Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
besuchte er sie ungefähr zweimal in der Woche und für die restlichen Abende kaufte er ihr einen Farbfernseher.Er blieb immer nur ein paar Stunden, bis elf oder zwölf, damit er seiner Frau noch vormachen konnte, er käme von einem Geschäftsessen. Er hatte große Angst, dass seine Frau etwas merken könnte, denn da war dieser Ehevertrag, der ihn im Fall einer Scheidung als armen Mann dastehen lassen würde. Zumindest stellte er das Camilla gegenüber so dar.
Camilla war der Überzeugung, dass er übertrieb. Schlau, wie er war, hatte er doch bestimmt irgendwo ein paar Schäfchen im Trockenen. Und sagte er nicht immer wieder, dass er sie liebte? Er sagte es jedenfalls an jenem Abend, an dem sie zu viel Rotwein tranken, um in Stimmung zu kommen, und er nach dem Koitus in ihren Armen einschlief, anstatt, wiesonst, zu duschen und nach Hause zu fahren, zu seiner Frau. Camilla machte in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Jede gestohlene Sekunde wollte sie neben ihrem sanft schnarchenden Geliebten auskosten. Sie schmiedete Zukunftspläne. Denn nun würde endlich Bewegung in die Sache kommen. Seine Frau, die ihn ja ohnehin weder liebte noch verstand, würde erkennen müssen, dass er eine andere liebte, nämlich sie, Camilla.
Er hatte erwähnt, dass er gern Kinder gehabt hätte. Einen Sohn und Erben. Seine Frau war jedoch schon vierzig und noch immer kinderlos. Da tat sich wohl nichts mehr. Aber sie, Camilla, war jung und fruchtbar und hatte vor ein paar Wochen die Pille abgesetzt.
Am Morgen, nach dem Erwachen, stand ihm die Panik ins Gesicht geschrieben. Er brüllte sie an, wieso sie ihn nicht geweckt habe, dann zog er sich an und knallte die Tür zu.
Im Büro sah man ihn an diesem Tag nicht mehr.
Das Grinsen des Vorzimmerdrachen erinnerte an einen überspannten Bogen, als sie Camilla am übernächsten Tag die Kündigung auf den Schreibtisch legte. Sie erhielt zwei Monatsgehälter als Abfindung und hatte acht Tage Zeit, um das Apartment in Rosenlund zu verlassen.
Der Montagmorgen begann für Forsberg mit einem Anruf von Eva Röög höchstpersönlich. »Gnä’ Frau, was verschafft mir die Ehre?«, zwitscherte Forsberg, während der Vogel das Gesicht verzog, als hätte er Zahnschmerzen.
»Der Überfall auf Marta Cederlund. Gibt es schon Neuigkeiten?«
Forsberg überlegte, ob er ihre Neugier ausnutzen und Eva zu einem Treffen überreden sollte. Aber dafür wusste er einfach nicht genug, und sie wäre sicherlich nicht begeistert, wenn er sie für ein paar dürftige Informationen irgendwohin bestellte. Also sagte er: »Soviel ich weiß, liegt sie immer noch im Sahlgrenska und ist nicht bei Bewusstsein. Mehr weiß ich nicht. Für Einbrüche bin ich nicht zuständig.«
»Hättest du trotzdem Zeit für ein kurzes Gespräch unter vier Augen?«
Forsberg war entzückt. »Tja, mal sehen... Ist schwierig. Ich stecke nämlich mitten in diesem Fall...«
»Forsberg, lass die Fisimatenten!«
Sie verabredeten sich zur Mittagszeit in einem Café auf der Avenyn. Als er aufgelegt hatte, warf er einen Blick hinüber zu Selma, die in ihre Akte hineingrinste. Immerhin schien sie nicht mehr beleidigt zu sein. Am Freitagnachmittag hatte Malin Kuchen von irgendeiner Feier – Geburtstag oder weiß der Geier was – vorbeigebracht. Forsberg blieb solchen Anlässen grundsätzlich fern, und der Vogel war entweder solchen Vergnügungen ähnlich abgeneigt wie er oder gar nicht eingeladen gewesen. Angesichts der Fürsorge von Malin hatte Selma wissen wollen, ob Forsberg mit Malin was am Laufen hätte.
Er hatte dieses impertinente Frauenzimmer mit, wie er fand, klaren Worten in die Schranken gewiesen, woraufhin sie ihre Lederjacke über die Schulter geworfen hatte und grußlos gegangen war.
Malin. Lange her, paar Jahre schon. Als das Ganze immer mehr auf eine »Beziehung« zugesteuert war, hatte er einen Rückzieher gemacht. Er kannte sich inzwischen zu gut, und es hatte noch bei jeder Frau jenen Punkt gegeben, an dem er aufhörte, sie zu lieben, an dem er plötzlich die Gewissheit hatte: Sie ist es nicht. Bei Malin war das noch gar nicht der Fall gewesen, aber er wusste, auch mit ihr würde es so weit kommen. Außerdem kam ihm allmählich der Verdacht, dass er die dauernde Nähe eines anderen Menschen gar nicht ertragen würde. Schon als Kind hatte er sich gerne in sein Baumhaus verkrochen und war glücklich gewesen, dort allein zu sein. Da er Malin wirklich sehr gernhatte, fand er, dass sie wenigstens Ehrlichkeit verdient hatte. Natürlich war
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