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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Proportionen jedes Mal denken. Sie war hochgewachsen, mit breiten Schultern, kleinen Brüsten und einem ausladenden Becken. Und sie trug mindestens Schuhgröße 42. Alles in allem eine faszinierende Erscheinung, die geeignet war, Forsbergs erotische Phantasien zu befeuern, denn er liebte Frauen, die nicht dem Durchschnittsgeschmack entsprachen.
    Noch heute beneidete er Leander Hansson glühend um die Affäre mit diesem Prachtweib, von der ihm Tinka Hansson am zweiten Tag nach Lucies Verschwinden berichtet hatte.
    Laut Tinka Hansson war das Verhältnis ihres Mannes mit der Journalistin im April 2007 aufgeflogen, vier Monate vor Lucies Verschwinden. Als ehemalige Geliebte des Vaters von Lucie gehörte Eva Röög damit automatisch zum Kreis der Verdächtigen. Noch dazu war sie an dem Vormittag in unmittelbarer Nähe des Tatorts gewesen, nämlich in der Lounge des Hotels Avalon am Kungsportsplatsen, allerdings eine Stunde bevor Lucie verschwand. Sie hatte dort zusammen mit ihrem Kollegen Leif Hakeröd auf eine finnische Tangotruppe gewartet, die im Avalon residierte, denn während des Sommerfestes musste die Nachrichtenredaktion den Kollegen aus dem Kulturressort Termine abnehmen, um die Fülle der Ereignisse einigermaßen bewältigen zu können. Doch die Finnen hatten offenbar am Vorabend zu viel gebechert oder die Verabredung vergessen, sie waren jedenfalls nicht erschienen. Zur Tatzeit war Eva unterwegs gewesen zu ihrem nächsten Termin in der Kunsthalle. Dort war die Journalistin kurz vor dreizehn Uhr eingetroffen, das hatte Forsberg dezent überprüft. Für die halbe Stunde davor gab es keine Zeugen. Eva gab mürrisch an, sie wäre über die Avenyn gebummelt und hätte dabei in einige Läden geschaut.
    Obwohl Forsberg nicht ernsthaft daran glaubte, dass die Frau mal eben zwischen zwei Terminen in der Mittagspause das Kind ihres Exgeliebten entführte, hatte er sie dennoch dazu vernehmen müssen. Es war eine unangenehme Situation gewesen, für beide. In der Vergangenheit war Eva fast jede Woche in ihr Dezernat hereingeschneit und hatte versucht, den Beamten Neuigkeiten über die gerade anliegenden Kriminalfälle zu entlocken. Forsberg erinnerte sich noch gut an die Flirts mit ihr, aber sie hatte nie angebissen, obwohl es ihm manchmal so vorgekommen war, als sei sie ganz knapp davor. Jetzt wurde ihm einiges klar.
    Während des Verhörs – Forsberg hatte versucht, es wie eine vertrauliche Unterhaltung anzugehen, aber das war gründlich misslungen – hatte der Kommissar herauszuhören geglaubt, dass Eva Leander Hansson tatsächlich geliebt hatte. Rache einer enttäuschten Geliebten? Alles in ihm sträubte sich gegen diese plumpe Theorie, aber er konnte sie auch nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Was ihm Eva Röög offenbar bis heute sehr übel nahm. Jedenfalls hatte sie seitdem nie mehr einen ihrer wunderbar großen Füße in sein Büro gesetzt. Vielleicht auch, weil ihr die Sache peinlich war. Dabei hatte Forsberg nicht nur alles getan, um ihren Ruf zu schützen, nein, er hatte darüber hinaus sogar gegen die Vorschriften verstoßen. In keiner Akte, in keinem Protokoll tauchte Evas Name auf, nicht einmal in dem bewussten Vernehmungsprotokoll mit Tinka Hansson, die es zum Glück unterschrieben hatte, ohne es zu lesen.
    Aber auch heute, vier Jahre danach, gönnte sie ihm lediglich ein knappes Nicken. Das hat man nun davon, dachte Forsberg, während er der Witwe förmlich sein Beileid aussprach. Marta Cederlund schien verwundert über seine Anwesenheit, aber sie bedankte sich höflich-distanziert, wie es ihre Art war, für sein Kommen.
    Zeitverschwendung, dachte Forsberg, und dass er besser mit dem Vogel nach Biskopsgården gefahren wäre. Er wandte sich zum Gehen. Eva Röög stand bei ihren Kollegen. Er grüßte sie erneut und bemerkte dann zu seiner Verblüffung, dass sie auf ihn zusteuerte. »Man darf doch auf Friedhöfen rauchen, oder?«, fragte sie, als sie vor ihm stand.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Forsberg.
    Sie zündete sich eine Zigarette an, stieß eine Rauchwolke aus und sagte: »Langsam weiß man das ja nicht mehr. Bald wird man nur noch in großen Käfigen rauchen dürfen, die in miesen Gegenden aufgebaut werden, mit vielen Warnschildern drum herum.«
    Forsberg war hingerissen. Das sah ihr ähnlich, diese Begrüßung nach vier Jahren beleidigten Schweigens. Blieb noch die Frage, was sie von ihm wollte. Er musste nicht lange rätseln.
    »Stimmt irgendwas nicht mit Cederlunds

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