehört Jolanda, Wilmas Mutter. Aber ich darf ihn benutzen.«
»Sag das doch gleich«, raunzte Forsberg, während Selma schon die Nummer des ersten Hotels in ihr Handy tippte.
Forsbergs Telefon meldete sich. Malin.
»Treffer!«, rief sie aufgeregt. »Siskas Fingerabdrücke stimmen mit denen auf dem Müllsack bei Valerias Leiche überein!«
»Wer ist Siska?« Forsberg entging nicht, dass der Vogel bei dieser Frage den Kopf hob.
»Wie, ›wer ist Siska?‹ Der Mann von der Tagesmutter. Der mit dem Taxi, dem Auto auf der KinderzeichnungHat dir Selma nichts davon gesagt?«
»Doch, doch«, sagte Forsberg und nahm sein Gegenüber scharf aufs Korn. Na warte! »Und wo ist er jetzt?«
»Bei uns im Verhörraum. Seine Frau haben wir auch mitgenommen, damit sie keine Beweise verschwinden lässt.«
»Weiß Gulldén schon Bescheid?«, fragte Forsberg.
»Den ruf ich gleich an, ich wollte nur erst dir Bescheid sagen. Jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache.«
»Ja«, sagte Forsberg.
»Was ist los?«, fragte Malin. »Du hörst dich komisch an.«
Ein schriller Ton gellte durch die Wohnung. Das musste die Türklingel sein. »Die Pizza«, murmelte er und bat Selma, die Tür zu öffnen. »Warte! Ich bezahleverdammt, wo ist mein Portemonnaie?«
Selma winkte ab, ging zur Tür, und Forsberg hörte sie mit dem Pizzaboten reden.
»Hast du Besuch?«, fragte Malin.
Es war zwecklos, sie anzulügen, und es gab ja auch gar keinen Grund dafür. »Ich bin bei Selma zu Hause.«
»Ah«, kam es gedehnt.
»Wir haben eine heiße Spur im Fall Lucie Hansson, wir könnten Hilfe gebrauchen.«
»Oh, nein, ich habe eigentlich schon
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